Der Schreibtischvermieter Unicorn ist in die Gerichtstraße gezogen. Dort heißt es nun: Schreibtische statt Briefmarken. Im historischen Postamt in der Gerichtstraße 51 vermietet das Unternehmen Unicorn zahlreiche Coworking-Schreibtische. Coworking heißt auf deutsch Zusammenarbeit und beschreibt eine relativ ungebundene Möglichkeit für junge oder kleine Firmen, Büroräume anzumieten.
Gemietet werden Büros oder Schreibtische zum Beispiel pro Monat. Je nach Bedarf können Tische kurzfristig hinzu- und abbestellt werden. Büronomaden könnte man die nennen, die hier zeitweise arbeiten. Unicorn wirbt damit, dass eine „Barista Kaffee Flatrate“ inklusive ist. Außerdem enthält die Monatspauschale Topfpflanzen, Drucker und leistungsfähiges Internet. In der Gerichtsstraße vermietet Unicorn 300 Tische in 35 unterschiedlich großen Büros. Dafür nutzt Unicorn eine Etage in der ehemaligen Post.
Die Unicorn Berlin WEM GmbH ist ein Unternehmen mit Sitz im Wedding in der Gustav-Meyer-Allee. Die Gesellschafter sind unter anderem Geschäftsführer Florian Kosak und Investor Masoud Kamali. Das 2015 gegründete Unternehmen hat aktuell 63 Mitarbeiter und zwölf Standorte in Berlin. Hinzu kommen fünf weitere in Deutschland und zwei in Lissabon. „Unser Fokus liegt auf vollausgestatteten Teambüros mit flexiblen Verträgen und Services zu fairen Preisen“, wie ein Pressesprecher sagt.
Im Wedding gibt es bereits zahlreiche ähnlicher Büro-WGs für Freiberufler und startende Jungfirmen. Mit dem Tuechtig in den Osramhöfen gibt es einen barrierefreien Co-Working-Space, das Ahoy!Berlin im Brunnenviertel ist mit 4.500 Quadratmetern relativ groß, die Spott Box in der Seestraße richtet sich an Kreative, in den Uferhallen kann man Schreibtische in der Alten Kantine mieten und das CU-Office in der Genter Straße will Abfall verringern. Manchmal können Schreibtische stundenweise, andernorts tageweise oder monatsweise gebucht werden.
Das alte Postamt N 65 in der Gerichtstraße 50⁄51 steht unter Denkmalschutz. Es wurde von 1926 bis 1928 von Postbaurat Wilhlelm Tietze gebaut. Es ist ein Beispiel für den Stil der Neuen Sachlichkeit. „Wilhelm Tietze gelang es, allein mit Backstein und Terrakotta eine ausdrucksstarke, subtil durchdachte Relieffassade zu schaffen“, heißt es in der Denkmalliste des Landes Berlin.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag.