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Ungeliebtes Müllerstraßenfest – was tun?

13. Januar 2014
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Die Wed­din­ger haben mit den Füßen abge­stimmt – und die diver­sen Mül­lerstra­ßen­fes­te immer sel­te­ner besucht. Kein Wun­der, denn mit einer attrak­ti­ven Fest­mei­le hat­ten die Ver­an­stal­tun­gen in den letz­ten Jah­ren nach Mei­nung vie­ler Besu­cher nicht viel zu tun.

“Aktu­ell ist das Mül­lerstra­ßen­fest kein Fest, son­dern ganz über­wie­gend ein Bil­lig­markt. Das steht im Gegen­satz zu den Bemü­hun­gen, die Mül­lerstra­ße auf­zu­wer­ten”, fin­det auch die Stadt­teil­ver­tre­tung mensch.müller, die die von ver­schie­de­nen Ver­an­stal­tern durch­ge­führ­ten Stra­ßen­fes­te sehr kri­tisch sieht. Denn die Mül­lerstra­ße lau­fe durch die Qua­li­tät der Fes­te Gefahr, wei­ter als Ramsch- und Bil­lig­mei­le in Ver­ruf zu geraten.

Die Stadt­teil­ver­tre­tung hat sich in den letz­ten Jah­ren auf­grund der man­geln­den Qua­li­tät der Ver­an­stal­tung immer wie­der mit dem The­ma aus­ein­an­der­ge­setzt und auch Vor­schlä­ge zur Neu­aus­rich­tung der Ver­an­stal­tung unterbreitet.

Weg vom Image als Billigmeile: die Müllerstraße
Weg vom Image als Bil­lig­mei­le: die Müllerstraße

Auch die Gewer­be­trei­ben­den der Mül­lerstra­ße leh­nen die Fes­te in ihrer jet­zi­gen Form mit gro­ßer Mehr­heit ab, wie eine Befra­gung auf­zeigt. Aller­dings spre­chen sich die Gewer­be­trei­ben­den wie­der­um mit knap­per Mehr­heit für eine qua­li­ta­tiv bes­se­re Ver­an­stal­tung aus, die dann aber tat­säch­lich einen Fest­cha­rak­ter haben soll. Es müs­se ein Trä­ger gefun­den wer­den, der vor­her defi­nier­te Kri­te­ri­en erfül­len muss. Die bis­he­ri­gen Ver­an­stal­ter (Fa. arran­ge-event und Fa. Narey­ka Event) kom­men aus Sicht der Stadt­teil­ver­tre­tung für eine alter­na­ti­ve Ver­an­stal­tung zur bis­he­ri­gen Form der „Mül­lerstra­ßen­fes­te“ aller­dings nicht in Betracht. Die Stadt­teil­ver­tre­tung begrün­det dies damit, dass die bei­den Ver­an­stal­ter “alle Kri­tik an der bis­he­ri­gen Art und Wei­se der Durch­füh­rung igno­riert haben, offen­kun­dig nur dazu fähig oder bereit sind, in der Mül­lerstra­ße Bil­lig­märk­te durch­zu­füh­ren, nicht jedoch Stra­ßen­fes­te, wel­che die­se Bezeich­nung ver­die­nen und trotz teil­wei­se anders­lau­ten­der Zusa­gen kei­ne Bereit­schaft gezeigt haben, die ansäs­si­gen Gewer­be­trei­ben­den mit ein­zu­be­zie­hen”.

Aus den Rei­hen der Gewer­be­trei­ben­den kamen denn auch Vor­schlä­ge, die durch­aus eine Prü­fung ver­dient hät­ten. Wür­de es zum Bei­spiel nicht aus­rei­chen, das Fest nur an einem Tag (Sonn­tag), ggf. auch zwei­mal im Jahr aus­zu­rich­ten? Könn­te man auch in eine Sei­ten­stra­ße (z.B. Ost­ender Stra­ße) oder auf den Leo­pold­platz und/oder den Rat­haus­vor­platz aus­wei­chen? Könn­te nicht nur eine Fahr­bahn der Mül­lerstra­ße gesperrt wer­den? So könn­ten die durch die bis­her not­wen­di­gen Umlei­tun­gen ver­ur­sach­ten Ver­kehrs­be­las­tun­gen für die angren­zen­den Vier­tel wie auch die Behin­de­run­gen der nor­ma­len Geschäfts­tä­tig­keit der Gewer­be­trei­ben­den weit­ge­hend redu­ziert werden.

Am bes­ten fän­de es die Stadt­teil­ver­tre­tung denn auch, wenn im Jahr 2014 eine Pau­se ein­ge­legt wird und kein Mül­lerstra­ßen­fest statt­fin­det. Erst wenn ein kla­res Kon­zept vor­liegt und auch eine brei­te Betei­li­gung der Insti­tu­tio­nen vor Ort gewähr­leis­tet ist, soll­te es wie­der ein Mül­lerstra­ßen­fest geben. Unab­hän­gig davon for­dert die Stadt­teil­ver­tre­tung das Bezirks­amt Mit­te auf, eine recht­li­che Mög­lich­keit zu prü­fen, die bis­he­ri­ge Form von Stra­ßen­fes­ten zu untersagen.

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

10 Comments Leave a Reply

  1. “ist die ost­ender str kein öffent­li­cher raum, weil sie da wohnen?”

    Da Sie, aus wel­chem Grund auch immer, davon aus­zu­ge­hen schei­nen: Nein, dort woh­ne ich nicht.

    Ich hät­te genau­so gut die Brüs­se­ler, Utrech­ter oder Ams­ter­da­mer Stra­ße erwäh­nen kön­nen –– dies sind mit­samt Wohn­stra­ßen, wäh­rend ein öffent­li­cher Platz nun mal für öffent­li­che Ver­samm­lun­gen genutzt wird. Dort wer­den Anwoh­ner weit weni­ger gestört als bei rei­nen Straßenfesten. 

    Was mir aller­dings beim Mül­lerstra­ßen­fest auf­ge­fal­len ist: In der Ost­ender stan­den Toi­let­ten, die von vie­len Men­schen, vor allem Betrun­ke­nen und/ oder Obdach­lo­sen, gar nicht benutzt wor­den sind. Es wur­de ein­fach an Gebäu­de uri­niert und lei­der sah ich dort auch mehr­mals Men­schen, die sich über­ga­ben. Für die Anwoh­ner ist das bestimmt nicht so schön … Auch des­halb ist mir die Idee, auf Wohn­stra­ßen aus­zu­wei­chen, unsympathisch.

    • ist denn ein stra­ßen­fest, wel­ches (hof­fent­lich) für die anwohner_innen
      ver­an­stal­tet wird wirk­lich so eine gro­ße ein­schrän­kung, wie sie sie
      her­bei­schrei­ben wol­len? 3 tage von 365 und in einer neben­stra­ße die
      chan­ce, den cha­rak­ter des fes­tes wan­deln zu kön­nen… 9–22h schunkel-
      musi, kin­der­la­chen auf karus­sels und ein besof­fe­ner kiez, der sich
      aus den nach­barn der anwohner_innen und ihnen selbst generiert?
      so schlimm oder so nor­mal? so ver­werf­lich oder so berech­tigt? so dystopie
      oder so realität?
      viel­leicht ein­fach mal was neu­es aus­pro­bie­ren, frau wallace?
      viel­leicht ein­fach mal akzep­tie­ren, in wel­chem sozia­len man/frau lebt?
      ich lad sie auf nen fut­schi am ost­ender dixi ein!

      p.s. auch an öffent­li­chen plät­zen woh­nen men­schen btw. was ist denn, wenn
      die sich auch gestört füh­len? machen wir dann gar kei­ne fes­te mehr?

  2. Ich den­ke auch, dass momen­tan nie­mand mit die­sem Fest voll­ends zufrie­den ist. Weder die Ver­käu­fer und Stand­be­sit­zer, noch die Gewer­be­trei­ben­den, die in der Mül­lerstra­ße ansäs­sig sind und erst recht nicht der gemei­ne Weddinger.

    Für den Ver­an­stal­ter muss es sich ja rech­nen, sonst wür­de er es ja nicht Jahr für Jahr wie­der ver­an­stal­ten. Um ein rich­ti­ges, voll­wer­ti­ges Volks­fest zu ver­an­stal­ten, dass auch im gan­zen Bezirk so gese­hen wird, braucht es aller­dings zwin­gend zwei Tage. Sonst lohnt sich Auf­bau und Absper­rung, etc. gar nicht und rech­nen wird es sich dann eher nicht mehr.

    Bil­lig-Ware gibt es da natür­lich zu hauf, aber auch hier gilt: Es bie­tet der an, der sich davon was ver­spricht und das scheint ja noch so der Fall zu sein. Die Brat­wurst dort ist bspw. seit zwei Jah­ren mit 2,50 € – 3,00 € gar nicht mehr bil­lig – Socken, Gür­tel und Co. jedoch schon.

    Ein Kon­zept muss her! Das kann aber nicht lau­ten, in die Neben­stra­ßen aus­zu­wei­chen. Schon gar nicht, wenn im nächs­ten Absatz gleich die Nach­tei­le für die Anwoh­ner der Neben­stra­ßen ange­spro­chen wer­den: Lärm, Schmutz, zusätz­li­che Gefahren.

    Eine Sper­rung von nur einer Fahr­bahn hal­te ich dage­gen für sinn­voll. Um Gleich­heit zu waren, soll­te dies jedes Jahr im Wech­sel geschehen.

    Ein Kin­der­ka­rus­sell reißt auch auf dem Dorf nie­man­den mehr vom Hocker und schie­nen­ge­bun­de­ne Mini-Autos auch nicht. Hier muss auch mehr für die Kin­der getan wer­den, dann schrei­en die schon laut genug, sodass die Eltern qua­si mit­ge­hen MÜSSEN. 🙂

  3. wen fragt man da eigent­lich bzw. für wen soll das fest denn stattfinden?
    für die gewer­be­trei­ben­den (5 nen­nun­gen im text)? die stadteilvertretung
    (6 nen­nun­gen im text)? die veranstalter_innen (3 nen­nun­gen im text)? die insti­tu­tio­nen vor ort (1 nen­nung im text)?

    oder die bürger_innen, anwohner_innen, besucher_innen (0 nennungen
    im text)? wie wärs mit ner 5 tägi­gen evaluation/ befra­gung am leo, müller/seestr und nem online­for­mu­lar? damit man halt die leu­te erreicht, die mit gre­mi­en­ar­beit nix anfan­gen können.

  4. Lie­ber Herr Faust,

    dies ist doch ein kri­ti­scher Bei­trag über das Mül­lerstra­ßen­fest, der die Sache auf den Nagel trifft. Ich hat­te die Gele­gen­heit im ver­gan­ge­nen Jahr die­ses ” Fest ” zu besu­chen. Ich fra­ge mich schon, wenn hier Mil­lio­nen für den Leo­pold­platz und ande­re öffent­li­che Plät­ze aus­ge­ge­ben wer­den, war­um das Bezirks­amt Mit­te oder wer immer dafür zustän­dig ist, solch einen ” Bil­lig-Basar ” oder wie jemand anders hier schreibt:
    Asi-Fest zu läßt. 

    Über­all gibt es bei öffent­li­chen Ver­an­stal­tun­gen, Auf­la­gen, war­um hier nicht???

  5. Das Wich­tigs­te wäre auch aus mei­ner Sicht: Mehr Fest, weni­ger Bil­lig-Markt. Mehr Live-Musik und Etwas inter­na­tio­na­le Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen (Künst­ler, die auf­tre­ten oder ihre Wer­ke prä­sen­tie­ren) wäre schon mal ein Anfang (Sie­he z. B. Kar­ne­val der Kul­tu­ren oder Berg­mann­stra­ßen­fest). Klar gibt’s anders­wo auch Ver­kaufs­stän­de. Aber es gibt drum­her­um auch ein Fest. Das fehlt beim Mül­lerstra­ßen­fest völlig.

  6. Den Vor­schlag, auf Neben­stra­ßen aus­zu­wei­chen, fin­de ich etwas unver­schämt – zumal in Stra­ßen wie der Ost­ender immer öfter in Woh­nun­gen ein­ge­bro­chen wird. Auf öffent­li­che Plät­ze zu set­zen, scheint mir die bes­te Lösung zu sein.

    • “Den Vor­schlag, auf Neben­stra­ßen aus­zu­wei­chen, fin­de ich etwas unverschämt”
      begründung?

      “— zumal in Stra­ßen wie der Ost­ender immer öfter in Woh­nun­gen ein­ge­bro­chen wird. ”
      zusammenhang?

      “Auf öffent­li­che Plät­ze zu set­zen, scheint mir die bes­te Lösung zu sein.”
      begrün­dung? ist die ost­ender str kein öffent­li­cher raum, weil sie da wohnen?

  7. Nicht umsonst trägt es schon seit eini­gen Jah­ren den Bei­na­men “Asi-Fest”

    Ein Vor­bild für künf­ti­ge Fes­te soll­te der klei­ne aber fei­ne Weih­nacht­markt im Dezem­ber am Peking­platz sein. mehr Wed­ding, mehr Kul­tur weni­ger Blöd­sinn und Kirmes.

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