Armbanduhren sind ein wenig aus der Mode gekommen. Die Zeit trägt der moderne Mensch auf dem Smartphone umher. Taschenuhren? Nur für Nostalgiker! Schaut eigentlich noch jemand auf die großen Zeitmesser, deren Zeiger sich seit ewigen Zeiten im öffentlichen Raum beharrlich im Kreise drehen? Ein kurzer Blick auf die Uhren im Stadtteil zeigt: ja, sie sind zumindest noch da. So tickt der Wedding!
Es gibt sie natürlich auf dem Bahnhof. Auch das jüngste Bahnhofsbauwerk im Stadtteil, die Bahnhofhalle des Bahnhof Gesundbrunnen, hat eine klassische Bahnhofsuhr. An einigen Kirchen sind Uhren angebracht, beispielsweise an der St.-Sebastian-Kirche am Gartenplatz. Sie zeigt den Kindern auf dem Spielplatz neben der Kirche an, wann es Zeit ist, nach Hause zu gehen. In einigen Straßen stehen Uhren auf hohen Pfählen, darunter Werbebotschaften. Diese Uhren gibt es zum Beispiel am Leopoldplatz, in der Osloer Straße, in der Brunnenstraße. Doch die meisten stehen schon ewig an ihrem Platz. Wie ein Möbelstück, das man nach langen Jahren kaum mehr wahrnimmt.
Die Zeit kommt aus Braunschweig
Heutzutage werden kaum mehr neue Zeitmesser im öffentlichen Raum aufgestellt. Das Zeitsignal muss jeder selbst auffangen. Die offizielle Zeit in Deutschland gibt es übrigens in Braunschweig. Dort betreibt die Physikalisch-Technische Bundesanstalt die maßgebliche Atomuhr. Bei ihr kann man immer die korrekte Zeit erfahren, ob Sommer- oder Normalzeit. An der Uhr gedreht wurde in Deutschland übrigens erstmals im Jahr 1916. Seit 1996 ist die Umstellung von Normalzeit auf Sommerzeit in Europa einheitlich. Auch die Uhren im öffentlichen Raum im Stadtteil machen natürlich mit bei diesem Wechsel, der sich bei vielen Menschen keiner großen Beliebtheit erfreut.
Verein repariert alte Turmuhr
Etwas altmodisch sind sie, diese Messgeräte. Insofern ist der Verein Berliner Unterwelten, der seinen Sitz nahe dem Bahnhof Gesundbrunnen hat, ein altmodischer Verein. Im Jahr 2017 hat er nämlich die Patenschaft für eine alte Turmuhr auf dem ehemaligen AEG-Gelände in der Gustav-Meyer-Allee übernommen. Die Berliner Unterwelten, die sich mit viel Einsatz um unterirdische Bauten und Denkmale unter der Erde kümmern, haben die alte Uhr, die keinen Tick mehr von sich gab, reparieren lassen. „Durch den Meisterbetrieb Glocken-Bittner, Spezialist für Kirchturmtechnik, Glocken, Turmuhren und Läutemaschinen, konnte die Uhr instandgesetzt werden und zeigt nun wieder die korrekte Zeit an“, schreibt der Verein stolz und weiß zu berichten, dass von der im 19. Jahrhundert eingebauten Uhr noch die Zeigerwerke und Zwischengetriebe original erhalten geblieben sind. Das Uhrwerk wurde in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts elektrifiziert. Nun tickt es wieder.
Zeitumstellung
Die Uhren werden jedes Jahr am letzten Sonntag im März um 2 Uhr eine Stunde vorgestellt und am letzten Sonntag im Oktober um 3 Uhr eine Stunde zurückgedreht. Wie lange das noch so geht, weiß im Moment niemand. Das Europäische Parlament hatte 2019 eigentlich beschlossen, die Zeitumstellung abzuschaffen. Seither können sich die Mitgliedsstaaten der EU nicht einigen, welche Zeit dann dauerhaft gelten soll: die Sommerzeit oder die Winterzeit. Wir warten ab, die Uhren ticken unbeeindruckt weiter.