“Wir haben der Trinkerszene gesagt, der gesamte Leopoldplatz kann nicht euch gehören.” So leitet Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel am Freitag (28.4.) eine Pressekonferenz ein. Thema ist die Trinkerszene vom Leopoldplatz. Von Dassel will die Trinker wieder auf den hinteren Teil des Platzes in Richtung Turiner Straße zurück locken. Außderm soll Berlins erster Trinkraum, das Knorke, wiedereröffnen. Dazu will er mit der Nazarethkirche verhandeln.
Mit Knorke soll alles wieder knorke werden
Von Dassel will der Bezirksverordnetenversammlung ((BVV) vorschlagen, den früheren Trinkraum Knorke wieder einzurichten. Ziel ist es, die Trinkerszene in den hinteren Bereich des Platzes in Richtung Turiner Straße zurückbringen. Dort wurden vor kurzem bei der Sanierung des gesamten Leopoldplatzes separate Bereiche für die Trinker geschaffen.
Grundsätzlich sei die Nazarethkirche bereit, das entsprechende Gebäude für ein wiederbelebtes Knorke zur Verfügung zu stellen, so von Dassel. Der Bezirk würde “eine feste Betreuung und festes Angebot sicherstellen”. Das heißt mit Sozialarbeitern soll verhindert werden, dass die “Trinker wieder ausbüchsen”. Judith Brock, Pfarrerin und stellvertretende Vorsitzende der Gemeindekirchenrats, mag dem Weddingweiser ihre Sicht auf die Dinge bislang noch nicht darstellen, “da die Planungen noch nicht beendet sind”.
Der Verein Knorke und der gleichnamige Trinkraum, der von Sozialarbeiterin Martina Sarzio geleitet wurde, eröffnete im März 2011. Im März 2015 war dann schon wieder Schluss. Grund aus Sicht der Knorke-Gegner: Die Polizei fand ein Drogendepot. Grund aus Sicht der Knorke-Befürworter: Knorke war schon zuvor gescheitert, weil die Mittel für die Sozialarbeiterstelle erheblich reduziert worden waren.
Kein Alkoholverbot für den gesamten Platz
“Es soll ausdrücklich kein komplettes Alkoholverbot geben, denn wir wollen ja die Szene auf den hinteren Teil des Platzes locken”, so von Dassel. Die CDU hatte in der BVV ein komplettes Verbot gefordert. In einem Interview mit der Berliner Morgenpost hatte von Dassel kurz nach Amtseintritt vage gesagt, ein Verbot “kann” eine Lösung sein. Nun hat er sich offenbar festgelegt und will ein teilweises Verbot für den Platz. So begrüßt er das bestehende Alkoholverbot auf dem nahe gelegenen Platz vor dem JobCenter. Die dortige Platzeigentümerin, die Berliner Immobilienmanagement (BIM – früher Liegenschaftsfonds), habe das Verbot ausgesprochen.
Drogen: Kita gibt auf und zieht um
Die Trinker allein sind es nicht, die Anrainern Sorgen bereiten, auch eine Drogenszene hat den Leo erobert. Nach Aussage von Dassels wird die Kirche nun den Standort ihres Kindergartens aufgeben. Die Kirche suche derzeit einen neuen Ort. Die Kita liegt derzeit auf dem hinteren Teil des Leopoldplatzes und damit dicht an der Drogenszene (die verdrängt werden soll) und nahe der gewollten Ansiedlung der Trinker.
Um dem Drogenkonsum zu erschweren, wird die kostenlose Toilette im hinteren Teil des Platzes mit einer Hausordnung versehen. Wichtigster Punkt: Nur eine Person darf die Toilette betreten. Dank dieser Hausordnung kann die Polizei gerufen werden, die nunmehr eine Handhabe hat bei Dauerbelegung und bei einer Nutzung durch mehrerer Personen. Beides seien in der Drogenszene typische Verhaltensmuster. Die Türen der zweiten Toilette auf dem vorderen Teil des Platzes sollen sich weiterhin erst nach Einwurf von 50 Cent öffnen.
Dauerthema Leo
Von Dassel unternimmt einen Anlauf, den Leopoldplatz zu einem Platz “für alle” zu machen (wie die SPD in ihren Anträgen in der BVV formuliert). Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass dieser Anlauf keineswegs der erste ist. Sein Vorhaben ist kein einfaches.
LINKS
Der Weddingweiser hat zuletzt am 2. November unter der Überschrift Der Platz im Rückfall über den zentralen Platz des Weddings berichtet.
Eine umfassende Darstellung zum Leopoldplatz gibt das Aktive Zentrum Müllerstraße auf 32 Seiten in einer Broschüre zum Platz.
Text und Fotos: Andrei Schnell
[…] Die Trinkerszene vom Leopoldplatz soll sich unsichtbar machen. „Wir haben der Trinkerszene gesagt, der gesamte Leopoldplatz kann nicht euch gehören.“ So leitet Bezirksbürgermeister Stephan von Dassel am Freitag (28.4.) eine Pressekonferenz ein. Thema ist die Trinkerszene vom Leopoldplatz. Von Dassel will die Trinker wieder auf den hinteren Teil des Platzes in Richtung Turiner Straße zurück locken. Außderm soll Berlins erster Trinkraum, das Knorke, wiedereröffnen. Dazu will er mit der Nazarethkirche verhandeln. weddingweiser.de […]
wo ist das problem?die Herrschaften lungern sowieso den U‑Bahn eingang zu.
Auch zum U‑Bahneingang am Leopold-Center gibt es in der BVV Vorschläge. Der Link untern führt zu einem Antrag der SPD “Ein Leopoldplatz für alle – Umgestaltung des U‑Bahnausgangs am Leopold Center” vom 7. Februar.
https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/bezirksverordnetenversammlung/online/vo020.asp?VOLFDNR=7790