Wer an der oberen Müllerstraße Hunger bekommt, sollte sich im Fahrradladen melden. Der Begriff “Futtern” in Kombination mit Muttern bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Einen Moment heißt es warten, bis der Schraubenschlüssel weggelegt ist und die Hände gewaschen sind, dann geht es in den benachbarten Imbiss. Die zündende Geschäftsidee in diesem Wohngebiet, in dem es aber auch einige Geschäfte, den BVG-Betriebshof und ein Seniorenheim gibt, scheint wohl in der Kombination verschiedener Bedürfnisse zu liegen. Im Zweiradladen hängen alte Emailleschilder. Die in feinen blauen Streifen tapezierten Wände des Imbisses zieren hingegen goldene Bilderrahmen und alte Maggi-Werbetafeln. Suppe gibt’s in drei Varianten, im Sommer nicht unbedingt an jedem Tag – das kauft bei Hitze kaum jemand, erzählt Herr Pörschke, der in beiden Läden gleichzeitig Dienst hat. Angeboten werden vier Menüs, die Hausmannskost wie Buletten und Leberkäse oder Imbiss-Essen wie Currywurst beinhalten.
Selbst in die Hand genommen
Das alles ist nichts Spektakuläres, aber der Inhaber Ingo Grützmacher, der den einzigen Fahrradladen weit und breit vor ein paar Jahren übernommen hat, hat seine Kunden und Nachbarn gefragt, was sie in diesem eher beschaulichen Teil des Weddings vermissen. Und bevor der leerstehende Nachbarladen eine weitere Shisha-Bar beherbergt, hat Grützmacher ihn einfach selbst gemietet. Der Imbiss versorgt nun ein gastronomisches Niemandsland: die Nachbarschaft findet hier einen hellen, freundlichen Raum mit Stehtischen, ein einfaches und leckeres Essensangebot und bei Bedarf auch Hilfe rund um den Drahtesel.
Müllerstr. 97, 13349 Berlin