Ist das Hip Hop, ist das Jazz oder handgemachte elektronische Musik? Das Genre ist am ehesten als Crossover zu bezeichnen. Es ist aber vor allem Freude am Musizieren, am Kombinieren und Ausprobieren, die am Freitag (31.5.) in dem kleinen Musikstudio in der Bellermannstraße die Besucherinnen und Besucher empfing. Das Studio Shiro hatte zum „Meet & Greet“ eingeladen, zum „Tag des Mics“. Es war eine Art offene Probe von Musikern, die sonst gar nicht zusammen spielen.
Der Grund für die kleine Party war die Freude über eine Finanzierung des Quartiersmanagements Badstraße. Mit dem Geld aus dem Aktionsfonds hat der Musiker, Filmemacher und Studioleiter Enkidu ranKX neue Technik angeschafft. „Wir haben jetzt professionelle Mikrofone in Studioqualität“, sagt er. Die Technik wird nun in dem kleinen Studio neben dem elektronischen Schlagzeug und allerlei Aufnahmegeräten ihren Platz finden. Nutzen können das Studio Jugendliche, aber auch Erwachsene – kostenfrei. „Hier arbeiten junge Musiker an ihren Stücken. Sie kommen oft mit einer Idee, wir feilen dann am Text oder an der Musik. Wer will, kann hier aber auch seinen Podcast aufnehmen“, erklärt Enkidu ranKX. Auch Videoclips zu den Stücken können produziert werden. Freitag von 12 bis 18 Uhr ist das Studio geöffnet, es können aber auch Einzeltermine vereinbart werden.
Wer schon länger den Weddingweiser liest, dem ist das Studio Shiro vielleicht ein Begriff. Das Projekt begann 2011 mit einem Laptop und einem einfachen Mikro. Im Haus der Jugend Mitte fand das mobile Studio ein temporäres Zuhause, wurde ab 2014 zu einem Tonstudio für Nachwuchsmusiker im Bellermannkiez. Auch kleine Erfolge konnten schon erreicht werden. So hat sich das Team 2016 mit einem Musikvideo aus dem Studio am Weddingweiser-Kurzfilmwettbewerb „90sek Wedding“ beteiligt. Der junge Musiker AnTo hat dabei mit seinem Clip „Hier in mein’m Kiez“ den Publikumspreis gewonnen.
„Harte Arbeit wird eben doch belohnt“, so der Kommentar von Enkidu ranKX zum Publikumspreis. Denn neben dem musikalischen Aspekt ist das die Idee hinter dem Studio Shiro. „Hier kann man sich in Studioarbeit ausprobieren. Das führt schon dazu, dass die Kids dann nicht auf der Straße rumhängen und sich so viel mit Gewalt und Drogen beschäftigen“, so Enkidu ranKX. Für die Kids gehe es darum, Anerkennung zu bekommen – und das funktioniere mit selbst produzierten Songs statt mit „irgendwelchem Mist“. Für einen Großteil der Studionutzer bleibe die Musik ein Hobby, etwa 20 Prozent würden aber einen beruflichen Weg in Richtung Musik einschlagen.
Das Studio Shiro
Der Träger des Musikstudios ist heute der Rote Baum Berlin, ein Träger von Kinder- und Jugendarbeit. Neben dem Studio Shiro hat der Rote Baum vor zwei Jahren von der Lichtburg Stiftung die Trägerschaft für die Kümmelküche und für die Lernwerkstätten Museum, Natur, Literatur- und Theaterwerkstatt und Zauberhafte Physik übernommen. Für die Nutzerinnen und Nutzer des Musikstudios hat sich dabei zunächst nichts geändert. Ihr Ansprechpartner ist seit jeher Enkidu ranKX, dem das Studio Shiro ganz offensichtlich eine Herzensangelegenheit ist.
Ursula von der Leyen ist übrigens nicht dabei gewesen beim „Meet & Greet“ im Studio Shiro am Freitag. Dort gewesen ist die damalige Bundesministerin und heutige EU-Kommissionspräsidentin aber schon, das war 2012. Ein Foto an der Studiowand zeigt sie, wie sie aufmerksam den Erklärungen von Enkidu ranKX folgt. Der Termin am Freitag kam ganz ohne Prominenz aus. Geschadet hat das der Sache nicht. So konnten einige der Nutzer des Musikstudios gemeinsam improvisieren und sich über die neuen Mikrofone freuen. Für die Freunde am Musizieren braucht es nicht immer das ganz große Publikum.
Gut zu wissen
- Anfragen für individuelle Termine zur Studionutzung sind unter (0176) 28 40 10 04 möglich
- Webseite des Studio Shiro: https://junge-lichtburg.de/projekte/musik-und-video-studio-shiro/
- Musikvideos, die im Studio produziert wurden: https://soundcloud.com/junge-lichtburg