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Die Kolumne: Viele Fragen offen

30. Mai 2015
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Stattbad TerrasseUnge­reimt­hei­ten in Sachen Stattbad

Das Statt­bad ist dicht. Nach einer anony­men Anzei­ge und der Bege­hung durch die zustän­di­gen Stel­len des Bezirks­am­tes wur­de der kom­plet­te Gebäu­de­kom­plex geschlos­sen. Für die dort arbei­ten­den Fir­men und Künst­ler eine die Exis­tenz bedro­hen­de Maß­nah­me. Die bei­den Statt­bad-Betrei­ber klag­ten dar­über, „in vol­lem Umfang atta­ckiert“ wor­den zu sein. Ihnen aller­dings soll­te unser Mit­ge­fühl nicht gelten.

Denn obwohl sie wuss­ten, dass das Gemäu­er in keins­ter Wei­se für den Club­be­trieb taugt, lie­ßen sie es zu, dass sich dort seit 2013 Woche für Woche jun­ge Men­schen tum­mel­ten, die im Fal­le eines Bran­des in der Fal­le geses­sen hät­ten. Gemein­sam mit dem Eigen­tü­mer gelang es den Betrei­bern sogar, eine Bau­ge­neh­mi­gung ver­fal­len zu las­sen, die eigent­lich dazu gedacht war, die ehe­ma­li­ge Bade­an­stalt zu einem für alle Nut­zer siche­ren Kul­tur- und Ver­an­stal­tungs­zen­trum, nicht aber zu einem Club auf­zu­rüs­ten. Statt­des­sen wur­de für viel Geld die ver­fal­le­ne Ter­ras­se zu einer Som­mer­spiel­wie­se mit ein­ge­bau­ter Ein­nah­me­ma­xi­mie­rung ertüch­tigt. Dass dabei För­der­geld vom Quar­tiers­ma­nage­ment Pank­stra­ße und damit eben auch vom Bezirks­amt geflos­sen sein soll, ist nicht nur eine Rand­no­tiz wert.

Hier näm­lich stellt sich schon die Fra­ge, war­um das Bezirks­amt erst nach drei Jah­ren auf das unge­setz­li­che Trei­ben im Statt­bad auf­merk­sam wur­de bezie­hungs­wei­se gemacht wer­den muss­te. Bau­stadt­rat Spal­lek lächel­te mei­ne ent­spre­chen­de Fra­ge locker weg und begrün­de­te die­sen Umstand mit dem Alter der Mit­ar­bei­ter, das kaum dem der Ziel­grup­pe ent­sprä­che. Schon dies taugt nicht als Erklä­rung für Unwissenheit.

Noch weni­ger vor­stell­bar ist, dass weder Kul­tur­stadt­rä­tin Weiß­ler noch einer ihrer Mit­ar­bei­ter so rein gar nichts von den Club­aben­den mit­be­kom­men haben wol­len. Obwohl der umtrie­bi­ge Statt­bad-Mit­be­trei­ber Küp­per im Quar­tiers­ma­nage­ment Pank­stra­ße für Kul­tur zustän­dig ist, obwohl er beim Kul­tur­fes­ti­val Wed­ding-Moa­bit kräf­tig mit­mischt und sich auch sonst als eine ziem­li­che Grö­ße im bezirk­li­chen Kul­tur­be­trieb geriert.

So vie­le Unge­reimt­hei­ten waren selten…

Autor: Ulf Teichert

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

1 Comment

  1. Zum The­ma:
    16. Mai 2015
    Immer in Bewe­gung: die Stattbad-Terrasse
    https://weddingweiser.wordpress.com/?s=Stattbad

    Zur Ergän­zung die Info vom 18.Mai:

    Eine wei­te­re Info:
    Kunst statt Köpper

    Das 1908 eröff­ne­te Stadt­bad Wed­ding steht seit 2002 leer. Die Bäder­be­trie­be hat­te aus Kos­ten­grün­den den Stöp­sel gezo­gen. Arne Piep­gras hat die Schwimm­hal­le vor fünf Jah­ren gekauft. Die Fir­ma Statt­bad Ber­lin hat aus den alten Wasch­räu­men mit Bade­wan­nen, Umklei­de­ka­bi­nen und Schwimm­be­cken abge­fah­re­ne Aus­stel­lungs­flä­chen gemacht und ver­mie­tet an Krea­ti­ve, die hier arbei­ten. Es gibt auch ein Bis­tro im Erd­ge­schoss. Piep­gras will das Haus sanie­ren. Der 58-Jäh­ri­ge hat­te das Schwimm­bad auch dem Senat für die Kunst­hal­le Ber­lin zur Mie­te angeboten.

    Ursprüng­lich woll­te Piep­gras das Stadt­bad unter dem Namen Pool­house-Gal­lery zum kul­tur­wirt­schaft­li­chen Zen­trum für Krea­ti­ve umbau­en. Bis auf die Schwimm­hal­len soll­ten alle Gebäu­de abge­ris­sen wer­den. Rund­her­um waren neue Loft­bü­ros, Ate­liers, Musik-Pro­ben­räu­me und Auf­nah­me­stu­di­os im alten Tech­nik­kel­ler geplant. Es gab detail­lier­te Plä­ne für 169 Ate­liers. Die Sanie­rung des Hau­ses kos­tet bis zu vier Mil­lio­nen Euro. Geld, das Piep­gras nicht hat.

    Und auch Arne Piep­gras setzt auf die Zusam­men­ar­beit mit dem Bezirk. Er spricht von Bil­dungs­pro­jek­ten mit Schü­lern, die im Statt­bad lau­fen sol­len. Dadurch will Piep­gras För­der­mit­tel akqui­rie­ren, um das Haus zu sanie­ren. “Wir brau­chen die Unter­stüt­zung vom QM und vom Bezirk”, so Piep­gras. In den kom­men­den sechs Mona­ten will er anfan­gen zu bau­en. Gel­der aus dem Senats­pro­gramm “Bil­dung im Quar­tier (BiQ)” will der Inves­tor beantragen.
    http://www.berliner-woche.de/wedding/bauen/stadtbad-wedding-will-foerdergelder-d75624.html

    Geld das Piep­gras nicht hat, aber für die Dra­go­ner Kaser­ne in Kreuzberg:

    Febru­ar 2015
    Piep­gras ist nur ein Zwi­schen­ver­wer­ter und ver­mit­telt nach eini­gen Que­re­len ‘sein Ange­bot’ an Herrn Dr. EbM, Geschäfts­füh­rer eines ver­schach­tel­ten Fir­men­kon­sor­ti­ums, des­sen Zen­trum die EPG Glo­bal Pro­per­ty Invest mit Sitz in Prag ist. Für das ehe­ma­li­ge Kaser­nen­ge­län­de wird die Dra­gon­er­hö­fe GmbH aus der Tau­fe geho­ben. Piep­gras ist mit 10% durch sei­ne Gericht­stra­ße 65 GmbH dar­an beteiligt.

    http://upstall.36komma7.de/index.php?id=61

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