Zwei Jungen stehen sich gegenüber, beide sind hoch konzentriert. Der erste setzt an zum Angriff. Prompt liegt der Gegner auf der Matte. Das hier ist kein Streit unter Halbwüchsigen, hier trainieren zwei Jungs des Weddinger Ringervereins. Dreimal die Woche kommen sie hier zusammen und arbeiten an ihren Techniken. Früher ein reiner Hobbyverein, nehmen die Sportler seit 2014 auch an Turnieren teil. Unterstützung erhielt der Verein dabei vom Berliner Ringer-Verband und dem Landessportbund. Nur so war es zum Beispiel möglich, neue Schuhe oder Trainingsmatten anzuschaffen. Die Altersspanne der derzeit 90 Mitglieder reicht vom sechsten bis zum 66. Lebensjahr, wobei der Großteil der aktiven Ringer unter 18 Jahren ist. Zwar wird hier Sport groß geschrieben, aber dem Verein ist genau so wichtig, das private Umfeld der Kinder und Jugendlichen zu beachten. Viele von ihnen sind von Mittellosigkeit und Armut betroffen, oft haben sie einen Flüchtlingshintergrund. „Uns ist es wichtig, dass die Kindern auch außerhalb des Sports eine gute Startmöglichkeit haben“, erklärt Tolga Inaler, Jugendwart des Vereins. „Wir wollen jedem eine Chance geben. Für uns spielen religiöser Hintergrund und soziale Herkunft keine Rolle.“ Besonders die Kinder, die schon Schreckliches durchmachen mussten, finden hier eine neue Familie. „Unser Zusammenhalt ist stark.“ Tolga Inaler achtet aber auch darauf, dass die Kinder Grundsätze erlernen. Jeder muss beispielsweise jeden grüßen.
Die Finanzierung des Vereins läuft ausschließlich über die Mitgliedsbeiträge. Leider kann nicht jeder die finanziellen Mittel aufbringen. Doch auch hier hilft der Verein. „Wenn jemand erst mal nicht zahlen kann, dann ist das eben so“, sagt Inaler. „Wir verweigern deshalb niemandem die Teilnahme. Uns ist es einfach zu wichtig, diesen Kindern zu helfen.“ Die Jugendlichen selbst sind begeistert. Auf die Frage, was ihm am Ringen so gut gefalle, antwortet der kleine Magomed-Rasul Murtazaliev: „Ich kann mich hier viel bewegen und habe neue Freunde gefunden.“
Neue Projekte sind in Planung. Der Verein würde gern würde ein Mädchenteam ins Leben rufen. Die Nachfrage ist sehr groß. Leider fehlen derzeit dafür die finanziellen Mittel. Deshalb ist es wichtig, Sponsoren zu finden und Politiker wie Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke auf sich aufmerksam zu machen. Inaler: „Es wäre schön, wenn er uns besuchen kommen würde. Das wäre für unsere Sportler und uns Trainer und Betreuer eine tolle Motivation. Wir wünschen uns einfach, dass die Arbeit wertgeschätzt wird, die wir hier ehrenamtlich leisten.“
Autor/Foto: Samantha Redmer
Dieser Beitrag ist zuerst bei unserem Kooperationspartner Berliner Abendblatt erschienen.
www.weddinger-ringerverein.de
Training: Louise-Schroeder-Platz 1, 13359 Berlin