Der Winter steht vor der Tür. Nach allerlei negativen Entwicklungen auf dem zentralen Ort im Wedding stellt die Stadtteilvertretung vier Forderungen zur aktuellen Lage auf dem Leopoldplatz auf.
Forderungen der Stadtteilvertretung
“Der Leopoldplatz liegt im Herzen vom Wedding, deshalb ist er von so großer Bedeutung und es fällt umso mehr auf, wenn er in Schieflage gerät. In den letzten Monaten hat sich unser Eindruck verstärkt, dass der Platz von vielen Weddinger*innen mit steigendem Unbehagen wahrgenommen wird. Uns ist bewusst, dass die gravierenden Probleme seit langem bekannt sind und bearbeitet werden. Unser Anspruch an das Bezirksamt, den Senat und die weiteren Beteiligten ist daher, ein verantwortungsvolles Gesamtkonzept für die Zukunft des Leopoldplatzes zu entwickeln.
Diese Stellungnahme ist eine Aufforderung, die Weichen für die Gestaltung des Leopoldplatzes neu zu stellen. Dafür ist es hilfreich eine langfristige Vision vor Augen zu haben, an der sich motiviert und ausgerichtet werden kann, anstelle der wiederkehrenden Ausbesserung von Problemherden. Dazu formulieren wir als Stadtteilvertretung folgende konkrete Eckpunkte:
Der Leopoldplatz soll zu einem Ort des gemeinschaftlichen Miteinanders werden, bei dem sich verschiedene Gruppen begegnen können und den alle Bürger*innen als ihren Platz begreifen. Die kulturelle Belebung muss dazu stärker ideell und finanziell gefördert werden, z. Bsp. mit dem traditionellen Fastenbrechen, Kinder- und Stadtteilfesten, kleineren regelmäßigen (Tanz-) Veranstaltungen und Konzerte für alle Altersgruppen. Dies ist wichtig, um dem Leopoldplatz dauerhaft eine lebendige Atmosphäre zu verleihen und den Anwohner*innen und Nutzer*innen eine ‚Inbesitznahme‘ des Platzes zu ermöglichen.
Ein Platz, der für alle ein Sicherheitsgefühl vermittelt, ohne dass bestimmte Gruppen verdrängt werden. Wir begrüßen die geplante Kältehilfe auf dem Leopoldplatz für die anstehende Kälteperiode, jedoch fordern wir, dass langfristige Lösungen angeboten werden. Die Sozialarbeit muss weiter ausgebaut werden, um Wohnungslosen und Drogenabhängigen mehr Hilfe anbieten zu können. Eine temporäre Erhöhung der Polizeipräsenz darf nur ein Mittel sein und muss zwingend flankiert werden von ernstgemeinten und finanziell kontinuierlichen Anstrengungen, die Sozialarbeit auf dem Leopoldplatz dauerhaft und auf hohem Niveau zu etablieren.
Die baulichen Veränderungen müssen an allen Nutzer*innen ausgerichtet sein. So gibt es nur für Männer kostenlose Pissoirs und für Frauen* keine echte Alternative. Es fehlen Fahrradständer und kostenlose Trinkbrunnen. Es bringt nichts zu warten, bis Baumaßnahmen fertiggestellt sind, schon gar nicht in Berlin. Es braucht tragfähige soziale Zwischenlösungen (besonders vor dem Netto am U‑Bahneingang). Dass die Bank (ISBANK Müllerstr. 34) leersteht, obwohl es einen hohen Bedarf an Räumen für soziale Hilfeleistunge gibt, ist nicht hinnehmbar! Weitere Erdgeschossflächen im Umfeld des Leopoldplatzes sollen einer öffentlichen Nutzung zugeführt werden, sollte sich die Gelegenheit dazu bieten. Bürger*innen sollen von Beginn an beteiligt sein – nicht nur als Alibi, weil es zum
guten politischen Ton gehört, sondern weil ein gemeinsamer Ort eine gemeinsame Lösungsfindung erfordert und Identifikation ermöglicht. Die aktuellen Beteiligungsmöglichkeiten für die Nutzer*innen sind nicht ausreichend (siehe Café Leo und Toilettensituation).
Die Reaktivierung des Runden Tisches Leopoldplatz ist ein guter Start, allerdings braucht es ein Forum, in dem es nicht nur um Berichterstattung und Informationsaustausch geht, sondern in dem konstruktive Problemlösungen gemeinsam erarbeitet werden. Gerade au einem so heterogenen Platz wie dem Leo ist der Dialog aller Beteiligten zwingend. Dabei ist eine stärkere Einbindung u.a. des Quartiermanagements Pankstraße, der ansässigen Gewerbetreibenden und der Nazarethkirchengemeinde gewünscht und unserer Auffassung nach notwendig. Als Stadtteilvertretung arbeiten wir gerne an unserem Leopoldplatz von Morgen mit!”
Als der Leo vor einigen Jahren neu renoviert wurde, der Speingbrunnen installiert wurde, die Trinkerecke im hinteren Teil eroffnet wurde etc., da war es auf dem Leo für einen kurzen Moment wirklich so, als ob es ein Platz für jedermann werden könnte. Es trafen sich sämtliche Gesichter des Leo auf dem Platz.
Doch bald ging es los, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen den Platz quasi vereinnahmten, sich mit gut 20 Leuten trafen, einen guten Teil des vorderen Leos vereinnahmten und den Platz für sich beanspruchten. Am schlimmsten war jedoch, dass sie den Platz massiv vermüllt haben.
Ich konnte beobachten, dass Leute, die sich über das Verhalten beschwerten, direkt von den Störern angegangen und bedroht wurden, und sich auch noch der Rückendeckung der frisch Zugezogenen, meist jungen und ur-deutschen Bevölkerung, sicher sein konnten.
In der Folge hat man immer weniger von der Weddinger Mischung und dafür immer mehr von den Weddinger Problemen gesehen – und die hippen, toleranten jungen Weltverbesserer, die das alles “nicht so schlimm” fanden waren dann auch nicht mehr da.
Wenn die in dem Artikel beschriebenen Maßnahmen umgesetz werden, und dem Leo noch einmal eine Chance gegeben wird, dann muss ganz dringend eine finanziell gut ausgestattete Sozialarbeit auf dem Platz stattfinden. Mit Architektur und Idealismus ist es (in Berlin) nicht getan – zu schnell ist alles von wenigen Unsozialen verdreckt, verdrängt und die Arbeit von vielen zerstört.
Leider wird in Berlin Toleranz zu oft mit Ignoranz verwechselt.