Mastodon

Stadtteilvertretung: “Sicherer Radverkehr jetzt!”

26. Januar 2020

Die Stadt­teil­ver­tre­tung mensch.müller setzt sich für eine rasche Ver­bes­se­rung der gefähr­li­chen Ver­kehrs­si­tua­ti­on auf der Mül­lerstra­ße ein, beißt bei Senat und Bezirk bis­lang aller­dings auf Gra­nit, wenn es um eine sofor­ti­ge Gefah­ren­ent­schär­fung geht. Mit der For­de­rung nach Sofort­maß­nah­men prescht das Bür­ger­gre­mi­um jetzt vor. 

Situation heute

Die Stadt­teil­ver­tre­tung beschreibt die gefähr­li­che Situa­ti­on so: Es gibt kei­ner­lei Fahr­rad­in­fra­struk­tur auf der Mül­lerstra­ße. Rad­fah­ren­de wür­den auf den drei Spu­ren je Rich­tung zwi­schen den U‑Bahnhöfen See­stra­ße und Wed­ding zwi­schen par­ken­den Autos und dicht über­ho­len­den Rasern in einer gefähr­li­chen Posi­ti­on ein­ge­klemmt. Hin­zu kämen zu jeder Tages­zeit Falsch­par­ken­de in der zwei­ten Rei­he. Laut Senat und Bezirk soll sich an die­sem Zustand so schnell nichts ändern. Das geht zumin­dest aus einer Ant­wort auf die schrift­li­che Anfra­ge von Tobi­as Schul­ze (Lin­ke) im Ber­li­ner Abge­ord­ne­ten­haus her­vor, die zusam­men mit der Stadt­teil­ver­tre­tung erar­bei­tet wurde.

Kon­kret woll­te mensch.müller wis­sen, wie die Situa­ti­on für den Rad­ver­kehr nach den geplan­ten Umbau­maß­nah­men in der Mül­lerstra­ße aus­se­hen soll. Erfreu­lich sei hier die Aus­rich­tung der Ent­wurfs­pla­nung nach dem Mobi­li­täts­ge­setz – es soll ein geschütz­ter Rad­weg ähn­lich an der Hasen­hei­de kom­men. Da die Umbau­maß­nah­men mit den not­wen­di­gen Tun­nel­ar­bei­ten der BVG koor­di­niert wer­den sol­len, sei jedoch mit einer extrem lan­gen Umset­zungs­zeit zu rech­nen. Daher ist aus Sicht der Stadt­teil­ver­tre­tung eine schnel­le Zwi­schen­lö­sung unbe­dingt not­wen­dig. Der Senat über­las­se die über­brei­te Stra­ße im Moment gänz­lich dem moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehr. „Wie das einem im Senat und auf Bezirks­ebe­ne grün geführ­ten Ver­kehrs­res­sort pas­sie­ren kann, ist schwer nach­zu­voll­zie­hen“, sagt Nor­bert Schnei­der, Mit­glied der Arbeits­ge­mein­schaft Ver­kehr bei mensch.müller. Er wünscht sich sicht­ba­re Ver­än­de­run­gen an der Müllerstraße.

Da mit der Fer­tig­stel­lung erst in eini­gen Jah­ren zu rech­nen ist, hat mensch.müller nach drin­gend erfor­der­li­chen Sofort­maß­nah­men gefragt. Das Bezirks­amt Mit­te ver­neint die­se zwei­te Fra­ge jedoch und lässt ver­lau­ten, dass die „der­zeit vor­han­de­nen Rad­ver­kehrs­an­la­gen“ auch bis „zum Bau­be­ginn der Tun­nel­de­cken­sa­nie­rung wei­ter­hin zur Ver­fü­gung“ ste­hen. Aller­dings: Es gibt kei­ne ein­zi­ge Rad­ver­kehrs­an­la­ge. „Ein Schlag ins Gesicht aller Bür­ger, die auf das Fahr­rad ange­wie­sen und täg­li­cher Lebens­ge­fahr aus­ge­setzt sind“, sagt Mat­thi­as Bartsch, Spre­cher der Stadt­teil­ver­tre­tung und Akti­ver beim All­ge­mei­nen Deut­schen Fahr­rad Club (ADFC) und dem Ver­ein Chan­ging Cities.

Sofortmaßnahmen gefordert

Sicherer Radverkehr im Juni 2019 an einem Aktionstag
Akti­ons­tag im Juni 2019

Die Stadt­teil­ver­tre­tung  for­dert ein Paket an Sofort­maß­nah­men, das „schnell umsetz­bar, ein­fach und effek­tiv ist“. Um den For­de­run­gen Nach­druck zu ver­lei­hen, hat sich im Janu­ar 2020 das „Bünd­nis Siche­rer Rad­ver­kehr Mül­lerstra­ße“ gegrün­det. Inter­es­sier­te, Anwoh­nen­de und wei­te­re Mit­strei­ten­de sind herz­lich ein­ge­la­den, mit­zu­wir­ken und sich für eine zügi­ge Umge­stal­tung der Mül­lerstra­ße einzusetzen.

Die Stadt­teil­ver­tre­tung for­dert von der Senats­ver­wal­tung für Umwelt, Ver­kehr und Kli­ma­schutz und dem Bezirk Mit­te als Bau­last­trä­ger die zügi­ge Umset­zung fol­gen­der Maßnahmen:

Durch eine ver­kehrs­recht­li­che Anord­nung soll die Senats­ver­wal­tung die Mar­kie­rung eines über­brei­ten Fahr­strei­fens direkt am Mit­tel­strei­fen auf der Mül­lerstra­ße stadt­ein­wärts zwi­schen Trans­vaal­stra­ße und Burg­s­dorf­stra­ße, stadt­aus­wärts zwi­schen Lin­dower und Trans­vaal­stra­ße anordnen.

Eben­falls durch eine ein­fa­che Mar­kie­rung wer­den vor­han­de­ne, bereits bestehen­de Park­räu­me an die rech­te Kan­te des über­brei­ten Fahr­strei­fens ver­scho­ben. Die aus­ge­wie­se­nen Park­flä­chen am Abschnitt Burg­s­dorf­stra­ße bis Lyn­ar­stra­ße ent­fal­len, vor­han­de­ne Park­flä­chen für mobi­li­täts­ein­ge­schränk­te Per­so­nen wer­den hin­ge­gen bei­be­hal­ten, ggf. sogar aus­ge­wei­tet. Vor­han­de­ne Lade­zo­nen wer­den bei­be­hal­ten. Im Bereich der Bus­hal­te­stel­len soll geprüft wer­den, ob der neu anzu­le­gen­de siche­re Rad­weg hin­ter dem Ein-/Aus­stei­ge­be­reich geführt wer­den kann.

Die durch die­se Maß­nah­men ent­stan­de­ne Frei­flä­che an den Bor­den zum Stra­ßen­sei­ten­raum wird als benut­zungs­pflich­ti­ger Rad­strei­fen mar­kiert und mit einer bau­li­chen Tren­nung zur Begren­zung des Park­strei­fens links­sei­tig hin versehen.

Das Ord­nungs­amt Mit­te wird auf­ge­for­dert, die Kon­troll­dich­te deut­lich zu erhö­hen, um die Anord­nun­gen durchzusetzen.

Wei­ter­hin wird gefor­dert: Die Stadt­teil­ver­tre­tung, Chan­ging Cities und der ADFC sol­len beim Ver­kehrs­si­cher­heits­au­dit, ange­setzt im 1. Quar­tal 2020, ein­be­zo­gen wer­den. Eben­so soll die Stadt­teil­ver­tre­tung in die Pla­nungs­pha­sen und in kurz­fris­ti­ge Ent­schei­dun­gen zur Ver­bes­se­rung der Ver­kehrs­si­tua­ti­on an der Mül­lerstra­ße ein­ge­bun­den werden.

Kommentar

Es ist gut, dass sich die Stadt­teil­ver­tre­tung Rat und Hil­fe bei enga­gier­ten Bür­ge­rin­nen und Bür­gern holt, die es zum Bei­spiel bei dem aus dem Volks­ent­scheid Fahr­rad her­vor­ge­gan­ge­nen Ver­ein Chan­ging Cities gibt. Da die Bezirks­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung am 23. Janu­ar den Kli­ma­not­stand aner­kannt hat, stün­de es dem Bezirk und dem Senat gut zu Gesicht, am Bei­spiel der Mül­lerstra­ße schnell und unbü­ro­kra­tisch tätig zu wer­den. Der Fuß- und Rad­ver­kehr sowie der Öffent­li­che Per­so­nen­ver­kehr haben wegen des Kli­ma­not­stands im Bezirk jetzt Prio­ri­tät. Der Vor­schlag führt zur über­fäl­li­gen Tren­nung von Rad- und Auto­ver­kehr durch die ande­re Anord­nung der Park­plät­ze, wie das aus­sieht, kann man heu­te schon auf der Stra­ße des 17. Juni und an der Strom­stra­ße erle­ben. Vor­der­grün­dig geht es um wei­ße Far­be. Aber in Wirk­lich­keit wür­de die Bot­schaft sein: Wir mei­nen es ernst mit der Ent­schär­fung der Gefah­ren­si­tua­ti­on, wir trei­ben die Ver­kehrs­wen­de vor­an und zei­gen, wozu wir als Ver­wal­tung in der Lage sind, wenn es drauf ankommt. Bis zur nächs­ten Wahl im Sep­tem­ber 2021 soll­te das zu schaf­fen sein.

Autor: Joa­chim Faust

Auf der Face­book­sei­te der Stadt­teil­ver­tre­tung ist ein Video zu sehen, das die Gefah­ren­si­tua­ti­on aus Rad­fah­rer­per­spek­ti­ve auf­zeigt. 

Die Stadt­teil­ver­tre­tung trifft sich an jedem 1. Don­ners­tag im Monat um 19.00 Uhr in der Trift­str. 2

weddingweiserredaktion

Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?