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Ins Machen kommen:
Stadtteilarbeit mobil im Wedding

18. Oktober 2022

Gera­de in der Coro­na­zeit stieg der Bedarf an mobi­ler Stadt­teil­ar­beit außer­halb geschlos­se­ner Räu­me, in den Kiezen. Und so kam es dann auch: Ab Mit­te 2021 wur­den gleich­mä­ßig ver­teilt auf alle Ber­li­ner Bezir­ke (der­zeit 37 Kieze) Gemeinwesenarbeiter:innen ein­ge­setzt, die aktiv auf die Nach­bar­schaft und die Anwohner:innen zuge­hen. Zwei die­ser Pro­jek­te gibt es im Wed­ding, genau­er gesagt im Park­vier­tel und im Sol­di­ner Kiez. 

Mobile Stadtteilarbeit im Parkviertel

Unter dem Mot­to Gemein­sam! Kiez! Machen! hat­ten die drei für das Park­vier­tel im nörd­li­chen Wed­ding Zustän­di­gen Anfang Okto­ber in den Gemein­schafts­gar­ten Rote Bee­te am Cent­re Fran­cais in der Mül­lerstra­ße ein­ge­la­den. Im Mit­tel­punkt stan­den ver­schie­de­ne Fra­gen: Wie fin­den Men­schen das Leben hier im Park­vier­tel? Was sind die wich­tigs­ten The­men im Kiez? Was bedeu­tet ein gutes Zusam­men­le­ben in der Nachbarschaft?

Gabi Manns und Rasha Kan­ja­ra­wi (wei­ter­hin auch Ley­la Burak) stell­ten vor, was sie bis­her an Reak­tio­nen und Schil­de­run­gen in Wohn­feld­nä­he ein­sam­meln und struk­tu­rie­ren konn­ten. Sie sind seit Anfang 2022 im Ein­satz und hat­ten ihren Stand­ort an der Schil­ler­bi­blio­thek (jeweils am Mon­tag 11 bis 13 Uhr), wo sie ein­mal in der Woche mit den Pas­san­ten spra­chen und die­se nicht nur befrag­ten, son­dern auch berie­ten. Der Auf­trag ist, durch akti­vie­ren­de Befra­gung und Empower­ment der Bewohner:innen dazu bei­zu­tra­gen, die­je­ni­gen The­men zu fin­den, die man in Inter­es­sen­grup­pen wei­ter­ver­fol­gen kann. Gefragt wur­de bei­spiels­wei­se ob die Men­schen zufrie­den in ihrer Wohn­um­ge­bung sind, ob sie Las­ten­rä­der nut­zen möch­ten, wo ihre Lieb­lings­or­te sind, wohin sie ungern gehen oder auch wel­ches sie als gro­ße The­men für ihren Kiez anse­hen. Zusam­men­fas­send als von Bedeu­tung dar­ge­stellt wur­den bei dem Tref­fen in Rote Bee­te zunächst die oft geäu­ßer­ten Fra­gen zum Grün im Kiez, zum Bäu­me­gie­ßen und zum Kom­plex des all­täg­li­chen Rassismus.

Beim Tref­fen der Mobi­len Stadt­teil­ar­beit Park­vier­tel im Gemein­schafts­gar­ten
“Rote Bee­te” am 5. Okto­ber. Foto: Mobi­le Stadt­teil­ar­beit Parkviertel

Anhand die­ser auf Pla­ka­ten in Stich­wor­ten prä­sen­tier­ten Stim­mungs­ein­drü­cke und Zita­te der Anwoh­ner­schaft und anhand von an Wäsche­klam­mern an einer Lei­ne über den Hoch­bee­ten auf­ge­häng­ten Ansa­gen wur­de gezeigt, was an Akti­vi­tä­ten denk­bar und mach­bar ist. Denn das Ziel ist, anhand der gefun­de­nen Ansich­ten die Rea­li­tät zu ver­bes­sern. In der Run­de wur­de dann nach einer klei­nen Reih­um-Vor­stel­lung hin­zu­ge­fügt, dass für älte­re Bewohner:innen, die inter­net­fern sind, Bör­sen für klei­ne Hil­fen und klei­ne Inter­net­re­cher­chen Hil­fe bie­ten kön­nen. So viel­leicht in Form einer Sprech­stun­de, in der man anru­fen kann, um eine Annon­ce auf­zu­ge­ben: “Suche Hand­wer­ker”, “Suche Com­pu­ter-Repa­ra­tur” oder “Suche Tiersitter”…

In den Vor­der­grund rück­ten auch feh­len­de nicht-kom­mer­zi­el­le, bar­rie­re­freie, inklu­si­ve Treff­punk­te im Kiez, so wie es sie vor allem im Brüs­se­ler Kiez noch immer nicht gibt, da es für Ver­an­stal­tun­gen, Lesun­gen, Tref­fen und Aus­tausch Orte braucht, an denen man mög­lichst frei und ohne Hin­der­nis­se direkt zu ein­fa­chen Lösun­gen unter Anwoh­nern kommt. Das eine bedingt das ande­re! Das Anlie­gen des Tref­fens und des Vor­stel­lens der Zwi­schen­er­geb­nis­se war also das Ken­nen­ler­nen und das Wei­ter­ma­chen an den Wunsch­the­men und Lösun­gen, die von den Anwoh­nern vor­ge­schla­gen wurden.

Mobile Stadtteilarbeit im Soldiner Kiez

Auch im Sol­di­ner Kiez fin­den Befra­gun­gen, Bera­tun­gen und Events zu locke­rer Begeg­nung unter Nachbar:innen statt, orga­ni­siert von Sabi­ne Röse­ler, Mai­ke Jans­sen und Isa­bell Wieh­ler, dem Team “Nach­bar­schaft mobil”. In der Fabrik Oslo­er Stra­ße ist man bes­ser aus­ge­stat­tet als im Park­vier­tel, denn man hat das Feu­er­ro­te Spiel­mo­bil des Jugend­werks der AWO, das Maker­Mo­bil der Stadt­bi­blio­thek Mit­te, um für Jung und Alt Medi­en­tech­ni­ken vor­zu­stel­len. Mitt­wochs gibt es das neue Nach­bar­schafts­ca­fé, in dem man zusam­men­kommt, um zum Bei­spiel gemein­sam inter­na­tio­nal zu kochen. Wei­ter­hin gibt es das nied­rig­schwel­li­ge Ange­bot “Tan­zen für Frau­en” und das gemein­sa­me Spa­zier­ge­hen, das vor allem für Win­ter­ta­ge vor­ge­se­hen ist.

Das Feu­er­ro­te Spiel­mo­bil des Jugend­werks der AWO im Sol­di­ner Kiez. Foto: Fabrik Oslo­er Stra­ße e.V.

Schließ­lich hat­ten die Stadtteilarbeiter:innen den Ein­druck, dass nach Coro­na und den Auf­la­gen das Inter­es­se an Bewe­gung und Gemein­schaft sehr groß ist. Der lei­ten­de Gedan­ke ist die Hil­fe zur Selbst­hil­fe und die ent­spre­chen­de Bera­tung und Unter­stüt­zung dabei. So wird auch an der Grün­ta­ler Stra­ße oft mit dem Maker­Mo­bil geparkt, stets mit Tee und Kaf­fee, um auch schwer­punkt­mä­ßig mit Älte­ren in Kon­takt zu tre­ten und deren Wün­sche auf­zu­grei­fen. Die­se wer­den also erhört, das Fra­gen um Rat wird beant­wor­tet und das Inter­es­se an Bewe­gung, Gemein­sam­keit und Auf-die-Bei­ne-stel­len von Ideen wird gefördert.

Die­se Pro­jek­te sind befris­tet ange­legt: Wei­ter­hin kann man sich ein­mi­schen und mitmachen!

Das Projekt Mobile Stadtteilarbeit

Als Fach­ver­band der Nach­bar­schafts- und Gemein­we­sen­ar­beit bean­trag­te, koor­di­niert und beglei­tet der Ver­band für sozi­al-kul­tu­rel­le Arbeit e.V. (VsKA) die­ses Bün­del an Pro­jek­ten. Die­se loka­le Arbeit wird aus euro­päi­schen Mit­teln des EU-REACT als Reak­ti­on auf Covid-19 zur Kri­sen­mil­de­rung geför­dert. Infor­ma­tio­nen über die 37 Pro­jek­te in Ber­lin gbt es auf https://stadtteilzentren-mobil.de/das-projekt/.

Kontakt zur Mobilen Stadtteilarbeit im Wedding

Gesprä­che und Text: Rena­te Straetling

Renate Straetling

Ich lebe seit dem Jahr 2007 in Berlin-Wedding, genauer gesagt im Brüsseler Kiez - und ich bin begeistert davon. Wir haben es bunt ohne Überspanntheit.
Jg. 1955, aufgewachsen in Hessen. Seit dem Jahr 1973 zum Studium an der FU Berlin bin ich in dieser damals noch grauen und zerschossenen Stadt. Mittlerweile: Sozialforschung, Projekte. Seit 2011 auch Selfpublisherin bei www.epubli.de mit etwa 55 Titeln. Ich verfasse Anthologien, Haiku, Lesegschichten, Kindersachbücher und neuerdings einen ökologisch orientierten Jugend-SciFi (für Kids 11+) "2236 - ein road trip in einer etwas entfernteren Zukunft" (Verlagshaus Schlosser, 28.11.22).-
Ich habe noch viel vor!
www.renatestraetling.wordpress.com

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