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Online-Petition für Erhalt des Kiezzentrums gestartet:
Das Sprengelhaus muss bleiben – nur wie?

18. Juli 2023
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An vie­len Fens­ter­schei­ben in den Spren­gelstra­ße 15 hän­gen seit kur­zem Zet­tel mit einer knap­pen Bot­schaft: Spen­gel­haus muss blei­ben! Das kennt man von besetz­ten Häu­sern, denen die Räu­mung droht. Doch hier liegt der Fall anders und das Spr­en­gel­haus ist ganz und gar nicht besetzt. Seit vie­len Jah­ren ist das inter­kul­tu­rel­le Gemein­we­sen­zen­trum ein wich­ti­ger Anker­punkt im Spen­gel­kiez. Unter sei­nem Dach sind vie­le sozia­le Initia­ti­ven und Ver­ei­ne aktiv für die Nach­bar­schaft. Nun ist das Pro­jekt gefähr­det, weil die Haus­ei­gen­tü­mer das Haus zum Markt­wert ver­kau­fen möch­ten. Zum Markt­wert heißt: viel zu teu­er für die gewach­se­ne Gemein­schaft sozia­ler Träger.

Drei von vielen, die im Sprengelhaus aktiv sind: Siemen Dallmann, Eileen Scheier (Mitte) und Martina Fleiss. Foto: Hensel
Drei von vie­len, die im Spr­en­gel­haus aktiv sind: Sie­men Dall­mann, Eileen Schei­er (Mit­te) und Mar­ti­na Fleiss. Foto: Hensel

Im Spr­en­gel­haus weiß man von den Plä­nen der Haus­ei­gen­tü­mer, weil der Miet­ver­tag des „Gemein­sam im Stadt­teil e.V.“ (GiS) dem­nächst endet und die­ser nicht ver­län­gert wor­den ist. „Der Miet­ver­trag läuft im Dezem­ber aus, wei­te­re Ver­trä­ge von den ande­ren Mie­tern enden im März/April nächs­ten Jah­res“, sagt Sie­men Dall­mann. Sie­men Dall­mann ist bei GiS für die Senio­ren­ar­beit zustän­dig und seit 20 Jah­ren im Spren­gel­kiez an nahe­zu allen Ecken aktiv. Er erzählt von den vie­len Akti­vi­tä­ten wie dem Run­den Tisch Spren­gel­kiez, den Clean Ups, den Fes­ten, den Grup­pen und vie­len Initia­ti­ven und Ver­ei­nen, die sich unter dem Dach des Spr­en­gel­hau­ses um die Nach­bar­schaft küm­mern, um alte Men­schen, Fami­li­en, Geflüch­te­te und vie­le mehr. Auf 1000 Qua­drat­me­tern habe sich viel ent­wi­ckelt. „Der Spren­gel­kiez ist wie ein klei­nes Dorf. Es gibt hier vie­le Ver­ei­ne, das ist ein Pfund. Das macht den Kiez auch aus“, sagt er. Nun befürch­tet er, dass sie alle sozu­sa­gen ihr Dorf­zen­trum verlieren.

Ein lebendiges Gemeinwesen wie in einem Bienenstock

„Es gibt Men­schen, die seit 20 Jah­ren fast täg­lich hier­her kom­men. Und die Initia­ti­ven, die hier die Räu­me nut­zen, wo sol­len die denn hin?“, fragt Mar­ti­na Fleiss. Sie lei­tet seit Anfang des Jah­res den Nach­bar­schafts­la­den im Erd­ge­schoss, der vom Moa­bi­ter Rat­schlag e.V. getra­gen wird. Vom Ver­mie­ter habe man selbst noch nichts gehört, befürch­te das aber. „Ich kann es mir schon gar nicht vor­stel­len, dass wir blei­ben und die ande­ren müss­ten raus, das wür­de alles ändern“, sagt Mar­ti­na Fleiss. Man arbei­te sehr eng zusam­men, auch wenn es ver­schie­de­ne Trä­ger gebe.

An vielen Fenstern des Sprengelhauses klebt ein Schild, das auf die Situation aufmerksam macht. Foto: Hensel
An vie­len Fens­tern des Spr­en­gel­hau­ses klebt ein Schild, das auf die Situa­ti­on auf­merk­sam macht. Foto: Hensel

Stadt­teil­ko­or­di­na­to­rin Eileen Schei­er, die eben­falls einen Schreib­tisch­platz im Spen­gel­haus hat, sorgt sich um den Ver­lust gemein­we­sen­ori­en­tier­ter Räu­me. „Man kann hier Räu­me mie­ten und nut­zen. Und es gibt hier Men­schen, die kön­nen auf Ent­wick­lun­gen im Kiez reagie­ren, zum Bei­spiel in der Coro­na-Zeit“, sagt sie. Wich­tig fin­det Schei­er auch, dass Men­schen im Spr­en­gel­haus ange­regt wer­den, selbst für ihre Nach­bar­schaft aktiv zu wer­den. „Der Spren­gel­kiez sticht dabei immer beson­ders her­aus mit den gan­zen Aktio­nen, die es hier gibt, zum Bei­spiel beim Müll­sam­meln oder Bäu­me­gie­ßen“, sagt die Stadt­teil­ko­or­di­na­to­rin. Wie in einem Bie­nen­stock sei es hier, ein leben­di­ges Gemein­we­sen. Eileen Schei­er: „Doch jetzt tickt für das alles die Uhr“.

Wer kann dem Gemeinwesenzentrum helfen?

Politiker:innen und Bezirk wur­den bereits ange­spro­chen. „Bezirks­bür­ger­meis­te­rin Rem­lin­ger und Bezirks­stadt­rat Gothe waren schon hier, haben mit uns und auch mit der Erben­ge­mein­schaft gespro­chen. Es gab Ver­su­che, das Haus von einer städ­ti­schen Woh­nungs­ge­sell­schaft zu kau­fen, erfolg­los“, sagt Sie­men Dall­mann. Die Bezirks­bür­ger­meis­te­rin habe ihnen gera­ten, ihr Anlie­gen lau­ter vor­zu­tra­gen. So hat das Team nun eine Online-Peti­ti­on gestar­tet. Unter der Über­schrift „Das Spr­en­gel­haus muss blei­ben!“ wer­den Unter­schrif­ten gesam­melt und der Erhalt der Kie­z­in­sti­tu­ti­on gefordert.

Im Rahmen einer Veranstaltung im Rathaus Wedding übergab das Team des Sprengelhauses Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger ihre Forderung: Sprengelhaus muss bleiben! Foto: Sprengelhaus
Im Rah­men einer Ver­an­stal­tung im Rat­haus Wed­ding über­gab das Team des Spr­en­gel­hau­ses Bezirks­bür­ger­meis­te­rin Ste­fa­nie Rem­lin­ger ihre For­de­rung: Das Spr­en­gel­haus muss blei­ben! Foto: Sprengelhaus

Außer den Pla­ka­ten mit dem kämp­fe­ri­schen „Spr­en­gel­haus muss blei­ben!“ soll es auch Ver­an­stal­tun­gen zum The­ma geben. Am 24. Juli ist die Situa­ti­on des Spr­en­gel­hau­ses zum Bei­spiel The­ma beim Nach­bar­schafts­tref­fen der Initia­ti­ve „Tag des guten Lebens“ aus dem Brüs­se­ler Kiez (17 Uhr, Spr­en­gel­haus). Dort soll über alter­na­ti­ve Begeg­nungs­or­te gespro­chen wer­den. Am 30. August soll es in der Oster­kir­che eine gro­ße Ver­an­stal­tung zur Zukunft des Spr­en­gel­hau­ses geben. Wer bis dahin Flag­ge zei­gen möch­te, kann bei der Online-Peti­ti­on unter­schrei­ben oder im Spr­en­gel­haus ein T‑Shirt mit dem Auf­druck „Spr­en­gel­haus muss blei­ben!“ erwer­ben. Es kos­tet 15 Euro.

Viele Fragen zur Zukunft des Sprengelhauses

Sie­men Dall­mann, Mar­ti­na Fleiss und Eileen Schei­er sehen sich indes erst am Anfang eines Kamp­fes für den Erhalt des Spr­en­gel­hau­ses. Im Moment wer­den Ideen und Gedan­ken gesam­melt. Auch über Aus­weich­stand­or­te wird dis­ku­tiert. Kann die Oster­ge­mein­de die Senio­ren­ar­beit über­neh­men? Kann in einer leer­ste­hen­den ehe­ma­li­gen Arzt­pra­xis in der Kiautschou­stra­ße 10, das Gebäu­de gehört wohl dem Bezirk, ein Teil des Gemein­we­sen­zen­trums ein­zie­hen? Kann der Senat hel­fen, die Kauf­sum­me für das Gebäu­de in der Spren­gelstra­ße 15 auf­zu­brin­gen? Auf­ge­ben wol­len die drei vom Spr­en­gel­haus (und vie­le wei­te­re) noch lan­ge nicht. Auf die Fra­ge, ob er glaubt, dass das Spr­en­gel­haus erhal­ten blei­ben kann, sagt Sie­men Dall­mann: „Mit ein biss­chen Glück und einem klei­nen Wunder“.

–> Hier geht es zur Online-Peti­ti­on: „Das Spr­en­gel­haus muss blei­ben!“

1 Comment Leave a Reply

  1. Es gibt Häu­ser, Räu­me, die seit Jah­ren leerstehen.
    Z.B. an der Mül­lerstra­ße das ehe­ma­li­ge C&A‑Haus, das Schil­ler­park­cen­ter (im Besitz der BVG!), an der Utrech­ter Str. 19 die Räu­me eines (ehe­ma­li­gen) Möbelhauses.….
    Es gibt im Grund­ge­setz einen Arti­kel: “Eigen­tum ver­pflich­tet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Woh­le der All­ge­mein­heit dienen..”
    Kann man das nicht verbinden???

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