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Initiative Glasgower Straße gibt Tipps:
Mehr Spielstraßen im Wedding voraus!

7. Januar 2024

Die meiste Zeit gehören die Straßen den Autos, doch ein Mal im Jahr werden auf einigen Nebenstraßen für einige Stunden Spielstraßen eingerichtet. Statt des motorisierten Verkehrs füllen dann Kinder mit Kreide, Bällen und Geschicklichkeitsspielen den Straßenabschnitt. Auch im Wedding ist diese Art der Nutzung des öffentlichen Raums inzwischen angekommen. Am autofreien Tag im vergangenen Herbst gab es Spielstraßenabschnitte in der Armenischen Straße, in der Freienwalder Straße, in der Glasgower Straße, in der Plantagenstraße und in der Tegeler Straße. Und auch für dieses Jahr ist bereits etwas derartiges geplant, denn eine temporäre Spielstraße einzurichten, ist gar nicht so schwer. Die Initiative aus der Glasgower Straße erzählt von ihrer Erfahrung und den Plänen für dieses Jahr.

temporäre Spielstraße in der Glasgower Straße (C) Martina Özdemir
Temporäre Spielstraße in der Glasgower Straße. Foto: Martina Özdemir

Geförderte Projekte, private Initiativen

Eine kurze Erklärung vorab: Temporäre Spielstraßen werden nicht vom Bezirk oder vom Land organisiert, sondern von den Menschen vor Ort. Meist haben sie selbst Kinder, manchmal aber auch nicht. Im Soldiner Kiez und im Antonkiez zum Beispiel sorgen professionelle Träger für die Organisation der Aktionen. In diesen Kiezen gibt es nämlich von den Quartiersmanagements geförderte Spielstraßenprojekte. Diese werden von den Quartiersräten initiiert, also auch von den Anwohner:innen angeregt. Von Frühjahr bis Herbst sorgen sie für mehrere kurze Straßensperrungen für Autos mit gleichzeitigen Straßenöffnungen für Kinder.

Die Initiative Glasgower Straße

Uta Francisco dos Santos hatte keine Institution und keinen professionellen Träger hinter sich, als sie am 22. September im vergangenen Jahr 110 Meter der Glasgower Straße für ein paar Stunden zur Spielstraße umfunktionierte. „Ich hatte immer schon die Idee. Dann habe ich das von der Antonstraße mitbekommen und habe mich an die Organisatoren gewendet“, sagt Uta Francisco dos Santos. Von dort kam sie zum Bündnis Temporäre Spielstraßen, das lokale Initiativen bei der Organisation eigener Spielstraßen unterstützt. „Es ist gar nicht schwer. Wir waren fünf Mamas, die das gewuppt haben, wobei wir natürlich gleichzeitig auf unsere Kinder aufgepasst haben“, sagt die Weddingerin. Das Aktionsbündnis war dabei eine gute Unterstützung für sie und ihre ehrenamtlichen Mitstreiter:innen.

Eine Spielstraße könne niemand allein organisieren und umsetzen, aber mit mehreren Personen gehe das gut. „Als Privatperson brauchst du fünf Personen. Dann bist du eine sogenannte kleine Initiative und kannst eine Spielstraße anmelden“, sagt Uta Francisco dos Santos. Durch Schulungsvideos, einen Leitfaden und persönliche Vorort-Beratung durch das Bündnis Temporäre Spielstraßen war die formale Vorbereitung nicht schwer, so Uta Francisco dos Santos. „Mitstreiter zu finden war am Ende am schwersten“, sagt die engagierte Frau augenzwinkend, denn viele Menschen hätten einfach immer viel zu tun und haben wenig Zeit für ein Ehrenamt. Der Weddingerin ist es aber gelungen. Offiziell beantragt wird eine Spielstraße durch das Bündnis Temporäre Spielstraßen, die Helfer:innen werden aber trotzdem gebraucht, etwa für das Verteilen von Informationsflyern in der Nachbarschaft, das Aufsammeln von Müll vor der Aktion, die Aufsicht auf der Spielstraße und den Abbau.

Für mehr Freiraum zum Spielen

„Ich würde sagen, ein interessierter Bürger, der den Willen dazu hat, der kriegt das hin“, sagt Uta Francisco dos Santos. Aus ihrer Sicht sollte es mehr Spielstraßen auch im Wedding geben, denn die engagierte Mutter findet, dass es zu wenige Spielplätze gibt und die Parks übernutzt sind. Sogar finanzielle Unterstützung konnte sie für ihre Idee organisieren. Um ihre Spielstraße attraktiver zu machen, hat sie bei der Stadtteilkoordination Parkviertel Fördergeld beantragt und 500 Euro bekommen: Damit hat sie ein Starterpack mit Warnwesten, Kreide, Stelzen, Bälle und anderen Spielgeräten besorgt. Denn ein paar Aktivitäten auf dem gesperrten Straßenabschnitt, die seien schön, auch wenn eine temporäre Spielstraße laut dem Aktionsbündnis kein Straßenfest werden solle. Es gehe vielmehr darum, einfach Freiräume zum Spielen zu schaffen.

„Von der Idee bis zur Umsetzung waren es gerade mal viereinhalb Monate. Das ist sehr schnell, ich war sehr begeistert. Unser Testlauf war ein voller Erfolg“, sagt Uta Francisco dos Santos. Nun möchte die Initiative die Spielstraße verstetigen, regelmäßig wiederholen. Die Idee ist, ab diesem Jahr von April bis September ein Mal im Monat einen Abschnitt der Glasgower Straße zur Spielstraße umzufunktionieren. Das Angebot soll dabei erweitert werden, denn „wir wollen auch die Zehn- und Elfjährigen ansprechen“.

Straßenschild temporäre Spielstraße in der Glasgower Straße (C) Martina Özdemir
Temporäre Spielstraße in der Glasgower Straße. Foto: Martina Özdemir

Zum Mitmachen, zum Nachmachen

Für alle, die es der Initiative in der Glasgower Straße nachmachen möchten, hat sie einen Tipp: Spätestens im Februar muss man seine Spielstraße beim Bündnis Temporäre Spielstraßen anmelden. Aber nicht nur über weitere Spielstraßen-Initiativen, auch über weitere Helfer:innen würde sich die Initiative aus der Glasgower Straße freuen. Denn so plant die Initiative zum Beispiel für das Afrikanische Viertel in diesem Jahr ebenfalls einen Spielstraßen-Testlauf. Auch hierfür sind helfende Hände willkommen. Wer bei der Organisation und Umsetzung der Spielstraße in der Glasgower Straße oder im Afrikanischen Viertel (Straße ist nicht unklar) mithelfen möchte, kann sich per E-Mail unter [email protected] melden.

Das Fazit nach Spielstraßen-Testlauf

Auch wenn es viel Unterstützung gibt, etwas Engagement und Zeit ist schon nötig, um eine temporäre Spielstraße einzurichten. Uta Francisco dos Santos findet aber, dass es der Mühe wert war: „Es war so schön. Die Kinder hatten so eine Freude, auch meine Kinder. Ich habe viele Leute kennengelernt und Kontakte gesammelt“. Etwas ärgerlich findet sie allerdings, dass trotz der angekündigten Sperrung der Straße einige Autos nicht umgeparkt wurden und diese den Spiel-Freiraum versperrten. Sie hofft, dass das bei einem regelmäßigen Rhythmus besser wird.

Tipps und Links zum Weiterlesen

Für den Transport der Utensilien hat Uta Francisco dos Santos übrigens das Lastenrad aus der Schillerbibliothek genutzt, das man kostenfrei über die fLotte ausleihen kann (weitere Leih-Lastenräder im Wedding: Unterwegs mit Soldini, Kalle und Amelie). Mehr über die Spielstraßen beim autofreien Tag im vergangenen Jahr gibt es in einem separaten Text auf dem Weddingweiser (Auf der Straße spielen - wie früher).

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

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