Grüne Oasen und multikulturelles Leben: Im Soldiner Kiez wohnen vor allem Menschen, die das Leben in einem Schmelztiegel verschiedenster Lebensstile bevorzugen.
Wonach der Kiez benannt ist
Der Soldiner Kiez, der sich ab der Kreuzung Osloer Straße/Prinzenallee, mit einem einladenden Blick auf den 80 Meter hohen Turm der neugotischen Stephanuskirche, erschließt. Quer hindurch führen die Osloer sowie die Soldiner Straße – letztere gab dem Kiez seinen Namen. Benannt wurde die Soldiner Straße nach der Kreisstadt Soldin, die im heutigen Polen liegt und mittlerweile Mysliborz heißt. Das kleine Flüsschen Panke teilt den Kiez und ist von beiden Seiten üppig begrünt. Die Bornholmer Brücke begrenzt den Kiez im Osten. Diese ist übrigens dafür berühmt, dass hier zuallererst im November 1989 die Berliner Mauer geöffnet wurde.
Mehr als 20.000 Menschen aus über 60 Nationen
Vor rund 300 Jahren standen im Soldiner Kiez noch keine Häuser. Dafür gab es jede Menge schöner Baumalleen, durch die sich die Panke gemütlich schlängelte. Etwas weiter südlich wurde hier eine Heilquelle entdeckt, die bald die feine Berliner Gesellschaft anlockte und dadurch zu einem regen Kurbetrieb und später auch zum Massentourismus führte. Die Quelle versiegte Anfang des 20. Jahrhunderts – der Name ist dennoch nicht in Vergessenheit geraten, denn der Soldiner Kiez liegt im Ortsteil Gesundbrunnen.
Die Gegend war und ist bis heute Zuzugsgebiet von Menschen aus verschiedensten Ländern: Kolonisten, Hugenotten, Hussiten, später Italiener, Spanier und Türken – mittlerweile leben mehr als 20.000 Menschen aus über 60 Nationen im Kiez. Leider landet der Soldiner Kiez im “Monitor Soziale Stadt” stets auf den hinteren Plätzen, wenn es um die Lebensqualität im Viertel geht. Dabei hat dieser für Zugezogene und Ortsansässige viel zu bieten: Beispielsweise sind die Verkehrsanbindungen optimal, denn die direkten U‑Bahnverbindungen zum Bahnhof Zoo und zum Alexanderplatz sowie die S‑Bahn-Anbindung über das nahe gelegene Nordkreuz Gesundbrunnen bringen die Menschen schnell von A nach B. Zudem sind im Soldiner Kiez die Mieten billig. In multikulturellen Lebensmittelgeschäften ist der Einkauf für den täglichen Bedarf schnell erledigt. Dennoch herrscht hier ein reges Kommen und Gehen – eine Fluktuation von 40 Prozent pro Jahr zeichnet das Bild einer flüchtigen Gemeinschaft. Man bezeichnet daher das Viertel sowohl als ersten Zufluchtsort als auch als Durchgangsviertel.
Kunst und architektonische Vielfalt
Architektonisch hat der Kiez eine Menge Abwechslung zu bieten: Bauten aus der Gründerzeit bzw. der Jahrhundertwende säumen die Soldiner Straße. Neue Wohnhäuser mit begrünten Innenhöfen, die den Mietern viel Freifläche bieten, runden das Stadtbild in diesem Straßenzug ab. Alte Fabriken, die über ein Jahrhundert den Kiez prägten, sind zum Teil erhalten geblieben und haben nun eine neue Bestimmung erhalten: So ist in die Fabrik Osloer Straße ein Kindermuseum (Labyrinth)und eine Nachbarschaftsetage mit vielfältigen kulturellen Angeboten eingezogen. Über mehrere Höfe erstreckt sich gegenüber der Kreuzung Biesentaler Straße/Prinzenallee die Hutfabrik Gattel, bei der es sich lohnt, einen Blick in die architektonisch interessanten Innenhöfe zu werfen.
Entlang der Gotenburger Straße blickt man auf den langgestreckten Backsteinbau der Wilhelm-Hauff-Grundschule. In der Biesentaler Straße herrscht vor allem die Architektur aus der Gründerzeit mit ihren klassizistischen Fassaden aus den 1870ern vor. Turmartige Aufsätze und mittig angeordnete Haustüren prägen ebenfalls das Bild. Die 1904 errichtete und neugotische Stephanuskirche ist mit ihrem 80 Meter hohen Turm an der Ecke Soldiner Straße/Biesentaler Straße nicht zu übersehen. Mit einem reich dekorierten Innenraum beeindruckt das Bauwerk seine Besucher.
Gefragter Standort für Kunst
Auch die Kunstszene tastet sich – weg von den eigentlichen Kunstarealen in Berlin wie Mitte, Schöneberg und Charlottenburg – nach und nach an das Viertel heran. Hier könnte ein neuer Hotspot in Sachen Kunst entstehen: Denn mittlerweile haben sich viele Events und zeitgenössische Kunst hier angesiedelt. Und da die Anwohner im Soldiner Kiez so international wie die Kunstszene selbst sind, wirkt sich das auch auf die vielen Projekträume aus, die sich hier entwickelt haben. Seit vielen Jahren besteht beispielsweise schon die “Kolonie Wedding”, die ein Zusammenschluss von 33 nichtkommerziellen Kunstprojekträumen ist. Leer stehende Läden werden hier beispielsweise mit zeitgenössischer Kunst bespielt. Am letzten Wochenende eines jeden Monats laden die Projekträume mit einem gemeinsamen Eröffnungsprogramm zum Rundgang mit Kiez-Charakter ein.
Autor: Susann Prautsch, Quelle: QIEZ.de
Der Artikel wurde uns von QIEZ.de zur Verfügung gestellt.
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