Meinung Als ich vor fast drei Jahren in den Wedding zog, war das keine Liebe auf den ersten Blick, aber eine auf den zweiten. Die soll ja bekanntermaßen länger halten als die rosarote Wolkenverliebtheit, bei der man schnell einer Selbsttäuschung erliegt beziehungsweise allerlei Illusionen. Und was danach kommt, ist schnöde Ernüchterung. Bei mir und dem Wedding war es genau anders herum. Am Anfang stand die Ernüchterung, dann wuchs eine Liebe auf den zweiten Blick.
Aber der Reihe nach: Was mich zunächst abstieß, war der viele Dreck und Müll auf den Straßen und dass es tagtäglich so aussah als würde ein jeder das, was er gerade nicht mehr braucht, direkt aus dem Fenster schmeißen. Rumms! Wieder ein alter Fernseher oder ein verschlissener Sessel, ein ramponiertes Regal oder kaputter Karton mit zerfetzten Klamotten. Man konnte fast meinen, im Wedding herrsche noch finsteres Mittelalter, in dem man mangels einer Kanalisation auch Nachttöpfe gleich aus dem Fenster entleerte.
Auf den zweiten Blick aber war es doch so toll hier: Mitten im Zentrum von Berlin und dennoch eine große grüne Oase wie der Humboldthain und sogar mit Sommerbad. Kunst- und Kulturschaffende im alten Krematorium oder in der alten Fabrik in der Gerichtstraße 23. Oder das Tangoloft, in dem sich immer wieder eine Welt der Leidenschaft erleben und sich der Alltag vergessen lässt. Ich genoss auch die vielen türkischen Läden mit Humus oder leckeren Oliven. Wäre da eben nicht der viele Müll und Dreck.
Es dauerte nicht lange, bis ich mir ein inneres Bild malte, wie der Wedding aussehen könnte, wenn er denn sauberer und grüner wäre. Die vielen grauen Betonfassaden schön bepflanzt, was nicht nur dem Auge, sondern auch der Luftqualität gut tun würde. Statt überquellender Abfallkörbe und vermüllter Spielplätze ein Quartier zum Wohlfühlen. „Nicht nur träumen, sondern machen“, sagte ich mir da und bewarb mich für den Quartiersrat mit genau diesem Thema „Der Wedding sauber und grün“. Naja, ganz schön mühsam der Versuch, etwas zu verändern. Und täglich wieder neuer Müll und neuer Dreck scheint dieses Engagement zu verhöhnen – wieder und wieder. War hier tatsächlich nichts zu machen? Sind wir im Wedding einfach dreckig und basta?
Drecksbilder an die zuständigen Stellen
Um das genauer zu erfassen, starteten wir die Aktion, den Müll im Wedding mit Fotos festzuhalten – jeder dort, wo er lebte – und diese Fotos dann an das Ordnungsamt, die BSR und das Bezirksamt Mitte zu senden. Interessant, was dann passierte. Manchmal kam gar keine Reaktion. Ein anderes Mal wollte man gern telefonieren. Der Nächste bat um ein Treffen vor Ort. Und dann kam die gute Nachricht, man wolle künftig „Waste Watcher“ einsetzen und überhaupt mehr Geld für einen sauberen und grünen Wedding einsetzen. War gerade Wahlkampf? Wie auch immer, eins ist ganz klar, genau das würde den Wedding lebenswerter und attraktiver machen, denn nur gepflegteStraßen und begrünte Viertel laden zum Verweilen ein und ziehen Gastronomie und Gewerbe und Kunden an.
Aktuell gibt es dafür noch einige Hürden zu überwinden: Warum zum Beispiel fährt der große orange BSR-Wagen zwar durch die Straßen, aber danach sehen diese noch genauso vermüllt und dreckig aus wie vorher und die Abfallkörbe sind auch nicht geleert? Wie kann es sein, dass die Kehrmaschine zweimal mit Krawall den Gehweg hoch und runter saust, doch sauberer ist es danach immer noch nicht? Und stimmt es, dass die BSR gar kein Interesse an effektiven Vor-Ort-Beseitigungen haben kann, weil sie für jeden Extraeinsatz viel mehr Geld bekommt und es sich also für sie lohnt, den Müll und Dreck liegen zu lassen?
Und wieso ist der Link oder die App zum Ordnungsamt so umständlich per Kontaktformular auszufüllen, dass es einer Ganztagsbeschäftigung gleichkäme, allein den Müll für nur eine Straße zu melden, was man keinem ehrenamtlich Engagierten zumuten kann. Und wäre es nicht ein erster sinnvoller Schritt, wenn BSR, Ordnungs- und Grünflächenamt sowie das Bezirksamt Mitte nicht die Probleme vom einem zum Nächsten weiterreichten, sondern im Sinne der Sache gemeinsam kooperieren würden?
Vielleicht ist es ja Vorschrift, der eine darf nur Kübel, der andere nur Straße kehren, der Dritte nur Abfalleimer und der Vierte nur den Bereich um die Bäume? Aber ist das nicht Verschwendung von Ressourcen und wäre es nicht besser, wenn ein großes Müllauto alles mitnehmen könnte – bis auf den Sperrmüll, der vielleicht tatsächlich extra entsorgt werden muss? In dem aktuellen Dreckszustand des Wedding ist eine nachhaltige Aktion gefragt, die nur von allen – Behörden, Ämtern und Engagierten – gemeinsam gemeistert werden kann.
Ganz nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark und gemeinsam bekommen wir Dreck und Müll in den Griff. Wir vom Quartiersrat haben uns vorgenommen, dranzubleiben. Schade, dass weder der Bezirksbürgermeister von Dassel noch andere Ämter bislang wirksam reagiert haben. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.
Text und Fotos: Angela Elis, Erstveröffentlichung im Panker 65 (02÷2018)
Toll und wünsche Dir Durchhaltevermögen! Habe jahrelang versucht den Vinetaplatz sauber zu halten und typischer Kommentar einer Anwohnerin“hasdu Sozialstunden jekriegt?“. Jetzt bin ich nach Zehlendorf gezogen und das ist ein himmelweiter Unterschied aberKÄMPFE WEITER!!!
Ich habe in vielen Städten Deutschlands gewohnt. Gesundbrunnen ist mit Abstand der größte Dreckstall. Und das hat was mit Leuten zu tun, die hier wohnen und nicht mit der BSR.
Der Wedding ist eigentlich eine Müllkippe. Nach der Verwaltung schreien, dass diese den Müll entfernt, halte ich für den falschen Ansatz. Es sind die Bewohner aus dem Wedding, die sich nicht für Ihre Umwelt interessieren und hier sollte man ansetzen. Ich verstehe nicht, warum es im Prenzlauer Berg von Ordnungsamt Mitarbeitern nur so wimmelt – im Wedding habe ich seit 8 Jahren noch nie welche gesehen. Ich würde einen Großteil in den Wedding berufen und Mitmenschen, die einfach Ihren Müll in die Ecke pfeffern, zweite Reihe parken oder ihren Hausrat entsorgen zur Rechenschaft ziehen bzw. Erziehung durch Geldstrafe einführen. Selbstverständlich muss das Ordnungsamt im Wedding durch Polizisten begleitet werden, da ein nicht unwesentlicher Teil der Bewohner hier sehr schnell handgreiflich wird, wenn man Sie verbal auf einen Fehler anspricht. “Ich stech dich ab du scheiss Deutscher” – immer schnelle Schuhe anziehen (;
Ich habe heute an das OA und sogar “Humana” geschrieben und um eine Lösung für das Kleider – und Sperrmüllchaos in der Schulstraße, direkt am “Himmelbeet” zu bitten.
Es macht mich so wütend, dass einige Mitmenschen einfach nicht verantwortungsvoll mit den Altkleidertonnen umgehen können. Einige Male haben wir gesehen wie die Tonnen aufgeschlossen und vermeidlich “geleert” werden, das bedeutet, dass die Klamotten durchwühlt werden und was nicht gebraucht einfach daneben geschmissen wird.
Zudem zieht das Chaos weitere Schmutzfinken an, die dann dort ihren Sperrmüll abladen.
Bin gespannt ob ich eine Antwort von Humana und dem OA erhalte.
Ich hoffe auch zum einen auf einen positiven Effekt der Müll-Watcher. Aber auch von der Parkraumbewirtschaftung. Denn dadurch läuft das Ordnungsamt öfter durch die Straßen um mögliche Falschparker anzuzeigen. Aber die Damen und Herren des Ordnungsamtes sind, ja nicht nur für Knöllchen zuständig 😉
Hier liest man über gute Vorbilder.
Vor der Haustür hängt bei uns eine Mülltüte. Komme ich Heim und es liegt was im Eingangsbereich, wird es darin schnell entsorgt. Die Leute sehen sollen es auch sehen.
Ist Großer Müll zu sehen, wird das OA informiert.
Jetzt fehlt nur noch die Sensibilisierung der Übeltäter. Es ist gut die Leute darauf hinzuweisen, auch wenn am Ende 10% sich bessern, ist es wieder ein kleiner Schritt. Es dulden, daheim meckern und auf Gruppen schimpfen bringt keine Veränderung. Habe ich schin selber getestet. 😉
Je mehr mitmachen, desto höher ist ein Lerneffekt möglich. Hartnäckigkeit wird belohnt. Tue gutes und sprich darüber.
Generell würde ich es vllt. mal mit einer Plakataktion probieren. Positive Sprüche, Mehrsprachige Infos wie und wo man vernünftig entsorgt und was wir von dem Müll halten. Keine Sanktionsandrohung, sondern erstmal witzig informell.
In Neukölln hat Frau Giffrey es mit Müllsheriffs zu einer Besserung geschafft. Auch eine Idee
Eine Plakataktion wäre toll.
Es wäre aber wichtig meiner Meinung nach, die Geschäftsleute dafür einzuspannen, dass die zum Beispiel auch ihre Kunden aufklären – Çarik Kuruyemis auf der Müllerstraße druckt zB schon ewig ein Hinweis auf Ihre Papiertütchen.
Aber super wäre auch “coole” Unterstützer, die verschiedene Bevölkerungsgruppen ansprechen, für eine solche Aktion zu gewinnen. Ich kann nachvollziehen, dass mich als Jugendlicher irgendein (böse gesagt!) Hippie-Plakat total egal wär. Aber jemand, den ich respektier und nchvollziehen kann, das nehm ich eher wahr.
Vielleicht kann man auch in den Schulen verstärkt Aufklärungsarbeit leisten. Kinder haben zum Teil eine ungeheure und unterschätzte Macht über das Verhalten der Eltern – die Werbeindustrie nutzt das nicht umsonst schon lange erfolgreich.
Dass hier öfter etwas auf der Straße steht, hat den Vorteil, dass man auch mal etwas mitnehmen kann. Ich habe da schon so einiges noch brauchbares gefunden. Es ist halt auch ein Ausdruck von Armut: Reiche Leute kaufen neue Möbel und lassen die alten dabei mitnehmen. Ich wünsche mir eine Sperrmüllabfuhr, so wie es sie früher mal gab: Alle stellen an einem bestimmten Tag das auf die Straße, was sie nicht mehr brauchen, und die BSR holt das ab. Dann wäre der Wedding an einem Tag zugemüllt und nicht an 365 Tagen. Und wer kein Auto hat, hat ein Problem, alte Möbel loszuwerden: Abholung innerhalb von 2 bis 3 Wochen und Kosten von 100 Euro (BSR) sind kein Anreiz.
mich nervt der Müll auch endlos und was ich überhaupt nicht verstehen kann, warum die Leute immer alles auf die Baumscheiben legen. Parkplätze werden nie vollgestellt. Ich habe such schon den ein oder anderen angesprochen. Von Hipster bis Öko ist da alles dabei. Und dann noch blöde Sprüche von wegen, das holt doch die BSR sowieso ab und das macht doch jeder. Dann wird auch immer alles schön vor Baumscheiben anderer Häuser gestellt. Asozial find ich das! Ich habe nicht einmal ein Auto und komm mir total bescheuert vor, wenn ich dann als gefühlt Einzige meine Sachen bei der BSR abgebe. Mir dafur extra ein Auto ausleihe und von denen dann noch an geblökt werde, wenn ich nicht alles toll sortiert habe.
Das Müllproblem ist für mich ein Zeichen sozialer Verwahrlosung. Solange hier die Leute wohnen, die hier wohnen, wird es sich nicht ändern. Umerziehen kann man hier niemanden, das muss man erkennen. Es ist ein bisschen wie bei Don Quichotte.
“Solange hier die Leute wohnen, die hier wohnen, wird es sich nicht ändern.” – Da die sog. Gentrifizierung in vollem Gange ist, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Bevölkerungsteile ausgetauscht sind, denen das Umfeld und die soziale Verantwortung scheißegeal sind.
Und wenn sich dann die Zuzügler (v.a. aus des westlichen Bundesländern – Schwaben, Rheinländer…) hier niederlassen, wird es wohl aufwärts gehen – mit den Mieten aber auch mit der Sauberkeit… Alles hängt mit allem zusammen…
„Solange hier die Leute wohnen, die hier wohnen, wird es sich nicht ändern.“ Das war von mir in keiner Weise wertend gemeint. Im Wedding (und auch sonst in der Stadt) sollte Platz für alle sein. Aber die Bewohner/innen machen den Dreck, der wird nicht aus dem Prenzlauer Berg übern Zaun geworfen.
Was für ein Quatsch. Seit sich hier die Zuzügler tummeln ist es erst so richtig dreckig geworden!
Hmmm – wollen wir jetzt ein Zuzügler-Bashing anfangen? Wer ist das und woher kommen die Dreckablader??
Blödsinn. Das ging los als die BSR die Sperrmüllabholung eingestellt hat, und weniger für die Straßenreinigung ausgegeben wurde.
Früher hab ich allerdings auch öfter gesehen, dass Geschäftsinhaber morgens oder Abends mal gekehrt haben. Aber das ist lang vorbei, seitdem in den Kiezen so viele Geschäfte zugemacht haben. Und bon den Kiosken und Spielbuden ist nix zu erwarten.
Bei uns im Osramkiez macht das nur noch Kral Diskont auf der Reinickendorfer / Liebenwalder. Und Friseusalon Ute Lehmann in der Oudenarder.
In den letzten Jahren ist es aber schon besser geworden.
Zum einen hängt das bestimmt mit veränderter Bevölkerungsstruktur zusammen. Andererseits sind manche Straßen neu eingestuft worden, und hier kommt die Kehrmachine jetzt öfter. Dafür sind unverständlicherweise Mülltonnen abgebaut worden.
Wer so einen schönen rheinischen Namen hat, sollte nicht gegen Rheinländer wettern. Die machen die Stadt lustiger. Und ein bisschen mehr bürgerliches Verantwortungsgefühl täte dem Wedding gut.
Liebe Angela, gib nicht auf! Ich komme mir auch geradezu schwachsinnig vor, weil ich (im Sommer jedenfalls) jeden Tag meine Runde drehe und den Müll einsammle. Habe aber mit BSR nur sehr gute Erfahrungen. Sie sind sehr hilfsbereit. Ich werde von den Nachbarn lautstark (in Wedding ist halt alles lautstark..) angepöbelt “weil es ja nicht normal ist was ich da mache”.. Ach ja.. so konnte der Nachbar seinen Frust loswerden. Aber ich gebe es nicht auf – ich möchte wenn ich aus meinen Fenstern sehe nicht Müllhalde neben Müllhalde sehen und die Nachbarn so zu erziehen, dass sie ihren Müll nicht so entledigen? Gib´s auf! Wenn ich jemanden anspreche (Hundekacke, Müll o.ä.) schauen mich entweder unschuldige Augen an “ICH??? Ich war es nicht! – das haben meine Kinder auch immer gesagt, als sie klein waren. Oder ich werde angepampt und bedroht.. Aber wie Du – ich wohne dennoch gerne hier!
Auch mich nervt der Müll unglaublich. Meine Erfahrungen mit dem OA sind jedoch eher positiv, in der Regel wird innerhalb von 3 Tagen Sperrmüll entsorgt.
Aber: neuer Müll ist auch umgehend wieder da und ich bin der Meinung, dass für einen schöneren Wedding weder BSR noch OA zuständig sind sondern die Menschen die hier leben. Hier muss ein Umdenken erfolgen und ALLEN bewußt werden, dass das gedankenlose entsorgen extrem unsozial ist.