Am Leopoldplatz ist ein neuer kreativer Hotspot entstanden. Sechs Künstler:innen bespielten bereits oder nutzen im Rahmen von Artist Residencies bestehende Flächen und den öffentlichen Raum. Seit dem letzten Jahr wird der Platz rund um den Leo immer wieder zur Bühne für neue künstlerische Perspektiven. Auch heute startet eine Residency und lädt dazu ein, Kunst hautnah zu erleben. Wir stellen die sechs Kunstprojekte in aller Kürze vor.






Eine spartenübergreifende Jury hatte im vergangenen Jahr zur Vergabe der Residencies getagt und ihre Empfehlung für insgesamt sechs Projekte ausgesprochen, die ein breites Spektrum aus künstlerischen Beiträgen der Literatur, Musik, Bildendenden Kunst und mehr abbilden.
Info: Die Artist Residencies Leopoldplatz wurden aus Geldern des Berliner Sicherheitsgipfels für die kulturelle Belebung des Leopoldplatzes vergeben. Diese ist Bestandteil des am 8. September 2023 beim Berliner Sicherheitsgipfel beschlossenen Maßnahmenpakets und hat einen präventiven Ansatz.
Die Projekte im Überblick
Begegnungsbilder


Mit den Begegnungsbildern schaffte Paula Carralero Bierzynska @carralero.bierzynska einen Ort der Begegnung, an dem sich Porträtierte und Porträtierende auf Augenhöhe über unerzählte und unterrepräsentierte Geschichten und Erfahrungen austauschen konnten.
Zuerst malte sie vor Ort ein Porträt in Aquarell auf Papier, das sie den Menschen schenkte. Dabei zeichnete sie die Person auf transparente Organza-Seide, so dass die Porträtierten den Prozess von der anderen Seite beobachten konnten.
“Durch die Begegnungsbilder habe ich die Menschen am Leopoldplatz viel besser kennengelernt, obwohl ich schon lange Nachbarin im Wedding bin”, resümiert die Künstlerin. Und weiter: “Ich war positiv überrascht von ihrer Offenheit und Dankbarkeit. Ich wünsche mir, das Projekt weiterführen zu können.”
In ihrem Atelier wurde jeweils ein zweites Porträt mit Ölfarben gefertigt. Insgesamt entstanden auf diese Art 20 Begegnungsbilder, welche vom 19. Februar bis 22. März im Foyer der Schiller-Bibliothek ausgestellt werden.
Ausstellungseröffnung: Mittwoch 19.02.25 18 – 19:30 Uhr
Öffnungszeiten: Mo.-Fr.: 10.00-19.30 Uhr, Sa.: 10.00-14.00 Uhr


Nudelbar 500 – eine Suppe für deine Geschichte


An zwei Wochenenden im Dezember 2024 verwandelte sich der Leo in eine öffentliche mobile Küche, in der nicht nur gekocht, sondern auch erzählt wurde. Nudelbar500 steht für eine künstlerisch-kulinarische Erfahrung. Hier wurden Kiezgeschichten, Erlebnisse, Anekdoten audiovisuell dokumentiert.
Zwischen den dampfenden Kochtöpfen, den Aromen von chinesischen Nudeln und den Alltagsgeräuschen des Leopoldplatzes entstand ein Raum, der weit mehr als nur den Genuss von Speisen bot.
Die Nudelbar 500 vom Kollektiv @lingsanling030 begriff sich als ein Ort der Begegnung, des Austauschs, des Archivvereins und des Innehaltens.
Wir fragen uns: Was macht den Leo für dich zu deinem Leo? Welche Geschichte erzählst du immer wieder über den Leo? Wie hat sich der Leo in deinen Augen verwandelt? Zum Guten oder Schlechten? Wer oder was hat den Leo für dich unvergesslich gemacht? Was fehlt dem Leo – und was darf auf keinen Fall verloren gehen?
Mitwirkende des Kollektivs: Silvan Hagenbrock, Han Sun, Andreas Horn
Instagram 030 LÍNG SĀN LÍNG


Erzähl deine Geschichte


Hinter dem Projekt @geschichten.vom.leo steht Autorin Eva-Lena Lörzer und mit ihrer Reiseschreibmaschine haben einige von euch sie vielleicht auf dem Leo entdeckt. Die Geschichten die Eva festgehalten hat, entstanden mitten im Trubel, mit den Menschen vor Ort – mal zufällig, mal bewusst. So entstanden zwischenmenschliche Verbindungen der Beobachtungen, der Begegnungen und des Austausches, ohne Berührungsängste und in Resonanz mit dem Platz. Ihre entspannt offene Art, die Schreibmaschine selbst und ein Schild „Erzähl Deine Geschichte“ schaffen einen niedrigschwelligen Kontakt zu allen Menschen am und um den Leo.
Es folgten zudem Lesungen zu den 35 Leo-Geschichten in der Schillerbibliothek, im Gemeindesaal der Nazarethkirchengemeinde und im Sonntagssalon (Grunewald).


Der Schöne Schein


Mit großformatigen Kreidezeichnungen, sogenannter “apotropäischer Ornamente”, ruft @wouter_osterholt die immer seltener aufzufindenen Fassadenverzierungen von Altbauten in unser Gedächtnis zurück. Seine gestalteten Schutzgeister und Fabelwesen findet er dabei im Wedding bzw. am Leopoldplatz. Die Arbeiten befassen sich mit Gentrifizierungsprozessen, der Wiederbelebung dekorativer architektonischer Elemente, der kulturellen “Umnutzung” öffentlicher Räume – damit Anwohnende, obdachlose Menschen, Reisende in positiverer Koexistenz zusammen leben - und soll die Inklusivität bzw. die Sicherheit aller Menschen am Platz stärken.
Künstler: Wouter Osterholt Instagram


Mit offenen Ohren sehen - Feedback in mehreren Schichten


Fotos: Abrie Fourie
Deren Ziel ist es, durch die Zusammenarbeit mit
der lokalen Gemeinschaft und einer vielfältigen Auswahl an Künstler*innen Feedback auf verschiedenen Ebenen zu verbreiten. Dabei setzen u.a. @abraham_hercules_fourie , @stefanie_q_lisch und @tsepo.pooe und weitere Mitglieder:innen auf multisensorische Ansätze, Fotografie, Video, Audio, Feldaufnahmen, Musik, Geschmack, Kochen und Performance.
Aktive Feldforschung und Archivarbeit sind dabei die treibende Kraft für die künstlerischen Interventionen und dienen dem Austausch ungehörter Geschichten und Erfahrungen.


Die Künstler:innen: Akinbode Akinbiyi @akinbodeakinbiyi , Adam Broomberg @adambroomberg, Abraham Hercules Fourie @abraham_hercules_fourie, Stefanie Kulisch @stefanie_q_lisch, Franziska Anastasia Lentes @franziska_anastasia_lentes, Tsepo Kolitsoe Pooe @tsepo.pooe, Muhammad Salah Abdulaziz @m.salah.abdulaziz, Anja Saleh @anja.saleh, Ella Ziegeler @ez.ellaziegler, @clubs_of_the_future


Sketching Homes




Fotos: Sebastian Wischmann, Lena Pozdnyakova
Im Projekt "Sketching Homes" haben Lena Pozdnyakova und Anna Kücking mit geflüchteten Kindern und Menschen, die in der Jugendhilfe aufgewachsen sind, den Begriff „Zuhause“ untersucht.
Was bedeutet Zuhause für uns, wenn wir eins bereits verlassen mussten?
Was nimmt man mit, was fehlt?
Und wie lässt sich ein Ort herstellen, an dem man sich sofort zuhause fühlt?
Mit künstlerischen Interventionen und performativen Spiele am Leopoldplatz haben sie Momente der Begegnung gesucht, die ein Gefühl von Zuhause ermöglichen und Kunstwerke geschaffen, die davon erzählen.
Künstlerinnen:
Anna Kücking Instagram
Lena Pozdnyakova Instagram
Zusammenstellung, Fotos, wenn nicht anders angegeben: Sebastian Wischmann