Wo die wilden Schrauber wohnen, dort soll einmal städtisches Leben einziehen. Die Rede ist vom schwach schlagenden Herz des Gesundbrunnens entlang der Böttger‑, Bastian und Hochstraße. Heute ist dort ein Stellplatz für Wohnmobile und sind zahlreiche kleine Autowerkstätten ansässig. Mithilfe von 80 Millionen Euro Fördergeldern soll hier etwas Neues wachsen. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Gesundbrunnens soll aus Peripherie wieder ein urbanes Zentrum werden.
Bezirk will Neubau, wo heute Autowerkstätten (hier in der Bastianstraße) stehen. Foto: Andrei Schnell
Eine Karte (am Ende des Textes) zeigt, welches Gebiet gemeint ist und nun als Fördergebiet festgelegt wurde. Es erstreckt sich sich von der Badstraße bis zur Panke, den S‑Bahngleisen und der Gerichtstraße. Wichtigste Ausschnitte und auf der Karte hervorgehoben sind zwei kleinere Teile an der Böttgerstraße und an der Panke. Diese sind zusätzlich Sanierungsgebiet. Das heißt, hier hat der Bezirk mehr Möglichkeiten einzugreifen. Hier soll vor allem soll gebaut werden. Verdichtet werden, sagen die Stadtplaner.
Die groben Ziele für die Sanierungsgebiete haben die Planer unter dem Stichwort Maßnahmenpaket abgesteckt. Stadtrat Ephraim Gothe (SPD) erklärt das Vorhaben von Land, Bezirk und Bund: Gebaut werden sollen zum Beispiel eine Kita, eine Freizeiteinrichtung und 160 geförderte Wohnungen. Die Badstraße soll ein Geschäftsstraßenmanagement erhalten. Und über das Gelände der nahegelegenen Wiesenburg soll beidseitig der Panke ein öffentlicher Weg eingerichtet werden. Auf der historischen Trasse der Stettiner Bahn soll quer durch den Block Böttgerstraße eine grüne Wegeverbindung angelegt werden. Eine Teilkarte zeigt einige dieser Ziele; deutlich zu erkennen ist die öffentlich zugängliche Querung.
Karte des Fördergebietes Badstraße. Grafik: stadt,land,fluss und L.I.S.T für Bezirksamt Mitte
In der Mitte der Karte grau markiert ist die Fläche des Händlers Möbel Kraft in der Pankstraße. Der Fachmarkt nimmt viel Raum ein. Ist ein solche ausgreifende Nutzung zeitgemäß? Es ist vermutlich keine Spekulation, wenn man sagt, dass an diesem Punkt Streit zwischen Traditionalisten und Erneuerer entbrennen wird. Stadtrat Ephraim Gothe deutet bei einem Gespräch an, dass er sich Veränderungen wünscht.
Generelles Ziel des Fördergebiets ist der Erhalt der Mischung aus Wohnen und Gewerbe – nur eben mehr von beidem. Die zur Verfügung stehende Zeit wird vermutlich 15 Jahre umfassen. Das ist die Spanne, über die die Bundesregierung ihren Anteil an der Finanzierung begrenzen wird. 74 Hektar ist das gesamte Areal groß. Als Vorbild für das neue Sanierungsgebiet kann das im Wedding bekannte Aktive Zentrum Müllerstraße dienen. Für das Sanierungsgebiet Badstraße heißt der Fördertopf: Lebendige Zentren und Quartiere. Der übergeordnete, gesamte Gebiet erhält Geld aus dem Förderprogramm Stadtumbau.
Im Vorfeld gab es im Teilgebiet Badstraße Kritik von einigen Eigentümern. Der angedachte Grünzug durch den Block verhindere eine Bebauung, argumentieren die Grundstücksbesitzer. Ein Eigentümer lehnt das Sanierungsgebiet ab und fordert stattdessen einen städtebaulichen Vertrag. Auch kleine Gewerbetreibende (vermutlich vor allem Autowerkstätten) äußerten Kritik. Sie befürchten, verdrängt zu werden und ihre Betriebe aufgeben zu müssen.
Brache mit Wohnmobilen in der Hochstraße, nicht weit vom Bahnhof Gesundbrunnen. Foto: Andrei Schnell
In dem gesamten Fördergebiet von der Badstraße bis zur Panke lebten am 31. Dezember 2019 genau 7.225 Personen. Gegenüber dem Jahr 2012 hat sich die Zahl um gut 10 Prozent erhöht. Es gibt 3.445 Wohnungen. Die Planer schätzen, dass im gesamten Gebiet Platz für bis zu über 900 zusätzliche Wohnungen sein könnte.
Wer sich tiefer einlesen möchte: Das Bezirksamt hat umfangreiches Material auf seiner Webseite bereitgestellt. Außerdem informiert bürgernah die Webseite badpank-mitte.de.
Karte zeigt das gesamte Gebiet (Stadtumbau) und die zwei Teilgebiete (Sanierungsgebiet). Karte: Bezirksamt Mitte
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Der Text entstand in Zusammenarbeit mit der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Autor ist Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Gut, dass dort was passieren soll. Im momentanen Zustand ist das eine ordentliche Raumverschwendung. Niemand braucht eine so große Fläche an Autowerkstätten/WoMo-Stellplätzen mitten in der Stadt, zumal die Autos ja teilweise auch in der Böttgerstraße abgestellt werden. Den Raum kann man wirklich besser nutzen.
In dem Zug werden hoffentlich auch die beiden einstöckigen Gebäude zwischen Rewe und Lidl in der Badstraße abgerissen., die ohnehin leer stehen.
Allerdings wäre es schön, wenn etwas mehr geförderter Wohnraum entstehen würde, 160 von 900 Wohnungen klingt jetzt erst mal nach nicht so viel, und auch die Zahl 900 kommt mir etwas niedrig vor für so ein großes Gebiet.
Steht nicht im Text, aber es gibt wie bei der Müllerstraße eine Stadtteilvertretung. Wenn du im Gebiet wohnst, wäre das vielleicht etwas für dich, um deine Forderung auszusprechen?
Es ist überfällig, dass in diesem Bereich richtig hingeschaut wird. Möbel Kraft, der Autohandel und der Bereich Gerichtshöfe enthalten viel Potenzial für Neues. Es ist derzeit verschwendeter Platz. Aber vergesst nicht die externen Radwege!
Wie bei Benjamin: Steht nicht im Text, aber es gibt wie bei der Müllerstraße eine Stadtteilvertretung. Wenn du im Gebiet wohnst, wäre das vielleicht etwas für dich, um deine Forderung auszusprechen?
ist doch klar,wer kann sich schon möbel kaufen und sein auto preiswert reparieren lassen.und dann noch der wohnmobilstellplatz wer möchte denn touristen im gesundbrunnen?
Hallo Herr Schnell
…..In der Mitte der Karte grau markiert ist die Fläche des Händlers Möbel Kraft in der Pankstraße. Der Fachmarkt nimmt viel Raum ein. Ist ein solche ausgreifende Nutzung zeitgemäß
Soll das soviel wie zu groß bedeuten… also weg oder verkleinern ??
Gruß
Fragezeichen steht dort, weil ich selbst unsicher bin. Ich sehe statt Blockrandbebauung und damit Flächenausnutzung ein flaches Gebäude wie es viele auf der grünen Wiese in Brandenburg gibt. Passt das mitten in der Enge einer Großstadt?
Wenn ich mich richtig erinnere, soll das Möbelhaus in das neue Quartier Pankower Tor umziehen, falls das tatsächlich irgendwann zustande kommt.