Neue Brücken- und Tunnelbauwerke zerschneiden den kanalnahen Süden des Sprengelkiezes, eine neue S‑Bahn-Strecke für die neue Linie S 21 entsteht. Die Tegeler Straße soll an beiden Enden gekappt werden, die kleine Grünanlage an Mettmannplatz und Nordufer hat sich schon seit dem Beginn der Bauarbeiten in eine einzige verwilderte Baustellenbrache verwandelt. Doch weil der Bahn am Hauptbahnhof unter Termindruck Baufehler unterlaufen sind, muss jetzt umgeplant werden – und aus der als Riese geplanten S 21 könnte eine verkehrstechnisch fragwürdige Zwerg-Linie mit Vier-Wagen-Zügen werden.…
Um Zeit zu sparen, wurden beim Wiederaufbau der Ringbahn bis 2003 und beim Bau des Hauptbahnhofs bis 2006 schon Tunnel für die Linie S 21 vorbereitet. Auch beim Bau der Fernbahnbrücke zwischen Wedding und Hauptbahnhof wurde bei der Platzierung der Stützpfeiler bereits die Querung der niedriger gelegenen S‑Bahn mitgedacht. Doch nun hat sich herausgestellt, dass die Bauvorleistung am Hauptbahnhof nicht ausreicht, um den Bahnhof in Betrieb nehmen zu können. Der Bund, der 60 % der Kosten trägt, stellte daher den Nutzen der Strecke grundsätzlich in Frage.
Provisorium und neuer Zwischenhalt
Zwei Ideen könnten den Plan dennoch retten. Zum einen haben die Deutsche Bahn (DB) und der Senat eine Absichtserklärung unterzeichnet. Diese beinhaltet einen provisorischen Tunnelbahnhof nördlich der Invalidenstraße. Von dort sollen alle zehn Minuten Vier-Wagen-Züge nach Gesundbrunnen pendeln. Ein geplanter Abzweig Richtung Westhafen wird dann nicht mehr weiter verfolgt, vom Weiterbau Richtung Potsdamer Platz einmal ganz zu schweigen. Zum anderen kommt ein neuer Zwischenbahnhof Perleberger Straße, der bislang trotz zahlreicher Wünsche, u.a. des Fahrgastverbands IGEB, abgelehnt wurde, wieder ins Gespräch, um die Europa-City an der Heidestraße besser anzubinden. Dies bestätigte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gegenüber der Berliner Zeitung¹. Es braucht kaum erwähnt zu werden, dass sich das ursprünglich 227 Millionen Euro schwere Projekt eventuell um weitere 90 Millionen Euro verteuern könnte.
Der IGEB ist – trotz des neuen Bahnhofs für den südlichen Sprengelkiez und den völlig unzureichend angebundenen Osten Moabits – von dieser Umplanung nicht gerade begeistert. Denn die verkürzte S 21 habe nur einen geringen Verkehrswert – quasi ein Shuttle vom Wedding zum Hauptbahnhof. Die zwei Kilometer lange „Kleinbahn“ diene vor allem dazu, dass die S‑Bahn gefahrene Zugkilometer beim Senat abrechnen kann¹.
Im Jahr 2015 haben die Bauarbeiten für die Rampenbauwerke und die Brücken² begonnen. Eine Anfrage ³ des Abgeordneten Stefan Gelbhaar im Juli 2015 bei der Senatsverwaltung ergab, dass der provisorische Bahnhof unter der Invalidenstraße keine Mehrkosten für das Land Berlin ergeben würde.
² http://www.baustellen-doku.info/berlin_neubau_s-bahn_s21/20160128/
³ http://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/17/SchrAnfr/S17-16570.pdf
[…] Doch ab der Ecke Lynarstraße ist das letzte Stück Nordufer gesperrt. Wegen des Baus der S‑Bahn-Linie 21 soll die parallel verlaufende Tegeler Straße unterbrochen werden. Dafür ist geplant, das Nordufer […]