Kunst Ryan Mendoza, ein amerikanischer Künstler, hat ein Holzhaus mitten im Soldiner Kiez gebaut. Dabei gehört das marode wirkende Haus eigentlich gar nicht in den Wedding, denn es ist ein Teil der Geschichte der USA. Zwar gibt es nicht viele Häuser, die es über den Ozean geschafft haben. Doch das Besondere daran ist die mutige Frau, die in dem Haus Zuflucht gefunden hatte: Rosa Parks.
Man muss in der Sackgasse Wriezener Straße, kurz vor dem Friedhof, schon genau hinschauen, um das ungewöhnliche Holzhaus zu entdecken. Kaum zu glauben, dass das Haus mit seinen alten Holzbrettern gerade ganz neu errichtet wurde. Ryan und Fabia Mendoza sind dabei, die letzten Arbeiten an dem Haus vorzunehmen, das sie den ganzen Winter über aufgebaut haben. Wir haben den Künstler und seine Frau einmal kurz von der Arbeit abgehalten und mit ihnen über dieses ungewöhnliche Projekt und natürlich auch über den Wedding geplaudert.
Ryan, was macht das Holzhaus, das du in seine Einzelteile zerlegt hast, zu etwas so Besonderem, dass es jetzt im Wedding als Kunstobjekt wieder aufgebaut wird?
Ryan Mendoza: Die schwarze Bürgerrechtsikone Rosa Parks hat von 1957 bis ’59, nachdem sie aus dem Süden nach Detroit geflohen ist, in diesem Haus gelebt. Ihre Nichte Rhea McCauley hat es für 500 Dollar von der Stadt zurückgekauft, da es abgerissen werden sollte, und es an das Kunstprojekt gespendet.
So wie das Haus auf die Reise gegangen ist, machen sich auch Millionen Menschen auf der Welt auf, weil sie sich ein besseres Leben erhoffen. Steht das Haus auch dafür?
Ryan Mendoza: Ich bin nicht sicher, dass sich die Flüchtlingthematik so problemlos auf das Haus übertragen lässt, da die Geschichte der Bürgerrechtsbewegung in den USA einzigartig ist. Aber natürlich ist dieses Haus Mrs Parks’ Zufluchtsort gewesen, nachdem sie in Alabama Todesdrohungen erhalten hatte.
Da ursprünglich nicht geplant war, das Haus in Berlin zu zeigen, könnte man sich fragen: ist der Wedding der richtige Ort?
Ryan Mendoza: Es ist schon interessant, dass dieses Haus ausgerechnet in der Stadt Zuflucht gefunden hat, die nach dem Abriss einer Mauer erblüht ist. Nur ein paar hundert Meter entfernt von der Stelle an der Bornholmer Straße, wo die Mauer fiel! Und heute ist die Regierung der rechtmäßigen Heimat dieses Hauses gerade so stark damit beschäftigt, selbst eine Mauer zu errichten.
Ihr beide seid im Wedding heimisch geworden. Ist dies immer noch ein Ort, an dem es neu ankommende Menschen leichter haben, ein Zuhause zu finden?
Ryan Mendoza: Das ist schwer zu sagen. Als wir das Stück Land im Soldiner Kiez vor Jahren gekauft haben, wollte es niemand. Mittlerweile sind alle erstaunt, was für einen tollen Ort wir haben. Städte sind meistens am teuersten im Zentrum, und ’sterben’ demnach auch vom Zentrum nach außen hin aus, wie ein Baum. Um Leben und Menschlichkeit zu finden, muss man an den Rand der Städte gehen.
In Paris habe ich in Ménilmontant, in Neapel für 15 Jahre im Stadtteil nella Sanità gelebt, ein Ghetto, wenn man so will und als wir in den Wedding gezogen sind, war er noch als einer der schlechteren Bezirke in Verruf. Dort bekommt man eher ein Gefühl von ‘Heimat’ oder ‘Zuhause’.
Vielen Dank für das Gespräch!
Besichtigung des Kunstprojekts “The Rosa Parks’ House”, Wriezener Straße 19, 13359 Berlin
Im Haus ist eine Klanginstallation mit TV- und Radiobeiträgen über R. Parks.
Mehr von Ryan Mendoza:
Fotografie-Doppelausstellung ‘Ryan Mendoza und Steve Schapiro’ in der CWC Gallery
8.–15. April
CWC GALLERY
Auguststraße 11–13
10117 Berlin
Filmpremiere
Fabia Mendoza ist Filmemacherin. Ihr Film The White House Documentary feiert Premiere im Babylon Kino:
http://www.babylonberlin.de/thewhitehousedocumentary.htm
Am 8. April um 18 Uhr mit anschließender Fragerunde mit Ryan Mendoza, Rosa Parks’ Nichte Rhea McCauley und Steve Schapiro