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Fehlende Bürgernähe:
Rathaus als geschlossene Veranstaltung

2. Januar 2024
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In der Theo­rie ist ein Rat­haus ein Gebäu­de von Bür­gern für Bür­ger. In der Pra­xis schot­tet sich das Rat­haus Wed­ding – einer von drei Stand­or­ten der Selbst­ver­wal­tung des Bezirks Mit­te – von den Bür­gern ab. Am Ein­gang kon­trol­liert ein Wach­schutz, ob Besu­cher einen Ter­min haben. Das Gebäu­de ohne Anlass zu betre­ten, ist nicht vorgesehen.

Kein Druch­gang und kein Ein­gang ins Rat­haus Wed­ding. Foto: And­rei Schnell

Die Ursa­che, wes­halb sich die Mit­ar­bei­ter der Ver­wal­tung abschot­ten, liegt nicht in der Furcht vor Viren oder Pan­de­mie-Auf­la­gen. Die­se lie­gen bekannt­lich bereits län­ge­re Zeit zurück. Als Grund für die ein­ge­schränk­te Öffent­lich­keit des Gebäu­des gibt das Pres­se­team des Bezirks an, dass zu vie­le Bür­ger kom­men. Wört­lich: „Am Stand­ort Mül­lerstra­ße 146 ist der Zugang aktu­ell nur ein­ge­schränkt mög­lich, unter ande­rem gibt es ein erhöh­tes Publi­kums­auf­kom­men″. Vor allem für das ansäs­si­ge Sozi­al­amt bestehe die Erfor­der­nis einer Publi­kums­steue­rung. Damit ent­wi­ckelt sich das Gebäu­de von einem Rat­haus für alle zu einem Ver­wal­tungs­trakt für Mit­ar­bei­ter. Die bei­den ande­ren Rat­häu­ser in Mit­te, in der Karl-Marx-Stra­ße in Alt-Mit­te und am Mat­hil­de-Jacob-Platz in Moa­bit, sind dage­gen wei­ter­hin öffent­li­che Gebäu­de, die jeder­zeit betre­ten wer­den können.

Das Rat­haus Wed­ding beher­bergt nicht nur das Sozi­al­amt. Auch das Büro für Bür­ger­be­tei­li­gung hat sei­ne Adres­se in der Mül­lerstra­ße 146. Wobei sich auch hier die beim Bezirks­amt ange­stell­ten Mit­ar­bei­ter aus der Öffent­lich­keit zurück­zie­hen. Denn für den Publi­kums­ver­kehr zustän­dig ist ein exter­ner Teil, der sei­nen Sitz in der Gott­sched­stra­ße hat und von einem frei­en Trä­ger betrie­ben wird. Ein wei­te­res für Wed­din­ger nicht unin­ter­es­san­tes Amt im Rat­haus Wed­ding ist zum Bei­spiel die Woh­nungs­auf­sicht. Hier kön­nen Woh­nungs­män­gel ange­zeigt wer­den. Auf der Web­sei­te heißt es unter Öff­nungs­zei­ten: „Bit­te beach­ten Sie, dass es sich hier­bei um tele­fo­ni­sche Sprech­zei­ten han­delt. Eine Ter­min­ver­ga­be erfolgt nur tele­fo­nisch.″ Gleich­lau­ten­de Tex­te fin­den sich auch bei ande­ren Ämtern, die in der Mül­lerstra­ße unter­ge­bracht sind. So hat bei der früh­zei­ti­gen Bür­ger­be­tei­li­gung zum Umbau des Kar­stadts jeder „vor Ort die Mög­lich­keit, Nach­fra­gen zu stel­len, in die Bebau­ungs­plä­ne Ein­sicht zu neh­men und Stel­lung­nah­men im Rah­men der Betei­li­gung ein­zu­rei­chen.″ So steht es auf der Web­sei­te – aller­dings ohne den Hin­weis, dass zuvor ein Ter­min zu ver­ein­ba­ren ist, um das Rat­haus über­haupt betre­ten zu können. 

Ein harm­lo­ser Anlass, das Rat­haus zu betre­ten, könn­te der Besuch der Kan­ti­ne sein. In nicht weni­gen Städ­ten beher­bergt der Rat­haus­kel­ler das bes­te Restau­rant im Umkreis. Wer zum Bei­spiel ein paar Sta­tio­nen mit der U‑Bahnline 8 nach Rei­ni­cken­dorf fährt, ent­deckt dort einen Rat­haus­kel­ler, der damit wirbt, Hoch­zeits­ban­ket­te aus­zu­rich­ten. Im Rat­haus Wed­ding dage­gen ist die Kan­ti­ne geschlos­sen. Nicht ein­mal ein Bröt­chen mit Ei und Senf erhält der Gast.

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Der Text ent­stand in Zusam­men­ar­beit mit der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Autor ist And­rei Schnell.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

8 Comments Leave a Reply

  1. Zur Erreich­bar­keit des Büros für Bürger*innenbeteiligung
    Als Büro für Bürger*innenbeteiligung ist der enge Aus­tausch mit den Bewohner*innen des Bezir­kes für uns sehr wich­tig. Inter­es­sier­te Bürger*innen kön­nen sich ger­ne jeder­zeit tele­fo­nisch oder via E‑Mail an den im Rat­haus ange­sie­del­ten Teil des Büros wen­den: buergerbeteiligung[at]ba-mitte.berlin.de oder (030) 9018 42393. Im Bedarfs­fall kön­nen wir dann einen Vor-Ort-Ter­min ver­ein­ba­ren, um uns aus­rei­chend Zeit für Sie und Ihr Anlie­gen zu neh­men. Eben­so kön­nen Sie sich an die exter­ne Anlauf­stel­le in der Gott­sched­stra­ße 33, 13357 Ber­lin wen­den. Auch hier freu­en wir uns, wenn Sie zuvor einen Ter­min mit uns aus­ma­chen (tele­fo­nisch (030) 460 60 55 60 oder per Mail beteiligung-mitte[at]list-gmbh.de), da wir oft im Bezirk bei den unter­schied­lichs­ten Akteur*innen vor Ort sind.

    Zu der Ver­öf­fent­li­chung von Bebauungsplänen
    Auf der Sei­te https://www.berlin.de/ba-mitte/politik-und-verwaltung/aemter/stadtentwicklungsamt/stadtplanung/verbindliche-bauleitplanung/bebauungsplan/ wer­den alle fest­ge­setz­ten und im Ver­fah­ren befind­li­che Bebau­ungs­plä­ne ver­öf­fent­licht. Wei­ter­hin wer­den die Infor­ma­tio­nen über aktu­el­le Bebau­ungs­plä­ne auf der ber­lin­wei­ten Betei­li­gungs­platt­form mein.Berlin.de min­des­tens 30 Tage lang ver­öf­fent­licht. Die auf mein.berlin ange­leg­ten Ver­lin­kun­gen wei­sen jeweils zu einer Unter­sei­te des Stadt­ent­wick­lungs­am­tes, auf der alle Unter­la­gen Online ein­ge­se­hen wer­den kön­nen. Stel­lung­nah­men dazu kön­nen dann eben­falls digi­tal ein­ge­reicht wer­den. Auf den Unter­sei­ten fin­det sich auch jeweils der Hin­weis, dass die Unter­la­gen – nach tele­fo­ni­scher oder schrift­li­cher Ter­min­ver­ein­ba­rung via E‑Mail – auch vor Ort im Rat­haus Wed­ding ein­ge­se­hen wer­den kön­nen und Stel­lung­nah­men alter­na­tiv auch auf dem Post­weg ein­ge­reicht wer­den können.

    Grund­sätz­lich
    Unse­re Auf­ga­be als Büro für Bürger*innenbeteiligung ist es, auf die Ein­hal­tung der Grund­sät­ze guter Bürger*innenbeteiligung (online hier zu fin­den: https://mittemachen-berlin.de/ueber-uns/#leitlinien) im Bezirk hin­zu­wir­ken. Soll­te Ihnen als Bewohner*in des Bezir­kes oder enga­gier­te Bürger*innen auf­fal­len, dass bspw. kei­ne ziel­grup­pen­ge­rech­te Anspra­che statt­ge­fun­den hat, freu­en wir uns auf Ihre Hin­wei­se an beteiligung-mitte[at]list-gmbh.de
    Wir freu­en uns auf den Kon­takt mit Ihnen; scheu­en Sie sich nicht, zum Tele­fon­hö­rer zu grei­fen oder uns eine E‑Mail zu schreiben!

  2. Ich muss Unter­halt für mei­nen Mann bezah­len. Seit über einem Jahr war­te ich auf eine Abrech­nung durch das Grund­si­che­rungs­amt Rei­ni­cken­dorf. Nur tele­fo­ni­sche Sprech­stun­de. Schön, wenn mal einer ran­ge­hen wür­de. Auf den Anruf­be­ant­wor­ter gespro­chen, bis jetzt kei­ne Ant­wort (2 Wochen). Viel­leicht soll­te man das Home­of­fice abschaf­fen, dann klappts auch mit dem Bürger.

  3. Hal­lo

    .… Pres­se­team des Bezirks an, dass zu vie­le Bür­ger kom­men. Wört­lich: „Am Stand­ort Mül­lerstra­ße 146.…, unter ande­rem gibt es ein erhöh­tes Publikumsaufkommen″.

    Hmmm selt­sam fin­de ich .… was sind zu vie­le Bür­ger ?? was ist ein erhöh­tes Publi­kum .…. 50 am Vor­mit­tag? 100 am Tag ? oder 133 und der 134 ist dann zuviel ?? müs­sen die Beam­ten ihre Pau­sen­zei­ten ein­hal­ten oder dür­fen sie pro Tag nur 2 Anträ­ge bear­bei­ten.… dann könn­ten auch schon 10 Bür­ger zu viel sein 🙂

    Gruß

    ps Kom­men­tar nume­ro uno

  4. Der Rats­kel­ler in Rei­ni­cken­dorf ist seit lan­gem ein pri­va­tes Restau­rant, zur Zeit ein chinesisches.

    Die öffent­li­che Kan­ti­ne des Bezirks Rei­ni­cken­dorf war das Casi­no des Finanz­amts (Am Nord­gra­ben) – bis Coro­na kam. Seit­dem ist die­se herr­li­che Kan­ti­ne für den Publi­kums­ver­kehr geschlos­sen – gegen den Wil­len des Päch­ters, wie hier nach­zu­le­sen: “Die Ein­gangs­be­schrän­kun­gen des Finanz­am­tes und der feh­len­de exter­ne Zugang zu unse­rer Kan­ti­ne machen es uns unmög­lich, das Casi­no wei­ter zu bewirt­schaf­ten. … Es war eine unbe­schreib­lich schö­ne Zeit. Wir waren immer ger­ne Ihre Gast­ge­ber! Und wol­len es auch wei­ter­hin sein.” – https://www.casino-im-finanzamt-reinickendorf.de/

    Resü­mee: Die Coro­na-Sper­ren sind noch lan­ge nicht raus aus den Köp­fen der Verwaltung.

  5. Es gibt das Haus­recht. Die Fra­ge aber ist doch, ob Kli­en­ten mit Ter­min­ein­la­dun­gen so aus­ge­sperrt wer­den soll­ten und duer­fen, dass sie Stun­den lang bei Hit­ze, Regen und Schnee in lan­gen Schlan­gen – so wie sehr oft an der Muel­ler­stras­se vor dem Rat­haus – war­ten mues­sen. Immer­hin gibt es einen Vor­raum im EG des Gebaeu­des, zwi­schen den Treppenaufgaengen.

    Auch muss man sich fra­gen, ob man nur mit schrift­li­cher Geneh­mi­gung und Ter­min an amt­li­che Bera­tung her­an­kom­men sollte
    und zudem ob nicht voll der deut­schen Spra­che maech­ti­ge Secu­ri­ties ohne Men­schen­kennt­nis der Wohn­be­voel­ke­rung ueber
    Anfra­gen und Brie­fe ent­schei­den sollten.

    • Gute Fra­ge, war­um es trotz Ter­mi­ne manch­mal lan­ge Schlan­gen am Hin­ter­ein­gang gibt. Soweit ich es beob­ach­tet habe.

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