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Weddinger Schüler brauchen gut ausgebildete Lehrkräfte!

9. Juli 2018
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Carl-Kraemer-Grundschule, Foto: Dominique Hensel
Ist das gerecht? Aus­ge­rech­net an der Carl-Krae­mer-Grund­schu­le im armen Sol­di­ner Kiez hel­fen beson­ders vie­le Quer­ein­stei­ger aus. Foto: D. Hensel

War­um müs­sen aus­ge­rech­net Schu­len in Kiezen mit vie­len armen Men­schen um gute Leh­rer kämp­fen – und gehen dabei oft leer aus? Das fragt die bil­dungs­po­li­ti­sche Spre­che­rin der SPD im Abge­ord­ne­ten­haus Maja Lasić in einem Bei­trag im Tages­spie­gel. Im Inter­view mit dem Wed­ding­wei­ser erklärt Maja Lasić, wie sich Quer­ein­stei­ger gerech­ter ver­tei­len lassen.

Bei­spiel: In der Wil­helm-Hauff-Grund­schu­le sind zum Bei­spiel 20 Pro­zent der Leh­rer Quer­ein­stei­ger. In der Carl-Krae­mer-Grund­schu­le sind es 23 Pro­zent. An der Grund­schu­le am Bran­den­bur­ger Tor sind es dage­gen ledig­lich 2 Pro­zent. (Stich­tag jeweils 1. Novem­ber 2017). Offen­bar müs­sen vie­le Schu­len im Wed­ding mit einem hohen Anteil unge­üb­ter Leh­rer klar kommen.

Es gibt die Brenn­punkt­zu­la­ge, um Leh­rer an schwie­ri­gen Schu­len zu hal­ten. Reicht die­se Instru­ment, um Leh­rer gerech­ter zu verteilen?
Maja Lasiç: Grund­sätz­lich ist die Zula­ge nicht an ers­ter Stel­le als Anreiz für Leh­rer zu ver­ste­hen, in Brenn­punk­te zu wech­seln. Sie ist vor allem eine Wert­schät­zung für das Mehr an Arbeit, das unse­re Lehr­kräf­te und unse­re Erzie­her und Erzie­he­rin­nen in Brenn­punk­ten tag­täg­lich leis­ten. Daher wird die Zula­ge auch nicht die Pro­ble­me bei der Ver­tei­lung der Lehr­kräf­te lösen – denn dazu ist sie auch nicht da.
Die Brenn­punkt­zu­la­ge war eine mei­ner Erfol­ge bei Haus­halts­ver­hand­lun­gen im letz­ten Dezem­ber und wird erst im Lau­fe des kom­men­den Schul­jah­res 201819 grei­fen. Die end­gül­ti­ge Höhe wird erst im Lau­fe die­ses Som­mers fest­ge­legt, da wir uns ent­schie­den haben auch Erzie­her und Erzie­he­rin­nen an Schu­len zu berück­sich­ti­gen. Wegen die­ser Erwei­te­rung des Emp­fän­ger­krei­ses benö­ti­gen wir eine neue Berechnung.

Maja Lasic
Im Brun­nen­vier­tel direkt gewählt: die bil­dungs­po­li­ti­sche Spre­che­rin der SPD Maja Lasić. Foto: Büro Lasić

Sie sagen: “Akti­ve Res­sour­cen­steue­rung an Schu­len ist eine Gerech­tig­keits­fra­ge”. Müs­sen Leh­rer sich jetzt auf Zwangs­ver­set­zun­gen gefasst machen?
Maja Lasiç: Bei der akti­ven Res­sour­cen­steue­rung spre­che ich vor allem über die Ver­tei­lung der neu ein­zu­stel­len­den Kräf­te, nicht über Lehr­kräf­te, die schon an Schu­len sind. Wir haben im nächs­ten Schul­jahr cir­ca 2.500 Stel­len neu zu beset­zen, davon sind etwa die Hälf­te voll aus­ge­bil­de­te Lehr­kräf­te und Quer­ein­stei­ger. Und lei­der wer­den meh­re­re hun­dert Stel­len unbe­setzt blei­ben. Gleich­zei­tig zei­gen die bis­he­ri­gen  Daten, dass es einen direk­ten Zusam­men­hang gibt zwi­schen dem Anteil der Kin­der aus Hartz IV-Fami­li­en und dem Anteil der Quer­ein­stei­gen­den im Kol­le­gi­um: je mehr arme Kin­der an einer Schu­le ler­nen, des­to mehr Quer­ein­stei­gen­de unter­rich­ten dort. Und dabei brau­chen gera­de unse­re Wed­din­ger Schü­ler beson­ders gut aus­ge­bil­de­te Lehrkräfte!

Was soll mit der Steue­rung erreicht werden?
Maja Lasiç: Akti­ve Res­sour­cen­steue­rung heißt für mich, dass die Quer­ein­stei­gen­de auf mög­lichst vie­le Schu­len ver­teilt wer­den, damit ein­zel­ne Schu­len nicht eine über­mä­ßi­ge Last der Aus­bil­dung tra­gen müs­sen, wäh­rend ande­re gar kei­ne Quer­ein­stei­gen­de haben. Eben­so kann es nicht sein, dass man­che Schu­len all ihre Stel­len mit neu­em Per­so­nal beset­zen, wäh­rend ande­re meh­re­re unbe­setz­te Stel­len haben. Nur indem wir für eine gleich­mä­ßi­ge Ver­tei­lung der Quer­ein­stei­gen­den und der unbe­setz­ten Stel­len sor­gen, ver­mei­den wir eine Ver­schär­fung des Zusam­men­hangs zwi­schen sozia­ler Her­kunft und Bil­dungs­er­folg. Und daher muss Steue­rung ein­fach sein.

Kann man es Leh­rern ver­übeln, dass sie Schu­len mit ein­fa­che­ren Arbeits­be­din­gun­gen anstreben? 
Maja Lasiç: Grund­sätz­lich fin­de ich, dass eine Lehr­kraft an Ber­li­ner Schu­len bereit sein soll­te, mit allen Ber­li­ner Kin­dern zu arbei­ten, unab­hän­gig von der sozia­len Her­kunft der Schü­ler. Ich selbst habe an einer Haupt­schu­le im Wed­ding gear­bei­tet und fand mei­nen Ein­satz dort sehr erfül­lend. Unser Auf­ga­be als Poli­tik ist es, dafür zu sor­gen, dass die Lehr­kräf­te in Brenn­punk­ten für ihr beson­de­res Enga­ge­ment wert­ge­schätzt wer­den – so wie mit unse­rer Zula­ge gedacht – und auch nicht über­mä­ßig belas­tet wer­den – auch des­we­gen ist die Steue­rung der neu­en Res­sour­cen notwendig.

Autorenfoto Andrei SchnellAnd­rei Schnell denkt über die Schu­len im Wed­ding nach und befrag­te die Abge­ord­ne­te sei­nes Wahl­krei­ses zur gerech­ten Lehrerverteilung.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

1 Comment Leave a Reply

  1. Ich habe über 30 Jah­re als Leh­re­rin in sozia­len Brenn­punk­ten im Wed­ding gear­bei­tet. Die schwie­ri­ge Lage war schon vor Jah­ren abseh­bar. Ange­stell­te Lehr­kräf­te las­sen sich nun ein­mal nicht so “ver­schie­ben” wie Beam­te. Wenn dann auch die Schul­lei­tung kei­ne Füh­rungs­qua­li­tä­ten besitzt, steigt die Fluk­tua­ti­on der Lehr­kräf­te und das ver­schärft die Lage an ein­zel­nen Schu­len immer mehr.Um die Lage zu ver­bes­sern, müss­te Ber­lin jetzt rich­tig Geld in die Hand neh­men. Aber die­se Schüler*innen und deren Eltern sind zu meist kein Wahl­volk und dar­um für die Poli­tik uninterressant.

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