Der Plötzensee ist für viele Menschen im Wedding und Gesundbrunnen ein Lieblingsort und gleichzeitig ein Sorgenkind. Gibt heute der Zustand der Ufer Anlass zu Sorgen, so war es vor 25 Jahren der Zustand des Wassers. Am 9. September 1992 erklärte das Berliner Fischereiamt in einer großen Zeitung, dass Faulschlamm zum Umkippen des Plötzensees geführt hat. Umkippen soll an dieser Stelle heißen, dass der Sauerstoffgehalt extrem abgesunken war.
„Aufgrund ungünstiger Umstände ist der Sauerstoffgehalt im Wasser unter 2 mg pro Liter und somit unter den Bedarf der dort lebenden Fische gesunken‟, erklärt das Presseteam des Bezirks heute die damalige Situation. Die ungünstigen Umstände beziehen sich auf einen Sturm, durch den Ablagerungen vom Seegrund aufgewirbelt worden waren. Dabei verteilten sich organische Stoffe, bei deren natürlichem Abbau Sauerstoff verbraucht wird.
Die Lösung? Zunächst ging es mit kleineren Schritten los: „Von circa Januar bis April 1993 erfolgten verschiedene wasserbauliche und landschaftspflegerische Sanierungsarbeiten in Teilbereichen des nordöstlichen Ufers‟, heißt es vom Bezirksamt. Die kleinen Maßnahmen reichten offenkundig nicht aus, sodass offiziell eine „kritische Situation‟ festgestellt wurde und der Berliner Senat eine Sauerstoffanreicherung veranlasste. Das Technische Hilfswerk und ein Unternehmen pumpten mit Sauerstoff versetztes Seewasser in den Plötzensee. Das brachte zwar einigen Erfolg, die O2-Sättigung stieg auf 4,6 mg pro Liter. Doch ein ökologisch akzeptabler Zustand war noch immer nicht erreicht.
Deshalb entschieden sich die Behörden zu Großmaßnahme Entschlammung. „Von Mitte 1997 (Probebetrieb) bis 1999 wurde dann im Auftrag der Senatsverwaltung eine Entschlammung im Saugspülverfahren inklusive Aufbereitung des aus dem Schlamm entzogenen Wassers (externe Phosphateliminierung mit Eisenchlorid) vorgenommen‟, berichtet die Pressestelle des Bezirks heute. Die beauftragten Firmen entfernten 60.000 Kubikmeter Schlamm, der in ein Kompostierungswerk in Brandenburg abtransportiert wurde. Als Hilfestellung zur Vorstellung: Ein Würfel mit einer Kantenlänge von 40 Metern entspricht 60.000 Kubikmetern. Eine Folge der Entschlammung war, dass die Größe des Sees leicht, aber messbar zurückging. Eine Studentenarbeit aus dem Jahr 2003 zieht eine nüchterne Bilanz: „Die Wirkung blieb unerwartet gering‟. Die Studenten Elena Dittmann, Florian König und Philipp Voigt vermuten, dass lediglich „Zwischenschichten‟ abgesaugt wurden und nicht die „jüngsten Sedimente, die in direktem Austausch mit dem Tiefenwasser stehen‟. Die Kosten sollen umgerechnet 1,8 Millionen Euro betragen haben. Übrigens war der Plötzensee nicht der einzige See, der entschlammt wurde. In einem Zeitungsbericht vom 14. August 2000 heißt es, dass Berlin auch den Kleinen Müggelsee, den Lietzensee, den Wuhlesee, den Grunewaldsee und den Hundekehlesee entschlammt hat.
Als vorläufig letzten Schritt nennt der Bezirk rückblickend eine „seeinterne Sedimentbehandlung mit Eisenoxidhydrat sowie Nitrat‟ im Herbst 2000. Und im Jahr 2001 wurde die „fischereiliche Bewirtschaftung‟ beschränkt.
Bleibt zu hoffen, dass alle Menschen künftig mit dem Plötzensee sorgsam umgehen, damit solcher Aufwand nicht mehr nötig wird.
Ich kann mich noch erinnern, dass auch der Lietzensee in den 1980ern fast erstickte und es
meilenweit nach faulem Fisch ge“rochen” hat. -
Viele Seen, nicht nur Plötzensee und Lietzensee wurden wieder hergestellt.
„…. das alle Menschen künftig mit dem Plötzensee sorgsam umgehen….“
Angesichts der aktuellen Besucher-/Schwimmerstruktur ist keinesfalls davon auszugehen, dass sich dieser „fromme Wunsch“ erfüllt!
Leider gibt es nach wie vor viele, die über den Zaun klettern und schwimmen gehen und sich direkt am Seeufer sonnen.
Da hast Du recht. Das nennt man heute wohl hoher Nutzungsdruck. 🙁
Grüße nach Moabit!
Für den See macht es keinen Unterschied von welcher Seite die Leute reingehen oder ob sie Eintritt bezahlen.
Diese Diskussion ist heuchlerisch.
Statt irgendwelcher Verbots- Imagekampagnen sollte die Stadt lieber in 4 – 6 neue Zugänge zum Wasser und an den Zäunen vorbei investieren, die kleiner als der Steingarten sind, so dass Parkbesucher über die ganze Strecke einfach zum Wasser können, ohne jedesmal über Zäune zu klettern. Wenn man jedes mal über den Zaun zum Wasser muss legen sich die Leute doch viel eher zwischen die Büsche, was auch Schmutzfinke anzieht. Obwohl der Uferbereich eigentlich auch von Vielen sauber gehalten wird. Platz ist da aber man kann die Wiesen attraktiver machen!
Wenn man wirklich praktikabel an die Sache herangehen will ist die Erreichbarkeit von Toiletten über die Strecke hinweg auch nicht zu vernachlässigen ‑Harnsäure neben Hotze führt zu Cyanobakterien, die den See gegen Ende des Sommers leider oft zum gesundheitsrisiko machen.
Es ist einfach die Summe und diese Klassizistische Betrachtung; nur wer zahlt soll in den see pinkeln dürfen! geht doch total an den realen Problemen vorbei, die man praktischlösen könnte.