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Nicht nur für Senior:innen:
Plauderbänke für Jung und Alt

18. September 2022
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Der Ver­ein Sil­ber­netz, der in der Wollank­stra­ße im Sol­di­ner Kiez ange­sie­delt ist und sich auf die Fah­ne geschrie­ben hat, ein­sa­men alten Men­schen, von denen es in den Städ­ten vie­le gibt, mit einem kom­mu­ni­ka­ti­ven Tele­fon­ser­vice unter einer kos­ten­frei­en 0800-Num­mer zu hel­fen, hat die Auf­stel­lung von soge­nann­ten Plau­der­bän­ken im Wed­ding angestoßen.

Ja, Plau­der­bän­ke, und nicht nur für Alte, son­dern für Jung und Alt. Man kommt ins Gespräch, wenn man sich dazu­ge­sellt. Man plau­dert über Gott und die Welt, über das schöns­te Erleb­nis der ver­gan­ge­nen Woche oder über Per­sön­li­ches, sofern erwünscht.

Die Idee kam ab dem Jahr 2018 aus Groß­bri­tan­ni­en nach Kon­ti­nen­tal­eu­ro­pa, denn das UK hat seit­dem ein Minis­te­ri­um für Ein­sam­keit, und es zeigt sich offen­siv für die Alten, die teils Wochen lang kei­nen Gesprächs­kon­takt haben, wie sich bei Befra­gun­gen her­aus­stell­te. Die „chat bench“ fin­det nun bereits Anklang in etli­chen deut­schen Gemein­den wie Olden­burg, Alt­dorf (Kreis Lands­hut) oder Din­kla­ge und auch in wei­te­ren Ländern.

Anfang letz­ter Woche stell­te der Ver­ein Sil­ber­netz drei Bän­ke, durch Spen­den der Stif­tung Ber­li­ner Spar­kas­se finan­ziert und mit Unter­stüt­zung des Bezirks­am­tes, das die Bän­ke trans­por­tier­te und plat­zier­te, in der Wollank­stra­ße unweit des Ver­eins­sit­zes, in der Sol­di­ner Stra­ße gegen­über dem Fami­li­en­zen­trum und in der Wil­helm-Kuhr-Stra­ße nahe der Pan­ke­brü­cke auf.

Die ers­te Plau­der­bank – gespen­det von Stif­tung Ber­li­ner Spar­kas­se am Laden des Sil­ber­netz e.V. – © Rena­te Straetling

Der Sen­der rbb24 berich­te­te bereits dar­über und film­te, wie ein Pas­sant, ein Seni­or mit Rol­la­tor, dort Platz nahm, und wie er sich mit Hil­fe der beson­de­ren Kon­struk­ti­on der Arm­leh­nen der Plau­der­bank erfolg­reich und kom­for­ta­bel zum Auf­ste­hen auf­stüt­zen konn­te, um wie­der den Rol­la­tor zu führen.

Ich sprach mit Elke Schil­ling, selbst Jahr­gang 1944, der Initia­to­rin des Ver­eins Sil­ber­netz und 1. Vor­stands­vor­sit­zen­de von Sil­ber­netz e.V., über die Beson­der­hei­ten und den Stand des Pro­jek­tes.
Bis­her sind es nur drei Bän­ke der Spar­kas­sen­stif­tung, aber es sol­len, wenn wei­te­re Spen­den es zulas­sen, neue an schö­nen kom­mu­ni­ka­ti­ven Treff­punk­ten hin­zu­kom­men, am bes­ten aller­or­ten hier und da.

Die­se Bän­ke sind teu­rer als die übli­chen Park­bän­ke der Stadt, da die­se eine beson­de­re Anord­nung der Arm­leh­nen haben, so dass man sich sicher und fest mit bei­den Armen auf­rich­ten kann, da es eine drit­te Leh­ne auf etwa zwei Drit­tel der Brei­te der Bän­ke gibt. Zudem ist die Nei­gung der Sitz­flä­che gefäl­li­ger als bei den übli­chen Park­bän­ken, in die man fast wie in einen Lie­ge­stuhl ver­sinkt. War­um nicht alle so kom­for­ta­bel gestalten?

Sil­ber­netz e.V. im Sol­di­ner Kiez nahe S Wollank­stra­ße – © Rena­te Straetling

Frau Schil­ling hat zudem her­vor­ge­ho­ben, dass das Bezirks­amt bei einem ers­ten Anlauf vor Jah­ren noch Gebüh­ren für die Auf­stel­lung von Bän­ken, die nicht zum eige­nen Kon­tin­gent gehör­ten, ver­lan­gen woll­te. Nun also ist man doch einen Schritt weitergekommen!

Die Plau­der­bank an der Pan­ke­brü­cke nahe dem Fami­li­en­zen­trum – Foto © Rena­te Straetling

Sil­ber­netz schaut nach wei­te­ren Orten für Plau­der­bän­ke für Ber­lin, beque­me Sitz­mö­bel, die jeden ein­la­den, dort Kon­takt auf­zu­neh­men, was durch­aus gekonnt sein will, denn Höf­lich­keit, Vor­sicht und Freund­lich­keit sind ange­sagt. Wer Spaß hat an The­men wie dem Wet­ter, die der­zei­ti­gen Prei­se und Son­der­an­ge­bo­te, das neue Bür­ger­geld oder Stadt­spa­zier­gän­ge, der soll auf­rich­tig und im per­sön­li­chen Gespräch teil­neh­men, bitte!

Ideen­vor­schlä­ge (sie­he plauderbank.de)

Wie sieht ein idea­ler Tag für dich aus?

Wel­chen Tag in dei­nem Leben möch­test du gern noch ein­mal erleben?

Wenn du sein könn­test, wer du woll­test, wer möch­test du dann sein?

Gespräch, Text und Fotos: Rena­te Straetling

Renate Straetling

Jg 1955, aufgewachsen in Hessen; ab 1973 Studium an der FU Berlin, Sozialforschung, Projekte und Publikationen.
Selfpublisherin seit 2011
www.renatestraetling.wordpress.com
Im Wedding seit 2007.
Mein Wedding-Motto:
Unser Wedding: ein großes lebendiges Wimmelbild ernsthafter Menschen!

1 Comment Schreibe einen Kommentar

  1. Hal­lo

    hat­te es schon öfters in ande­ren Kom­men­ta­ren geschrie­ben das wir in selt­sa­men Zei­ten leben… 

    Da gibt es also in GB ein Minis­te­ri­um für Ein­sam­keit , das mutet selt­sam an das offen­sicht­lich auch über dem Kanal Men­schen kei­nen zum Reden haben
    Nun also auch hier wer­den Bän­ke auf gestellt die natür­lich , wie soll es auch anders sein , „chat bench“ genannt werden.
    Zu mei­ner Freu­de steht auf dem Mes­sing­schild … Plau­der­bank …das ist dufte !!!
    Aber wo sind die Jun­gen die sich um ihre alten Eltern küm­mern soll­ten, mit ihnen reden !!??

    In welch selt­sa­men Zei­ten leben wir wo beson­de­re Bän­ke auf­ge­stellt wer­den müs­sen , damit sich dort Jung wie Alt oder eben Alt und Alt zu einem Gespräch zusam­men finden…

    Liegt es dar­an das Alle nur noch mit sich sel­ber beschäf­tigt sind , per­ma­nent im www „sur­fen“ oder wie gebannt auf´s Hän­dy starren….??

    Naja sind halt selt­sa­men Zei­ten, die wohl noch selt­sa­mer wer­den müs­sen, damit es danach wie­der nor­ma­ler wird

    Allen noch einen son­ni­gen Sonntag

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