Ein Anwohner in der Malplaquetstraße wünscht sich für den Platz an der Kreuzung mit der Utrechter Straße einen Namen. Die spitze Ecke sollte nach Franziska Bereit benannt werden. Das ist eine stille Widerstandskämpferin, an die vor rund 20 Jahren eine kleine Gedenktafel erinnerte. Doch diese ist verschwunden. Hier die ganze Geschichte:
Michael Kleineidam schlägt den Namen Franziska Bereit vor. Das ist eine vergessene, stille Widerstandskämpferin während der Nazizeit. Erwähnt wurde sie 1957 in Kurt Großmanns Buch „Die unbesungenen Helden‟. Als Michael Kleineidam vor fast 20 Jahren in den Wedding zog, fiel ihm eine kleine Erinnerungstafel an der Malplaquetstraße 38 auf. „Auf den Spuren mutiger Frauen … Franziska Bereit rettete von 1943 – 1945 die verfolgte Familie Silbermann unter Einsatz ihres Lebens‟, stand auf dem goldfarbenen Täfelchen. Kurz darauf, um das Jahr 2005, verschwand die Gedenkplatte. Wahrscheinlich wurde sie bei einer Fassadensanierung entfernt. Heute sagt er, fände er eine neue Tafel gut. Noch besser aber wäre es aus seiner Sicht, wenn der angrenzende Platz nach der Widerstandskämpferin benannt werden würde. „Das wäre ein nachhaltiges Gedenken und niemand müsste seinen Ausweis ändern lassen‟, sagt er.
Sein Anliegen ist zumindest nicht so aussichtslos wie das Anbringen einer neuen Metalltafel. Denn das müsste der Eigentümer tun. Doch das Bezirksamt zeigt sich machtlos, den Eigentümer ausfindig zu machen. Die Hausverwaltung teilt mit, dass der Besitzer des Hauses Malplaquetstraße 38 „für das Anliegen der BVV (Bezirksverordnetenversammlung) nicht erreichbar‟ ist, wie das Amt in dieser Sache schreibt. Wedding-Historiker und früherer Stadtrat Bernd Schimmler beschreibt in der Panke-Postille (nicht online, aber gedruckt) wie für eine Handvoll Euro der Hauseigentümer ausfindig zu machen ist.
Eine Erinnerung an die stille Widerstandskämpferin wäre sinnvoll. Sie ist ein Beispiel einer Alltagsheldin, die nicht aus politischen Motiven, sondern aus schlichter Mitmenschlichkeit handelte. Im Beitrag “Gedenken an eine mutige Weddingerin” haben wir sie 2019 vorgestellt. Hier noch einmal die wichtigsten Fakten: Die 1888 geborene Franziska Bereit arbeitete als Kindermädchen bei der jüdischen Familie Silbermann in der Reinickendorfer Straße. Als die Nationalsozialisten Teile der Familie verhafteten und ins KZ verschleppten, nahm das ehemalige Kindermädchen die mittlerweile erwachsenen Töchter Silbermann auf und versteckte sie in ihrem Kleingarten und in ihrer Wohnung. Der West-Berliner Senat wollte die mutige Helferin 1958 auszeichnen, doch Franziska Bereit verstarb kurz zuvor.
Wisst ihr noch?
Da musste mancher schmunzeln, als im Februar eine Mitteilung des Bezirksamtes (inzwischen korrigiert) den Lesebühnenautor Robert Rescue unerwartet zum offiziellen Namensgeber des Platzes nannte.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag.