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Paul Bokowski, der Autor, der seine Gedichte versteckt

9. September 2019
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Cover des Buches “Neh­men Sie mei­ne Hand da weg”. Gra­fik: Gold­mann Verlag

09.09.2019 Paul Bokow­ski ist ein viel­be­schäf­tig­ter Autor. Den­noch ist es dem Wed­ding­wei­ser exklu­siv gelun­gen, ihm ein Inter­view abzu­luch­sen. Könn­te sein, er war gera­de auf dem Weg zum Bücher­la­den Bel­le-Et-Tris­te, um nach­zu­se­hen, ob schon jemand sein neu­es Buch “Bit­te neh­men Sie mei­ne Hand da weg” gekauft hat. Das neue Stan­dard­werk ist ja ganz neu auf dem Markt und braucht noch hin und wie­der Zunei­gung. Könn­te sein, dass er uns auf die Fra­gen, die wir ihm zuru­fen konn­ten, eili­gen Schrit­tes Ant­wor­ten zurück­gab. Könn­te aber auch ein klas­si­sches Fra­ge-Anwort-Spiel sein:

Hal­lo Herr Bokow­ski, in Ihrem gera­de erschie­nen Buch »Bit­te neh­men Sie mei­ne Hand da weg« kommt der Wed­ding nur am Ran­de vor. Wir vom Wed­ding­wei­ser schrei­ben täg­lich über den Wed­ding! Was fällt Ihnen eigent­lich ein?

Paul Bokow­ski: Ach, ich hal­te es da wie Tho­mas Mann. Oder war es Harald Juhn­ke, der gesagt hat „Wed­ding ist, wo ich bin“? Zwei Bücher über mei­ne Wahl­hei­mat habe ich schon abge­lie­fert, das Stan­dard­werk ist dabei immer noch “Haupt­sa­che nichts mit Men­schen”. Aber nach fast zwei Deka­den Mül­lerstra­ße wird es lang­sam Zeit den Wed­ding ander­orts zu suchen. Ich war im Wed­ding Bay­erns (Fürth), im Wed­ding des Ruhr­ge­biets (Dort­mund), im Wed­ding Frank­furts (Offen­bach) und im Wed­ding Mag­de­burgs (Mag­de­burg). Mein neu­es Buch ist vol­ler Wed­ding­ge­schich­ten. Man merkt es nur nicht gleich.

Paul Bokow­ski, wenn er kurz auf­schaut vom Dich­ter­tisch. Foto Jan Kopetzky

Fra­ge: In Ihrem Buch machen Sie sich über Fami­li­en­mit­glie­der, bestimm­te Fans von Ihnen, über Bahn­fah­rer und über­haupt eigent­lich alle lus­tig. War­um wol­len Sie es sich unbe­dingt mit allen verscherzen?

Paul Bokow­ski: Moment bit­te! Ich habe Fans!? Vor allem gehe ich auch sehr scho­nungs­los mit mir selbst um. Man muss ein­ste­cken kön­nen, wenn man aus­tei­len möch­te. Viel­leicht die wich­tigs­te Lek­ti­on, die ich in 800 bis 900 Besu­chen im Net­to am Leo­pold­platz gelernt habe. Die­ser spöt­ti­sche, tro­cke­ne, fata­lis­ti­sche Humor, der nicht von oben her­ab auf einen ein­drischt, son­dern scho­nungs­los, aber ganz ohne bös­wil­li­ge Absich­ten von der Sei­te ange­rauscht kommt. Nur von Andre­as-Gaba­lier-Fans wür­de ich mich fern­hal­ten. Auch humo­ris­tisch. Man soll ja kei­ne Wit­ze machen über intel­lek­tu­ell benach­tei­lig­te Menschen.

Eigent­lich har­ken Sie auch in Ihrem drit­ten mis­an­thro­pi­schen Stan­dard­werk nur das Bes­te aus Ihren Lese­büh­nen­tex­ten zusam­men – war­um schrei­ben Sie nicht ein­mal ein rich­ti­ges Buch? Den ulti­ma­ti­ven Wed­ding-Roman zum Beispiel?

Paul Bokow­ski: Ers­tens ist mein Wed­din­ger Wunsch­ti­tel »Wo die wil­den Ker­le woh­nen« lei­der schon ver­ge­ben. Und zwei­tens: Kön­nen Sie bit­te auf­hö­ren mei­nen Mas­ter­plan zu spoi­lern! Aber bis dahin emp­feh­le ich ger­ne Bücher, die einem ulti­ma­ti­ven Wed­ding-Roman erschre­ckend nahe kom­men. “Gro­ßer Bru­der Zorn” zum Bei­spiel, vom fan­tas­ti­schen Johan­nes Ehrmann.

Zu guter Letzt: Woh­nen Sie wirk­lich im Brüs­se­ler Kiez oder schrei­ben Sie das nur so hin und sagen dich­te­ri­sche Frei­heit? Sind Sie über­haupt ein Dichter?

Paul Bokow­ski: Wenn die­ses Inter­view viral geht, zie­he ich rüber nach Char­lot­ten­burg. Ansons­ten blei­be ich noch zwan­zig oder drei­ßig Jah­re in mei­ner klei­nen Brüs­se­ler But­ze, irgend­wo zwi­schen Cit­ti­point und Anti-Kriegs-Muse­um. Sofern der Gott des Miet­preis­de­ckels mir gewo­gen ist. Ach und ob ich dich­ten kann, dass müs­sen mei­ne Leser und Lese­rin­nen selbst ent­schei­den. Irgend­wo im neu­en Buch ist ein Gedicht versteckt.

“Bit­te neh­men Sie mei­ne Hand da weg” erschien im August im Gold­mann Ver­lag, kos­tet 10 Euro, 192 Sei­ten, ISBN 978−3−442−48895−7.

Autorenfoto Andrei SchnellAnd­rei Schnell trifft Paul Bokow­ski und hat spon­tan ein paar Fragen.

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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