Von Neukölln in den Wedding: Die Berliner Gangsterserie „4 Blocks“ hat einen Nachfolger. In „Para – Wir sind King“ ziehen vier junge Frauen aus dem Wedding um die Häuser. Rau und ruppig geht es hier zu. Geldmangel und soziale Missstände gehören in dem Berliner Stadtteil zum Alltag. Der Wedding ist aber auch bunt, herzlich, vielfältig und kreativ. Die Facetten fängt die Serie ein.
Mittendrin im lebhaften im Kiez und unterwegs auf den Straßen sind Jazz (Jeanne Goursaud), Fanta (Jobel Mokonzi), Hajra (Soma Pysall) und Rasaq (Roxana Samadi). Hajra und Rasaq sind die zwei extremen Pole der Gang. Der impulsiven Hajra steht die besonnenere Rasaq gegenüber. Rasaq möchte raus, runter von der Straße und eine Ausbildung absolvieren. Die anderen beiden – Jazz und Fanta – pendeln zwischen den beiden Polen hin und her.
Die vier sind im Wedding aufgewachsen und befreundet. Rasaq strebt nach mehr Unabhängigkeit, Fanta steht kurz vor dem Abitur, und Jazz versucht als Tänzerin durchzustarten. Hajra ist gerade aus der Jugendhaft entlassen worden. Dazu wurde sie verdonnert, weil sie einem Späti-Besitzer eine Flasche an den Kopf geworfen hat. Endlich wieder alle vier vereint, wollen sie Party machen und finden dabei im Laufe des Abends unvermutet eine große Menge Koks. Die Drogen bringen den Stein beziehungsweise die Geschichte ins Rollen.
Was sollen sie mit einem Sack voller Drogen anfangen? Endlich mal richtig „Para“ – Kohle machen? Sie fangen an zu dealen, hauen das Geld für Klamotten auf den Kopf. Das Ganze bleibt natürlich nicht ohne Folge und geht gehörig schief. Innerhalb kürzester Zeit geraten die vier besten Freundinnen in heftige Auseinandersetzungen mit der Weddinger Unterwelt.
In sechs temporeichen Episoden wird ihre Geschichte erzählt. Der Ton ist laut, bisweilen schrill, die Bilder sommerlich, hell, neonfarben und erinnern an Instagram. Ein universelles Thema der Serie ist Freundschaft. Jazz, Fanta, Hajra und Rasaq sind eine eingeschworene Gemeinschaft, füreinander da und geben einander Halt. Die Schauspielerinnen spielen die Charaktere mit viel Elan und Authentizität. Die vier Heldinnen kommen aus prekären Verhältnissen, dennoch ist ihre Lebenslust spürbar.
In „Para – Wir sind King“ geht es gleichzeitig auch ums Erwachsenwerden, (s)einen Platz im Leben finden. Das Thema ist, wie die Freundschaft, mit vielen seiner Fragestellungen zeitlos. Grenzen werden ausgelotet im Spannungsfeld zwischen Spaß und Vernunft.
Und das ist im Wedding nicht anders als anderswo.
Text: Anja Jönsson
„Para – Wir sind King“
Entwickelt wurden die sechs einstündigen Episoden in Zusammenarbeit mit W&B Television. Executive Producer sind Quirin Berg, Max Wiedemann und Sven Miehe sowie für TNT Serie Hannes Heyelmann und Anke Greifeneder, Für das Konzept zeichneten Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf verantwortlich. Die Bücher stammen von Hanno Hackfort, Luisa Hardenberg und Katharina Sophie Brauer. Özgür Yıldırım übernahm die Regie. „Para – Wir sind King“ läuft immer donnerstags um 20.15 Uhr.
Regisseur Özgur Yildirim
Geboren in Hamburg, veröffentlichte er bereits im Alter von 14 Jahren seinen ersten Roman und studierte von 2002 bis 2004 an der Hamburg Media School. Bekannt wurde er mit dem Kinospielfilm Chiko, der auf der Berlinale 2008 Premiere hatte. 2011 dreht er seinen zweiten Spielfilm Blutzbrüdaz, in dem der Musiker Sido seine erste Kinohauptrolle spielt. Sein Film „Nur Gott kann mich richten“ (2016) erhielt unter anderem das Prädikat „besonders wertvoll“ der Deutschen Film- und Medienbewertung. 2018 und 2019 drehte Özgür vier Folgen der zweiten Staffel sowie die gesamte dritte Staffel der Erfolgsserie „4Block“ für TNT. 2020 übernahm er die Regie bei „Para – Wir sind King“.
Dieser Text erschien zuerst im neuen RAZ Magazin. Denn ab sofort gibt es für Nordberlin und Umgebung – auch für den Wedding – ein neues Medium: Der RAZ Verlag bringt das RAZ MAGAZIN an den Start.