Mamets Theaterstück „Oleanna“ in der Alten Kantine Wedding
Im Wedding haben sich drei Generationen zusammengefunden, um das Theaterstück „Oleanna“ von David Mamet zu inszenieren. Damit möchte das Ensemble neue Wege im Theaterbetrieb gehen. Auf ihrer Agenda stehen: sauberes Schauspiel und alternative Spielstätten.
Als sich Friederike, Hans, Thomas und Lara im Juli letzten Jahres als Ensemble gefunden haben, war für sie schnell klar: Sie möchten ihre erste Produktion im Wedding aufführen. Denn drei der vier kommen selber aus dem Wedding. Friederike ist freiberufliche Schauspielerin und vor über 2 Jahren in die Schwedenstraße gezogen. Sie fühlte sich von Anfang an total wohl dort. „Ich habe aber auch gemerkt, dass viele meiner Freunde nicht bereit waren, hier in den Wedding zu kommen, weil woanders anscheinend mehr los ist. Das hat mich zwar enttäuscht, ich dachte mir aber auch: nicht jammern, sondern selber machen! Und so ist die Idee entstanden, hier im Wedding aufzuführen.“ Und der Regisseur Hans Hirschmüller ergänzt: „Warum muss es denn immer Mitte oder Kreuzberg sein?“
Das Ensemble ist ein generationenübergreifendes Projekt: Hans ist mit seinen 75 Jahren der alte Hase und berühmt dazu. Er hat viel mit dem verstorbenen Rainer Werner Fassbinder zusammengearbeitet. Thomas ist ein etablierter Schauspieler, der sowohl Film als auch Theater macht. Friederike und Lara sind Berufseinsteigerinnen.
Lara macht die Produktion für die Inszenierung. Sie kommt eigentlich gar nicht aus der Theaterwelt, sondern ist Kulturanthropologin und verfolgt auch deswegen das kulturelle Geschehen im Wedding. „Ich finde, dass es hier schon echt ein großes kulturelles Angebot gibt. Und zum Teil auch richtig gute Sachen. Die Uferstudios sind ja zum Beispiel auch über den Wedding hinaus bekannt. Und auch Kunstmäßig habe ich immer viel mitbekommen. Aber was Theater angeht, sehe ich definitiv eine Leerstelle. Und als wir uns dann die Alte Kantine angesehen haben, war mir klar, dass das unser Aufführungsort sein muss. Uns gefällt die Atmosphäre dort einfach richtig gut.“ Und sie passt zum Stück. Das Gebäude, die übriggebliebene Inneneinrichtung, teilweise auch das Möbelar, das erinnert an Uni. So werden die Zuschauer auch schon vor der Vorstellung mit allen Sinnen in das Setting des Theaterstückes versetzt.
Aber worum geht es darin überhaupt? Die verzweifelte Studentin Carol droht durch eine Prüfung zu fallen. Sie bittet ihren Professor John um Hilfe. Als er Carol private Nachhilfestunden anbietet, gerät das zunächst sehr klare Machtverhältnis zwischen Professor und Studentin ins Wanken. Carol reicht Beschwerde wegen sexueller Belästigung ein, nachdem John ihr zur Beschwichtigung die Hand auf die Schulter gelegt hatte. Bei einem weiteren Treffen erklärt sie aber, sie würde diese zurückzuziehen. Wenn John bestimmte Lehrbücher aus dem Literaturkanon streicht und öffentlich eine Erklärung verliest, in der er sich dafür entschuldigt, als Professor versagt zu haben. Eine explosive Mischung, bei der am Schluss kein Guter oder Böser auf der Bühne steht, sondern ein minutiöses Ringen um Macht: Sie kämpft gegen die elitären Universitätsstrukturen und für mehr Mitbestimmung, er versucht die Angriffe abzuwehren und seine Reputation zu erhalten. Für die vier liegt die Faszination des Stückes in der Macht der Worte. Im Stück finden wenige Sätze ihren Punkt. Ständiges Unterbrechen. Die gemeinsame Sprache versagt den Zweck der Verständigung.
Das Ensemble arbeitet auch mit anderen Projekten aus dem Kiez zusammen. Das Catering für die Premierenparty wird beispielsweise das Bistro „ResOtto“ aus dem Sprengelkiez übernehmen. „Und der DJ, mit dem wir gerade verhandeln kommt auch aus dem Wedding. Das ist schon echt cooles Wedding-Netzwerken, das wir hier betreiben.“, sagt Friederike und strahlt.
Die Aufführungen in der Alten Kantine sind für das Ensemble aber erst der Anfang. Mit dem Stück möchten sie an die Universitäten gehen und mit den Studierenden darüber diskutieren. Denn sie sind sich sicher, dass das Stück die Alltagswelt von Professoren und Studierenden berührt. Und es viel Zündstoff für Diskussionen bietet. „Wir können uns aber auch vorstellen, in anderen Spielstätten in Wedding und Umgebung aufzuführen. Zum Beispiel in meiner Nachbarschaft, im cube [moa:beat], was bald eröffnet wird.“, sagt Thomas.
Premiere und Premierenparty: 31.1.2015, 19:30 Uhr Alte Kantine Wedding (ausverkauft!)
weitere Aufführungen am 4. und 5.2.2015, 19:30 Uhr Alte Kantine Wedding
Für alle Aufführungen verlosen wir Freikarten an Weddingweiser-Leser! Bitte schreibt bis zum 23. Januar eine Mail an [email protected] und sagt uns, warum ausgerechnet ihr diese Karten bekommen müsst!
Text/Foto: Lara Deininger
Alte Kantine
Hof der Uferhallen, Uferstr. 8 – 11, Berlin-Gesundbrunnen
Karten gibt es unter [email protected].
Mehr Informationen unter
https://www.facebook.com/Oleanna.DasStueck
https://www.startnext.de/oleanna-dasstueck
[email protected]
[…] Zu sehen ist „Oleanna“ am 4. und 5. Februar 2015 um 19:30 Uhr in der Alten Kantine in den Weddinger Uferhallen, Uferstraße 8–11. Die Worte der Macher im Weddingweiser. […]
[…] Zu sehen ist „Oleanna“ am 4. und 5. Februar um 19:30 Uhr in der Alten Kantine in den Weddinger Uferhallen, Uferstraße 8–11. Die Worte der Macher hier im Weddingweiser. […]