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“Oleanna”: Muss es denn immer Mitte oder Kreuzberg sein?

16. Januar 2015
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Mamets Thea­ter­stück „Ole­an­na“ in der Alten Kan­ti­ne Wedding 

Im Wed­ding haben sich drei Gene­ra­tio­nen zusam­men­ge­fun­den, um das Thea­ter­stück „Ole­an­na“ von David Mamet zu insze­nie­ren. Damit möch­te das Ensem­ble neue Wege im Thea­ter­be­trieb gehen. Auf ihrer Agen­da ste­hen: sau­be­res Schau­spiel und alter­na­ti­ve Spielstätten.

Pressefoto für das Theaterstück
Pres­se­fo­to für das Theaterstück

Als sich Frie­de­ri­ke, Hans, Tho­mas und Lara im Juli letz­ten Jah­res als Ensem­ble gefun­den haben, war für sie schnell klar: Sie möch­ten ihre ers­te Pro­duk­ti­on im Wed­ding auf­füh­ren. Denn drei der vier kom­men sel­ber aus dem Wed­ding. Frie­de­ri­ke ist frei­be­ruf­li­che Schau­spie­le­rin und vor über 2 Jah­ren in die Schwe­den­stra­ße gezo­gen. Sie fühl­te sich von Anfang an total wohl dort. „Ich habe aber auch gemerkt, dass vie­le mei­ner Freun­de nicht bereit waren, hier in den Wed­ding zu kom­men, weil woan­ders anschei­nend mehr los ist. Das hat mich zwar ent­täuscht, ich dach­te mir aber auch: nicht jam­mern, son­dern sel­ber machen! Und so ist die Idee ent­stan­den, hier im Wed­ding auf­zu­füh­ren.“ Und der Regis­seur Hans Hirsch­mül­ler ergänzt: „War­um muss es denn immer Mit­te oder Kreuz­berg sein?“

Das Ensem­ble ist ein gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­des Pro­jekt: Hans ist mit sei­nen 75 Jah­ren der alte Hase und berühmt dazu. Er hat viel mit dem ver­stor­be­nen Rai­ner Wer­ner Fass­bin­der zusam­men­ge­ar­bei­tet. Tho­mas ist ein eta­blier­ter Schau­spie­ler, der sowohl Film als auch Thea­ter macht. Frie­de­ri­ke und Lara sind Berufseinsteigerinnen.

Uferhallen Alte Kantine
Foto: Alte Kantine

Lara macht die Pro­duk­ti­on für die Insze­nie­rung. Sie kommt eigent­lich gar nicht aus der Thea­ter­welt, son­dern ist Kul­tur­anthro­po­lo­gin und ver­folgt auch des­we­gen das kul­tu­rel­le Gesche­hen im Wed­ding. „Ich fin­de, dass es hier schon echt ein gro­ßes kul­tu­rel­les Ange­bot gibt. Und zum Teil auch rich­tig gute Sachen. Die Ufer­stu­di­os sind ja zum Bei­spiel auch über den Wed­ding hin­aus bekannt. Und auch Kunst­mä­ßig habe ich immer viel mit­be­kom­men. Aber was Thea­ter angeht, sehe ich defi­ni­tiv eine Leer­stel­le. Und als wir uns dann die Alte Kan­ti­ne ange­se­hen haben, war mir klar, dass das unser Auf­füh­rungs­ort sein muss. Uns gefällt die Atmo­sphä­re dort ein­fach rich­tig gut.“ Und sie passt zum Stück. Das Gebäu­de, die übrig­ge­blie­be­ne Innen­ein­rich­tung, teil­wei­se auch das Möbelar, das erin­nert an Uni. So wer­den die Zuschau­er auch schon vor der Vor­stel­lung mit allen Sin­nen in das Set­ting des Thea­ter­stü­ckes versetzt.

Das Ensemble (C) Arne Fleischmann
Das Ensem­ble © Arne Fleischmann

Aber wor­um geht es dar­in über­haupt? Die ver­zwei­fel­te Stu­den­tin Carol droht durch eine Prü­fung zu fal­len. Sie bit­tet ihren Pro­fes­sor John um Hil­fe. Als er Carol pri­va­te Nach­hil­fe­stun­den anbie­tet, gerät das zunächst sehr kla­re Macht­ver­hält­nis zwi­schen Pro­fes­sor und Stu­den­tin ins Wan­ken. Carol reicht Beschwer­de wegen sexu­el­ler Beläs­ti­gung ein, nach­dem John ihr zur Beschwich­ti­gung die Hand auf die Schul­ter gelegt hat­te. Bei einem wei­te­ren Tref­fen erklärt sie aber, sie wür­de die­se zurück­zu­zie­hen. Wenn John bestimm­te Lehr­bü­cher aus dem Lite­ra­tur­ka­non streicht und öffent­lich eine Erklä­rung ver­liest, in der er sich dafür ent­schul­digt, als Pro­fes­sor ver­sagt zu haben. Eine explo­si­ve Mischung, bei der am Schluss kein Guter oder Böser auf der Büh­ne steht, son­dern ein minu­tiö­ses Rin­gen um Macht: Sie kämpft gegen die eli­tä­ren Uni­ver­si­täts­struk­tu­ren und für mehr Mit­be­stim­mung, er ver­sucht die Angrif­fe abzu­weh­ren und sei­ne Repu­ta­ti­on zu erhal­ten. Für die vier liegt die Fas­zi­na­ti­on des Stü­ckes in der Macht der Wor­te. Im Stück fin­den weni­ge Sät­ze ihren Punkt. Stän­di­ges Unter­bre­chen. Die gemein­sa­me Spra­che ver­sagt den Zweck der Verständigung.

Das Ensem­ble arbei­tet auch mit ande­ren Pro­jek­ten aus dem Kiez zusam­men. Das Cate­ring für die Pre­mie­ren­par­ty wird bei­spiels­wei­se das Bis­tro „ResOt­to“ aus dem Spren­gel­kiez über­neh­men. „Und der DJ, mit dem wir gera­de ver­han­deln kommt auch aus dem Wed­ding. Das ist schon echt coo­les Wed­ding-Netz­wer­ken, das wir hier betrei­ben.“, sagt Frie­de­ri­ke und strahlt.

Die Auf­füh­run­gen in der Alten Kan­ti­ne sind für das Ensem­ble aber erst der Anfang. Mit dem Stück möch­ten sie an die Uni­ver­si­tä­ten gehen und mit den Stu­die­ren­den dar­über dis­ku­tie­ren. Denn sie sind sich sicher, dass das Stück die All­tags­welt von Pro­fes­so­ren und Stu­die­ren­den berührt. Und es viel Zünd­stoff für Dis­kus­sio­nen bie­tet. „Wir kön­nen uns aber auch vor­stel­len, in ande­ren Spiel­stät­ten in Wed­ding und Umge­bung auf­zu­füh­ren. Zum Bei­spiel in mei­ner Nach­bar­schaft, im cube [moa:beat], was bald eröff­net wird.“, sagt Thomas.

Pre­mie­re und Pre­mie­ren­par­ty: 31.1.2015, 19:30 Uhr Alte Kan­ti­ne Wed­ding (aus­ver­kauft!)

wei­te­re Auf­füh­run­gen am 4. und 5.2.2015, 19:30 Uhr Alte Kan­ti­ne Wedding

Für alle Auf­füh­run­gen ver­lo­sen wir Frei­kar­ten an Wed­ding­wei­ser-Leser! Bit­te schreibt bis zum 23. Janu­ar eine Mail an [email protected] und sagt uns, war­um aus­ge­rech­net ihr die­se Kar­ten bekom­men müsst!

Text/Foto: Lara Deininger

Alte Kan­ti­ne

Hof der Ufer­hal­len, Ufer­str. 8 – 11, Berlin-Gesundbrunnen
Kar­ten gibt es unter [email protected].

Mehr Infor­ma­tio­nen unter
https://www.facebook.com/Oleanna.DasStueck
https://www.startnext.de/oleanna-dasstueck
[email protected]

 

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

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