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Nicht vom Winde verweht: die Sanddüne Wedding

3. Mai 2022
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Irgend­wie will die­se eigen­ar­ti­ge Land­schaft nicht an die­sen Unort pas­sen. Auf der einen Sei­te der Düne liegt eine Tank­stel­le am Bau­haus-Bau­markt, davor ein Geschäfts­haus und neben­an ein paar Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser. Aber: Mit Hil­fe von Frei­wil­li­gen ist es in den letz­ten Jah­ren gelun­gen, die Düne wie­der als ein deutsch­land­weit ein­ma­li­ges inner­städ­ti­sches Natur­schutz­ge­biet erleb­bar zu machen.

Im Wed­ding befin­det sich auf dem Gebiet des Schul-Umwelt-Zen­trums in der Scharn­we­ber­stra­ße 159 die Düne Wed­ding. Sie ist die letz­te inner­städ­ti­sche eis­zeit­li­che Düne Deutsch­lands und ver­langt beson­de­ren Schutz. Sie war also zuerst da, genau genom­men seit etwa 10.000 Jah­ren. Bereits 1976 als 3.800 Qua­drat­me­ter gro­ßes flä­chen­haf­tes Natur­denk­mal in das Natur­denk­mal­buch des Bezir­kes Wed­ding ein­ge­tra­gen, wur­de das Relikt einer nach­eis­zeit­li­chen Dünen­land­schaft im Jahr 2002 durch die Ver­ord­nung zum Schutz des Natur­denk­mals „Düne Wed­ding“ geschützt. Der Schutz schließt ihre Boden­ge­stalt, die typi­sche Boden­art des nähr­stoff­ar­men und tro­cke­nen San­des und die Vege­ta­ti­on ein.

Bis 2011 war die Düne über­wie­gend mit nicht-ein­hei­mi­schen, sich selbst ansie­deln­den Sträu­chern und Laub­bäu­men bewach­sen. Damit der Hügel wie­der als Düne wahr­ge­nom­men wer­den konn­te, muss­ten nach Maß­ga­be des Schutz‑, Pfle­ge- und Ent­wick­lungs­kon­zep­tes die Gehöl­ze (Brombeer‑, Schnee­bee­ren­bü­sche), 70 Bäu­me (Robi­ni­en, Buchen, Eichen) und auch die nähr­stoff­lie­ben­den Pflan­zen der Kraut­schicht ent­fernt wer­den. Erhal­ten blie­ben die breit­kro­ni­gen Kie­fern, so dass der Cha­rak­ter eines lich­ten Kie­fern­wäld­chens wie­der her­ge­stellt wur­de. So ist es gelun­gen, die typi­sche Vege­ta­ti­on einer am Ende der letz­ten gro­ßen Eis­zeit durch Flug­sand ent­stan­de­nen Bin­nen­dü­ne zu erhal­ten. Auch die Reh­ber­ge gehö­ren zu eis­zeit­li­chen Relik­ten des Urstrom­tals, sind aber wie auch die Ber­li­ner Fors­ten nicht mehr in ihrem Ori­gi­nal­zu­stand erhalten. 

ANsicht der Binnendüne Wedding

Die Düne wird durch monat­li­che Ein­sät­ze des NABU in ehren­amt­li­cher Arbeit gepflegt. Dabei wer­den dünen­un­ty­pi­sche Pflan­zen wie Giersch, Reit­gras sowie Robi­ni­en­schöss­lin­ge ent­fernt. Dünen­pflan­zen wur­den aus ande­ren Bio­to­pen umge­sie­delt: Sand-Gras­nel­ke, Zypres­sen-Wolfs­milch, Sand-Thy­mi­an, Schar­fer Mau­er­pfef­fer und Berg-Sand­glöck­chen kom­men mit dem san­di­gen Unter­grund gut zurecht. Inzwi­schen hal­ten sich die­se Pflan­zen durch Selbst­aus­saat und die­nen als “Arche” stark gefähr­de­ter Pflan­zen. Wel­che Pflan­zen dünen­ty­pisch sind, hängt davon ab, ob sie mit den beson­de­ren Bedin­gun­gen eines san­di­gen sau­ren Unter­grunds zurecht­kom­men: Mit der Erwär­mung, Aus­küh­lung und man­geln­der Was­ser­spei­cher des San­des kom­men ganz bestimm­te Pflan­zen aus, die auf nähr­stoff­rei­che­ren und feuch­te­ren Böden gegen ande­re Pflan­zen kei­ne Chan­ce haben. Dazu gehö­ren die Kart­häu­ser-Nel­ke oder das Blau­grü­ne Schillergras. 

Das Schul-Umwelt­zen­trum (Gar­ten­ar­beits­schu­le Wed­ding, SUZ) befin­det sich an der Bezirks­gren­ze Rei­ni­cken­dorf / Mit­te zwi­schen den U‑Bahnhöfen Afri­ka­ni­sche Stra­ße und Kurt-Schu­ma­cher-Platz. Die Düne ist nur wäh­rend der Öff­nungs­zei­ten des SUZ zu besich­ti­gen. Nur bei weni­gen Natur­füh­run­gen des NABU ist sie auch direkt zugäng­lich. Die AG Düne freut sich über Helfer:innen (Link zur AG Düne Wed­ding). Sie trifft sich an jedem zwei­ten Sonn­tag zwi­schen Mai und Okto­ber zum Pflegeeinsatz. 

Mehr zur Düne

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

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