Im Wedding gibt es seit 1875 eine Kolberger Straße. Ganz in der Nähe hat man 1874 einem der berühmtesten Söhne der Stadt Kolberg ebenfalls einen Platz gewidmet, dem Seemann Joachim Nettelbeck (1738−1824), der sich vor allem als Verteidiger der Festung Kolberg gegen die napoleonischen Truppen einen Namen gemacht hatte. Nun aber soll, für viele überraschend, der Nettelbeckplatz umbenannt werden. Wie ist es zu diesem Beschluss im Bezirksparlament gekommen?
Umstrittener Namenspate
Joachim Nettelbeck galt schon zu Lebzeiten als schillernde Persönlichkeit. Bereits als Elfjähriger hatte Nettelbeck auf Sklavenschiffen gearbeitet und war auch später aktiv im Versklavungshandel tätig. Seine Verstrickung in den Kolonialismus ist heute unumstritten. So hat die Hamburger Morgenpost im April 2011 Nettelbeck als einen der „Männer, die es durch ihre Gräueltaten in fernen Ländern zu zweifelhaftem Ruhm gebracht haben“, bezeichnet. Später versuchte er durch seine guten Verbindungen zum Staat, für Preußen Kolonien zu erwerben. Von den Nationalsozialisten wurde Nettelbeck von der Propaganda als besonders patriotisch dargestellt, beispielsweise in dem Film “Kolberg” aus dem Jahr 1943⁄44.
Als Namensgeber ist Nettelbeck also kaum tragbar. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hat das Bezirksamt daher 2021 mit der Einleitung eines Umbenennungsverfahrens beauftragt (wir berichteten). Auf Betreiben der CDU-Fraktion wurde der Beschluss um den Auftrag ergänzt, dass die Entscheidung, die Information über die Umbenennungsgründe und die Namensfindung im Zusammenspiel mit zahlreichen Akteuren, darunter den Anrainer:innen, zu erfolgen hat. Am Ende soll ein Votum der Anwohnerschaft eingeholt werden, ob sie für die Umbenennung sind. Dieses Votum soll in die abschließende Entscheidung der Bezirksgremien einbezogen werden.
Einsendungen werden in einem Beratungsgremium geprüft und diskutiert. Dem Beratungsgremium gehören neben Mitgliedern der Bezirksverordnetenversammlung und des Bezirksamts auch Menschen aus der Nachbarschaft und auch zivilgesellschaftlicher Organisationen an, die sich für die Umbenennung des Nettelbeckplatzes eingesetzt hatten.
Im Gremium sollen geeignete Namen ausgewählt werden, die dann dem Ausschuss für Weiterbildung und Kultur der BVV Mitte vorgeschlagen werden. Der Ausschuss erwirkt schließlich einen Beschluss der BVV.
Direkte Anwohner:innen gibt es übrigens nicht – die Hausnummern der Häuser am Platz beziehen sich auf die Gericht‑, die Lindower, die Pank- und die Reinickendorfer Straße.
Namensvorschläge werden online gesammelt
Anders als bei den umstrittenen Namensvorschlägen im Afrikanischen Viertel werden diesmal online Ideen gesammelt, bis 24. April kann man etwas einreichen. Diesmal ist prinzipiell jeder erdenkliche Name möglich, nur bestimmte Bedingungen sind zu erfüllen. So werden nur Vorschläge berücksichtigt , die dem Berliner Straßengesetz und den Ausführungsvorschriften zu § 5 des Berliner Straßengesetzes (AV Benennung) entsprechen. Ein in Berlin vorhandener Straßenname kann nicht erneut verwendet werden. Bei der Verwendung von Personennamen gilt, dass die namensgebende Person bereits fünf oder mehr Jahre tot sein muss. Darüber hinaus gibt es spezielle Anforderungen des Bezirks: Ein Bezug zur Stadt Berlin, insbesondere zum Stadtbezirk Mitte, ist gewünscht. Die Würdigung erfolgt von Personen und Ereignissen bzw. Orten, deren Namen mit der Stärkung der Demokratie, der humanistischen Gesinnung, der wissenschaftlich-technischen Entwicklung, der internationalen Bemühungen um Frieden und Menschenrechte u.a. verbunden sind.
Einen Vorschlag gibt es schon seit letztem Jahr: Der Heimatverein Wedding e.V. hat vorgeschlagen, den Platz in “Platz der unbesungenen Heldinnen” umzubenennen. Bernd Schimmler, Vorsitzender des Heimatvereins, begründet den Vorschlag: „Als ein Zeichen für die Zivilcourage im Kleinen ehren wir die Weddinger Frauen, die im Nazireich jüdischen Mitbürgern das Leben gerettet haben.“ In Yad Yashem in Israel sind diese Frauen bereits als „Gerechte unter den Völkern“ ausgezeichnet worden.
Also ehrlich jetzt mal, haben wir nicht andere Probleme, als diese schwachsinnigen Umbenennungen ? Was soll das…das ist nun mal Geschichte…soll diese jetzt auch umgeschrieben werden, weil da lauter ” böse” Begriffe existieren. Wissen die Leute vor Langeweile nicht, was sie machen sollen, es gibt genug zu tun. Ich kann diesen Blödsinn von Gendern, Umbenennung von Straßen und Plätzen, Änderungen von Buchtexten nicht mehr hören. Ein Hoch auf die moderne Gesellschaft…würg.
Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, so wie ihr euch dem Herrn unterordnet. Denn wie Christus als Haupt für seine Gemeinde verantwortlich ist, …
Epheser 5.22 ‑33.
Das ist Diskriminierung!!
Verleugnen oder gar verbrennen wir jetzt die Bibel?
SARKASMUS ENDE!!
Es freut mich, dass ich nicht allein auf weiter Flur mit meiner Meinung bin.
Und als nächstes kommt bestimmt die Umbenennung der “Adolfstrasse”. Liegt auch am Nettelbeck-Platz.
Es gehört zur Geschichte Deutschlands,
Verleugnen wir Vergangenheit?
Wann wird Siemensstadt umbenannt?
Weshalb gibt es, in den Medien angepriesen, einen Hype um die Krupp Villa?
Martin Luther, wie haben wir ein Jahr gefeiert und plötzlich ist er in Ungnade gefallen, da es antisemitisch e Aussagen gab?
Verbannen wir demnächst die alten Dichter und Denker und Autoren, weil in der Literatur von Negern, Indianern, Zigeunern etc., etc. .…, die Rede ist?
Mir wurde beigebracht, wenn man sich mit Geschichte beschäftigt, so darf man diese nicht mit dem Jetzt betrachten und gleichsetzen, sondern die damalige Weltordnung versuchen zu verstehen.
Was haben Kolumbus, Magellan, Drake usw. gemacht?
Wer hat Humboldt in Südafrika geführt und wie hat er die Menschen benannt?
Es ist Weiterentwicklung und wir sollten endlich aufhören, die Langeweile einiger Leute für solchen Irrsinn zu bezahlen.
ich bin so dankbar das es leute gibt die kein leben haben und sich in der BVV um wichtige dinge kümmern.
‑ironie ende-
deshalb wähle ich keine BVV mehr und bin in keinem verein mehr,dafür ist mir die lebenszeit zu schade.
Zeit, deine ungefragte Meinung zu äußern, um Menschen zu diskreditieren, die sich um eine lebhafte und integrative Stadtgemeinschaft bemühen, findest du aber trotzdem. Prioritäten.
Schön, dass diesmal die Bürgerinnen und Bürger einbezogen werden sollen. Ich hoffe, dass diesmal auch die Umsetzung der Umbenennung in der Senatsverwaltung klappt. Als Bewohner einer im Dezember 2022 umbenannten Straße im Afrikanischen Viertel kann ich bei der S‑Bahn mit dem neuen Straßennamen noch nicht mal online ein 29-Euro-Ticket kaufen. Auch bei anderen Onlineportalen wird der neue Name nicht akzeptiert.
Guten Morgen
Bevor man dem Herrn Nettelbeck ……, der 1771 !!! in Amsterdam auf einem holländischen Sklavenschiff als Obersteuermann anheuerte , das dicht an der afrikanischen Küste entlang fuhr, um bereits versklavte Menschen bei einheimischen Anbietern gegen Waffen, Schießpulver, Tabak, Schnaps, Textilien und Krimskram zu erhandeln. Er nutzte das Privileg des Obersteuermanns, selbst einen Gewinn durch den Handel mit Goldstaub zu erzielen….. wegen möglichen !? Sklavenhandel jetzt noch nachträglich „anklagen“ will , sollte man sich vielleicht mal mit dem Ursprung des Sklavenhandels auseinandersetzen . Möglicherweise erfährt man dan Dinge die einem die Tränen in die Augen treibt , wer damit so sein Lebensunterhalt verdiente ….
Kleiner Hinweis…. Die Jagd auf Sklaven und die Verbringung zu den Schiffen wurde in der Mehrheit der Fälle von arabischen und afrikanischen Händlern betrieben; die Europäer waren an der steigenden Nachfrage nach Sklaven beteiligt, jedoch nicht direkt an der Sklavenjagd oder am innerafrikanischen Sklavenhandel.
https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantischer_Sklavenhandel
Mein Vorschlag wäre Platz M (Hobrecht-Plan) …. politisch Korrekt und Gender Neutral :))))
in diesem Sinne
Umbenennungen
Ich halte es grundsätzlich für sinnvoll und gut, Straßen und Plätze nach ihren Namen zu überprüfen und auch kritisch zu hinterfragen oder die Benennung zu verändern. Was mir aber gar nicht gefällt, ist, dass mit einer Umbenennung diese Namen komplett aus dem Bewusstsein verschwinden. Das mag angemessen sein, bei bestimmten Personen der deutschen Geschichte (z.b. Nazi-Größen aus der Zeit von 33 bis 45), ansonsten aber führt das zu einer Art “schöne, heile, nie so vorhandene Welt”
Ich würde es sehr begrüßen, wenn unter den neuen Namensschildern einer Straße, eines Platzes, kurz der alte Name stünde und der Grund, weshalb das geändert wurde (und wann). So bleibt zum einen der Kontext vorhanden und zum anderen auch die Auseinandersetzungsmöglichkeit mit dieser historischen Tatsache.
Es ist richtig, dass entsprechend traumatisierte Menschen damit unter Umständen immer wieder negativ getriggert werden könnten, ich denke trotzdem, dass das Interesse der Allgemeinheit an Erinnerung, Transparenz, Klarheit und (geschichtlich bedingter) Verantwortung hier höher wiegt.
Hallo Esther, das mit dem “alten Namen” unter dem “neuen Namen” ist ein grandioser Vorschlag. Ob dieser gehört und dann ggf. umgesetzt wird, bezweifel ich stark. Leider.
Beim Punkt “getriggert werden” auf Grund eines Straßen‑, bzw Namensschildes bin ich nicht bei dir.
MfG, Charlie