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Neue Verkehrsführung im Sprengelkiez

4. September 2019
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04.09.2019 “Ende Sep­tem­ber wird die Tege­ler Stra­ße geschlos­sen!” – “Was? Wie?” So oder ähn­lich könn­ten Gesprä­che im Spren­gel­kiez der­zeit begin­nen, denn: Ende Sep­tem­ber wird die Tege­ler Stra­ße end­lich wirk­lich gekappt, und zwar an der Stel­le, wo bereits jetzt die Eisen­bahn­brü­cke (der soge­nann­te Over­fly) hoch über die Stra­ße führt, hin­ter dem Spiel­platz an der Ecke Lyn­ar­stra­ße. Geschlos­sen heißt: Kei­ne Autos, kei­ne Fahr­rä­der, kei­ne Men­schen zu Fuß kom­men noch durch, der gesam­te Ver­kehr wird dann über das neue Nord­ufer umgeleitet.

Fast in Vergessenheit geraten

Bus 142 Lynarstr Ecke Tegeler StraßeLan­ge hat es gedau­ert, die Arbei­ten ver­zö­ger­ten sich und inzwi­schen sind die Dis­kus­sio­nen um die Tras­sen­füh­rung und die Aus­wir­kun­gen für den Kiez über 15 Jah­re her. Schon damals kamen Ein­wän­de von Anwoh­nen­den, dass die Ver­kehrs­be­las­tung sin­ken müs­se bzw. nicht an ande­re Stel­len umge­lei­tet wer­den dür­fe. Es wur­de auf unzu­rei­chen­de Lösun­gen für den Rad­ver­kehr hin­ge­wie­sen und auf eine Min­dest­brei­te der ent­ste­hen­den Sack­gas­sen bestan­den, die das Wen­den von Müll­fahr­zeu­gen ermög­li­chen muss.

Was bedeu­tet nun die Ände­rung ab die­sem Herbst für die Men­schen, die im Spren­gel­kiez leben und arbei­ten ? Auch mich betrifft die Neue­rung, denn mein Wahl­kreis­bü­ro, das “Spreng­bü­ro”, liegt in der Tege­ler Stra­ße nur etwa 250 Meter von der zukünf­ti­gen Schlie­ßung entfernt.

Wer die Tege­ler Stra­ße in Rich­tung Süden fährt und zur Fenn­stra­ße will, biegt rechts ab in die Lyn­ar­stra­ße und danach links ins (neue) Nord­ufer. Das ist bald wie­der geöff­net und führt unter den Bahn­brü­cken hin­durch. Weni­ge Meter vor der Fenn­stra­ße mün­det es in die Tege­ler Stra­ße, die unver­än­dert auf die Fenn­stra­ße trifft.

Der Rad­ver­kehr teilt sich die Stra­ße (wie zuvor in der Tege­ler) mit dem Bus und allen ande­ren moto­ri­sier­ten Ver­kehrs­teil­neh­mern. (UPDATE 4.12.: Die Stra­ße wur­de inzwi­schen für den Ver­kehr frei­ge­ge­ben, die Tege­ler Stra­ße unterbrochen)

Uninspirierte Sackgassen

Bald wird die­se Stra­ße nicht mehr befahr­bar sein

Es wird in der gekapp­ten Tege­ler Stra­ße zwei Sack­gas­sen geben, die poten­ti­ell ein Risi­ko für dunk­le, schmut­zi­ge Ecken dar­stel­len. Das beton­te der Ver­tre­ter der Poli­zei bei einer Info­ver­an­stal­tung im Jahr 2016.

Daher ist es erfreu­lich, dass die Gesprä­che zwi­schen dem Gemein­schafts­gar­ten Him­mel­beet und dem Bezirk der­zeit dar­auf hin­deu­ten, dass ein Umzug des Gar­tens Ende 2020 auf den Mett­mann­platz (zwi­schen Tege­ler Stra­ße und dem “neu­en” Nord­ufer) ange­dacht ist.

Mett­mann­platz heute

Bedau­er­lich ist aber, dass es kei­ne inno­va­ti­ven Modell­pro­jek­te gab, die weg­wei­send bei Betei­li­gung der Anwoh­nen­den und zeit­ge­mä­ßer Stadt­ent­wick­lung hät­ten sein kön­nen. Wir vom Spreng­bü­ro hat­ten bereits 2017 Kon­takt mit dem Bereich Land­schafts­ar­chi­tek­tur der Beuth-Hoch­schu­le. Einer der Dozen­ten war sehr inter­es­siert, für die ent­ste­hen­den Sack­gas­sen-Stum­mel mit Stu­die­ren­den Plä­ne zu ent­wer­fen – aus dem Kiez hat­ten wir vor­her Ideen für einen Skate­park, eine Erwei­te­rung des Spiel­plat­zes oder auch einen Ort für Open-Air-Kino gehört. Lei­der gelang es nicht, von der Bahn die genau­en Plä­ne des Ortes zu erhal­ten, so dass das Semi­nar schließ­lich nicht statt­fin­den konn­te. Erst kürz­lich hat­te ich ein Tref­fen mit Mobi­li­täts- und Stadt­for­sche­rin­nen und ‑for­schern; auch sie konn­ten sich vor­stel­len, in der sich ver­än­dern­den Ecke etwas “Neu­es” aus­zu­pro­bie­ren. Ob sich da jetzt noch etwas machen lässt, ist aller­dings fraglich.

Fennstraßenkreuzung bleibt gefährlich

Über­haupt nichts ändern wird sich offen­bar an der unge­si­cher­ten Ein­mün­dung der Tege­ler Stra­ße in die Fenn­stra­ße: Mei­ne Mit­ar­bei­te­rin­nen und ich erle­ben dort fast täg­lich gefähr­li­che Situa­tio­nen bei der Que­rung mit dem Rad oder zu Fuß, und es pas­sie­ren zahl­rei­che Unfäl­le. Die Gele­gen­heit, hier einen Kreis­ver­kehr oder eine siche­re Rege­lung per Ampel ein­zu­rich­ten, wur­de verpasst.

Änderungen beim Nahverkehr

Die BVG teilt dazu mit, dass sich die Fahr­zeit für den 142er Bus wegen der neu­en Stra­ßen “nur gering­fü­gig ver­län­gern” wird. Beim 142er Bus könn­te es per­spek­ti­visch eine neue Füh­rung durch die Lehr­ter Stra­ße geben. Die BVG ver­han­delt der­zeit mit der Senats­ver­wal­tung für Umwelt, Ver­kehr und Kli­ma­schutz und dem Bezirks­amt Mit­te über eine Anbin­dung der Hei­de­stra­ße an den S‑Bahnring. Even­tu­ell wird eine wei­te­re Linie durch die Lyn­ar­stra­ße bis zur Mül­lerstra­ße (S‑und U‑Bahnhof Wed­ding) führen.

Der S‑Bahn-Betrieb auf der neu­en Stre­cke wird ver­mut­lich nicht vor 2021 starten.

Autor: Tobi­as Schul­ze, Abge­ord­ne­ter, Die Linke

Heu­te Abend fin­det eine Infor­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung der Deut­schen Bahn für Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­ner des Spren­gel­kiezes statt, im Spr­en­gel­Haus, Spren­gelstr. 15, 18 Uhr

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

10 Comments

  1. Mir ist immer­noch nicht ergründ­lich, war­um die Tege­ler Str auch für Fuß­gän­ger und Rad­fah­rer gesperrt wer­den soll. Das macht doch gar kei­nen Sinn? Die machen doch kei­nen Lärm?

    • Die neue S‑Bahn schnei­det die Stra­ße auf Stra­ßen­ni­veau, von der Brü­cke kom­mend, in den Tun­nel füh­rend. Man müss­te eine Brü­cke bau­en, die über die­se eben­erdi­ge Tras­se führt.

  2. Die Pla­nun­gen sahen doch vor, den Rad­weg – Ber­lin – Kopen­ha­gen direkt neben der Stra­ße paralell zum Ber­lin-Span­dau- Schiff­fahrts­ka­nal zu bau­en ‚ist das obso­let geworden?

    • Das war mal for­mu­lier­te Absicht. Wir wol­len das mal raus­fin­den, was aktu­el­ler Stand ist. Jeden­falls wur­de es lei­der nicht mit den aktu­el­len Arbei­ten verbunden.

  3. Durch die neue Ver­kehrs­füh­rung wer­den defi­ni­tiv vie­le Park­plät­ze weg­fal­len! Auch hier­auf soll­te man mal ein­ge­hen und nicht immer nur die Fahr­rad­fah­rer bedauern.

    • Ich muss geste­hen, dass ich bei mei­nem Kom­men­tar gar nicht in ers­ter Linie an die Rad­fah­rer gedacht habe, son­dern an die übri­gen Ver­kehrs­teil­neh­mer, die sich im Moment – zu recht! – dar­über auf­re­gen, dass die Rad­fah­rer auf der Tege­ler Str. fah­ren, wo sie wol­len, meist aber z. Z. auf dem Geh­weg. (Und doch, ich fin­de, das liegt hier in ers­ter Linie dar­an, wie die Stra­ße gestal­tet ist.)

  4. Es ist nicht zu fas­sen, dass in Ber­lin heu­te noch Stra­ßen ohne Fahr­rad­spur gebaut werden…

    Und ja, es wäre schön, wenn zumin­dest der nörd­li­che “Stum­mel” noch irgend­wie sinn­voll genutzt wer­den wür­de; da muss nun wirk­lich nicht ein­mal die Müll­ab­fuhr rein­fah­ren. Scha­de, dass ich heu­te abend zur Info-Ver­an­stal­tung nicht kom­men kann.

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