Ob Nettelbeckplatz oder Vinetaplatz – gefühlt an jeder Ecke errichtet die Firma Wall zurzeit neue Toilettenhäuschen. Grund für die Aufstellung der zahlreichen neuen Bedürfnisanstalten ist ein Toilettenvertrag zwischen dem Land Berlin und der Firma Wall. Der sieht vor, alle bisherigen Wall-Standorte bis 2021 auszutauschen. Zusätzlich wird das Netz seit dem Jahr 2021 erweitert.
Standen in Berlin früher 280 Anlagen, werden nun Schritt für Schritt 86 zusätzliche Standorte hinzukommen. Die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen werden am Ende 17 Wall-Häuschen besitzen. Hier die Standorte:
- Humboldthain, Gustav–Meyer–Allee seit 28.03.2019
- Reinickendorfer Straße, Fennstraße seit 21.06.2019
- Osloer Straße, Prinzenallee seit 01.10.2019
- Müllerstraße, Seestraße seit 27.03.2020
- Ungarnstraße, Indische Straße seit 11.09.2020
- Leopoldplatz, Müllerstraße, Nazarethkirchstraße seit 11.09.2020
- Brunnenstraße, Stralsunder Straße 61 seit 27.11.2020
- Planschbecken am Schillerpark seit 18.12.2020
- Schillerpark, Edinburger Straße 38, Barfusstraße seit 23.04.2021
- U‑Bahnhof Osloer Straße seit 09.09.2021
- Soldinerstraße 77a seit 01.10.2021
- Nettelbeckplatz seit 15.10.2021
- Swinemünderstraße 34 seit 10.12.2021
- Ostenderstraße / Zeppelinplatz seit April 2022 (noch nicht in Betrieb)
- Afrikanische Straße 90 seit April 2022 (noch nicht in Betrieb)
- Sellerpark seit April 2022 (noch nicht in Betrieb)
- Grüntaler Straße 64 seit März oder April 2022 (noch nicht in Betrieb)
Wo die neuen Toiletten aufgestellt werden, das entscheidet der Bezirk. Voraussetzung sind die nötigen Wasser- und Stromleitungen.
Manche Standorte bereiten Probleme
Nicht alle Standorte sind perfekt gewählt. An der Kreuzung Maxstraße Ecke Nazarethkirchstraße wird eine frisch aufgestellte Bedürfnisanstalt wieder geschlossen. Der Senat will die im September 2021 aufgestellte Toilette in den kommenden Wochen wieder entfernen. Sie sei missbräuchlich genutzt worden und werde aufgrund einer Entscheidung des Bezirks abgebaut, sagt ein Pressesprecher der Senatsverwaltung.
Auch auf der Grüntaler Promenade steht das neue Toilettenhaus ungünstig. Zusammen mit einem alten Trafobauwerk und einer am 12. Juli 2019 errichteten Bühne behindert es nun den Fuß- und Radweg. Es kommt zu einer Engstelle und freie Sicht ist nicht mehr gegeben. Die Promenade wurde vor drei Jahren durch ein Projekt des Quartiersmanagements neu gestaltet.
Neuer Name Berliner Toilette
Die stillen Örtchen heißen nun nicht mehr City-Toilette, sondern Berliner-Toiletten. Am Rande notiert: Die erste Berliner-Toilette wurde im Humboldthain aufgestellt. Neu ist auch, dass viele der neuen Häuschen ein unverschlossenes, kostenloses Urinal haben. Damit soll in bestimmten Gegenden das „Wildpinkeln‟ verhindert werden, wie das Toilettenkonzept formuliert. Die Firma Wall erhält vom Land Berlin den Kaufpreis der Häuschen erstattet, sodass das Land Berlin zum Eigentümer wird. Zum finanziellen Teil sagt der Pressesprecher der Senatsverwaltung: „Insgesamt werden für den Betrieb jährlich etwa 12 Mio. Euro ausgegeben.‟ Die Einnahmen aus der Werbung, die an manchen der neuen Berliner Toiletten angebracht ist, fließen in den Landeshaushalt.
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung (–> E‑Paper), der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag!
Hätte man mit einem Bruchteil der jährlichen 12 Millionen und vor allem ohne weiterhin Grünflächen und Sichtachsen zuzubauen lösen können… eine einfache Ausschilderung und Vergütung der Toilettennutzung von bestehenden Kneipen etc…
Vollkommen korrekt, wenn es bei uns Brauch und Sitte wäre. Ich zumindest ernte böse Blicke, wenn ich in einer Kneipe statt “einem Hellen” sage “einmal Toilette bitte”.
Die Petition ist keine Petition, die ich über ein öffentliches Petitionssystem gemacht habe, sondern beim Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses selbst. Ich habe eine Eingangsbestätigung und eine Petitionsnummer, aber sonst noch keine weitere Antwort erhalten.
Teilen Sie gern die Antwort auf Ihre Petition.
Es gab in der Vergangenheit – es wurde darüber berichtet – viele Aufbrüche der Münzspeicher der Berliner Toiletten. Der entstandene Schaden ist weitaus größer im Vergleich zur Beute.
Es gibt an diesen Toiletten auch die Möglichkeit der bargeldlosen Zahlung, einschließlich der Zahlung durch einen App, die immer wieder mit 0,50 EUR über eine Kreditkarte aufgeladen werden kann.
Ich habe SenUMVK vorgeschlagen, daß man die Zahlung mit Bargeld abschafft und vollständig auf bargeldlose Zahlung umstellt. Als weitere Zahlungsmittel sollte nach meinem Verständnis hierbei die Guthabenkarte genutzt werden, die die BVG eingeführt hat zur bargeldlosen Zahlung in Bussen und die an unterschiedlichen Stellen gekauft und auch an den Automaten der BVG wieder aufgeladen werden kann.
Ich habe diesen Vorschlag auch als Petition ins Abgeordnetenhaus eingebracht.
Danke für den Hinweis auf die Petition. Gibt es einen Link?
Im Toilettenkonzept findet sich auf Seite 30 unter der Überschrift Nutzungsentgelt der Satz: ” In den Vorgesprächen der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz wurde entschieden, zur Vermeidung von Fehlnutzungen weiterhin eine Gebühr zu erheben.” Die Gebühr hat Berlin auf 50 Cent festgelegt. Gleichzeitig argumentieren die Autoren des Konzeptes, dass das Pissoir für Männer kostenlos sein kann, um “Wildpinkeln” (Wortwahl siehe dort) zu bekämpfen. Die Entscheidung kostenlos versus gebührenpflichtig scheint mir eine Frage zu sein, die aus meiner Sicht, nicht für die ganze Stadt gleich zu beantworten ist, sondern für jeden Standort individuell.
Eine digitale Zahlmöglichkeit haben die Autoren des Konzeptes vermutlich 2017 einfach nicht für möglich gehalten. Ob das eine Guthabenkarte der BVG sein muss, weiß ich persönlich nicht. Sie könnte neben App und EC-Karte eine dritte Möglichkeit sein. Das Argument, mit digitalen Zahlmöglichkeiten mutwillige Zerstörung zu verringern und auch um die Kosten für die Bargeldverwaltung zu senken, halte ich für unbediingt bedenkenswert. Vielen Dank für die Überlegung.