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Alles Gute zum 30., NachbarschaftsEtage!

11. Juni 2016
In der NachbarschaftsEtage: Flohmarkt, Konzert und Kindertheater. Collage: D. Hensel
In der Nach­bar­schafts­Eta­ge: Floh­markt, Kon­zert und Kin­der­thea­ter. Col­la­ge: D. Hensel

Im Jahr 1986 wur­de die Nach­bar­schafts­Eta­ge von Mit­glie­dern des Ver­eins Fabrik Oslo­er Stra­ße e.V. gegrün­det. Der Ver­ein war bereits eini­ge Jah­re zuvor im März 1982 ent­stan­den. Bei­de Grün­dun­gen lie­gen weit zurück, nun wird in die­sem Jahr das 30-jäh­ri­ge Bestehen der Nach­bar­schafts­Eta­ge gefeiert.

Ruth Dit­sch­kowk­si lei­tet die Nach­bar­schafts­Eta­ge seit vie­len Jah­ren und ist gleich­zei­tig im Vor­stand des Ver­eins Fabrik Oslo­er Stra­ße aktiv. Wie weit die Grün­dun­gen des Ver­eins Oslo­er Stra­ße und des Treffs für Nach­barn zurück­liegt, ist an den Wor­ten zu spü­ren, die Ruth Dit­sch­kow­ski ver­wen­det: „Wir kom­men aus der Gemein­we­sen­ar­beit“. Gemein­we­sen­ar­beit kommt aus dem Bereich der Sozi­al­ar­beit und bedeu­tet, sozi­al­räum­lich und res­sort­über­grei­fend tätig zu sein. Gemein­we­sen­ar­beit heißt, zur Selbst­hil­fe zu befä­hi­gen und sozia­le Teil­ha­be im Gemein­we­sen zu ermög­li­chen. Das sind auch die Wur­zeln der NachbarschaftsEtage.

In den 80ern war die Off-Szene in der Fabrik zu Gast

Das war 1986, im Gründungsjahr der NachbarschaftsEtage. Foto: Andrei Schnell
Das war 1986, im Grün­dungs­jahr der NachbarschaftsEtage.

In den 1980er Jah­ren bestand ein gro­ßer Teil die­ser Arbeit mit und für Nach­barn in der Oslo­er Stra­ße 12 dar­in, Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen zu orga­ni­sie­ren. „Nor­bert Klee­mann hat durch die Nach­bar­schafts­Eta­ge eine Off-Sze­ne in die Fabrik geholt. Es gab Kunst, Bet­ti­na Weg­ner sang hier, es gab eine Aus­stel­lung über die RAF, 1988 war hier die AVE-Mode­mes­se“, sagt Ruth Dit­sch­kow­ski. Ihre Stim­me klingt noch immer stolz, wenn sie dar­über spricht, was der Ver­ein und die Nach­bar­schafts­Eta­ge in den 1980er Jah­ren erreicht haben.

1990 muss­te sich die Nach­bar­schafts­Eta­ge neu aus­rich­ten, denn Kunst und Kul­tur zu ermög­li­chen, wur­de immer schwe­rer. Des­halb wech­sel­te der Schwer­punkt der Arbeit auf das Feld Fami­li­en­bil­dung, auch „wenn wir die Kul­tur nie auf­ge­ge­ben haben.“ Zum Kon­zept Fami­li­en­bil­dung gehört unter ande­rem das im April 2014 ein­ge­rich­te­te Fami­li­en­zen­trum, ein Pro­jekt der Nach­bar­schafts­Eta­ge. Unver­än­dert in all den Jah­ren und auch für Ruth Dit­sch­kow­ski per­sön­lich wich­tig war die Arbeit mit Migran­ten. Das sei damals eine bewuss­te poli­ti­sche Ent­schei­dung gewe­sen. Sie sagt: „Alles was wir mach­ten, war politisch.“

Vom Kinderladen in die Zündholzmaschinenfabrik

Ruth Ditschkowski leitet die NachbarschaftsEtage. Foto: A. Schnell
Ruth Dit­sch­kow­ski lei­tet die Nach­bar­schafts­Eta­ge. Foto: A. Schnell

Eben­falls eine bewuss­te poli­ti­sche Ent­schei­dung war es für die Sozi­al­ar­bei­te­rin und Erzie­he­rin Ruth Dit­sch­kow­ski, als sie sich 1981 für eine Arbeit beim Ver­ein Put­te ent­schied. Der Ver­ein ver­stand sich als poli­tisch. Er betrieb vor der Flä­chen­sa­nie­rung des Brun­nen­vier­tels in den 1970er Jah­ren einen Kin­der­la­den in der Put­bus­ser Stra­ße. Das Beson­de­re damals: Der Kin­der­la­den rich­te­te sich aus­drück­lich auch an Kin­der von Migran­ten. Heu­te ist das nor­mal, aber damals war es neu und war Aus­druck einer poli­ti­sche Hal­tung. Ab 1978 wech­sel­te der Put­te e.V. von der Putt­bus­ser Stra­ße in einen Sei­ten­flü­gel der ehe­ma­li­gen Zünd­holz­ma­schi­nen­fa­brik in der Prinzenallee.

Die Nach­bar­schafts­Eta­ge in der Fabrik Oslo­er Stra­ße nutzt heu­te die Räu­me im ers­ten Ober­ge­schoss und im Erd­ge­schoss des Hin­ter­ho­fes. Es ist ein Ort, wo Nach­barn sich tref­fen kön­nen, zum Bei­spiel im Nach­bar­schafts­Ca­fé. Die Ange­bo­te rich­ten sich an alle Men­schen in der Nach­bar­schaft. Neben regel­mä­ßi­gen Ver­an­stal­tun­gen und Kur­sen stellt die Nach­bar­schafts­Eta­ge ihre Räu­me – ein Ver­an­stal­tungs­saal mit Café und drei Grup­pen­räu­me – für Stadt­teil­grup­pen, Ver­ei­ne und Initia­ti­ven zur Ver­fü­gung. Vor allem aber ist es ein Ort, wo vie­le Ange­bo­te für Fami­li­en und jun­ge Eltern statt­fin­den. Um gera­de die­se Ange­bo­te für Fami­li­en noch aus­zu­bau­en, wird die Eta­ge seit April 2014 als Fami­li­en­zen­trum von der Senats­ver­wal­tung für Bil­dung, Jugend und Wis­sen­schaft gefördert.

Im September wird das Jubliäum gefeiert

Eine Gelegentheit zum Treffen: Weihnachtspunsch am Feuer in der Fabrik Osloer Straße. Foto: D. Hensel
Eine Gele­gent­heit zum Tref­fen: Weih­nachts­punsch am Feu­er in der Fabrik Oslo­er Stra­ße. Foto: D. Hensel

Für Ruth Dit­sch­kow­ski ist das Jubi­lä­ums­jahr 2016 ein gutes Jahr, zeu­gen 30 Jah­re Nach­bar­schafts­Eta­ge doch auch von einer beacht­li­chen Durch­hal­te­kraft. Im Sep­tem­ber wird es ein Jubi­lä­ums­fest geben, um das zu fei­ern. Als Vor­stand des Ver­eins Fabrik Oslo­er Stra­ße hat Ruth Dit­sch­kow­ski auch den Blick für das gesam­te Gelän­de mit sei­nen vie­len Pro­jek­ten und Initia­ti­ven, aber die Nach­bar­schafts­Eta­ge ist nicht nur für sie ein wich­ti­ges inhalt­li­ches Pro­jekt des Ver­eins. Hier steckt seit 30 Jah­ren ganz viel für die Nach­bar­schaft im Sol­di­ner Kiez drin.

Mehr Infor­ma­tio­nen über die Arbeit des Pro­jek­tes gibt es online unter www.nachbarschaftsetage.de und auch auf Face­book unter der Adres­se www.facebook.com/NachbarschaftsEtage.

Der Text ist in der Mai-Aus­ga­be des Kiez­ma­ga­zins Sol­di­ner erschie­nen. Wir sind Koope­ra­ti­ons­part­ner der Bür­ger­re­dak­ti­on, die das Maga­zin ehren­amt­lich vier Mal im Jahr her­aus­gibt. Autor die­ses Tex­tes ist And­rei Schnell. Mehr über die Sol­di­ner-Kiez­re­dak­ti­on unter www.dersoldiner.wordpress.com. Fotos: Fabrik Oslo­er Stra­ße, And­rei Schnell, Domi­ni­que Hensel

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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