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Mutprobe: Freie Schulen als Helfer sehen

15. August 2018
Schultüten
Schul­plät­ze wer­den knapp – Ein­schu­lung nach Wunsch wird sel­te­ner – Foto: D. Hensel

Mei­nung Fast jeder guckt erschro­cken, wenn er gefragt wird, was der Staat tun könn­te, um freie Schu­le zu för­dern. Das Bild der Eli­te­schu­le taucht unwei­ger­lich vor dem inne­ren Auge des Gefrag­ten auf. Die­se unnö­ti­ge Angst muss erst über­win­den, wer fra­gen woll­te: War­um kön­nen nicht von Bezirks- und Senats­ver­wal­tung befrei­te Schu­len – die den­noch allen offen ste­hen – aus­hel­fen? Zumal das Schul­amt in Bedräng­nis ist: Die Ein­schu­lung offen­bart den Schulplatzmangel.

Ist wirk­lich noch weit bis zum Offen­ba­rungs­eid des Schul­am­tes? Liegt der Moment wirk­lich in so fer­ner Zukunft, an dem die Behör­de erklä­ren muss, nicht aus­rei­chend Schul­plät­ze für alle Schul­an­fän­ger zu haben? Bereits in die­sem Jahr wer­den eini­ge Kin­der von Amts wegen in einer Grund­schu­le ein­ge­schult, die nicht im Wohn­um­feld liegt. Für Eltern, die die­ses Pech ereilt, ist der ers­te Schul­tag kein rund­um froh­ge­muter. Erst­ma­lig ist es der Staat, der Schü­ler außer­halb des vor­ge­se­he­nen Grund­schul­krei­ses zur Schu­le schickt. Wer­den mehr als 1.000 Meter Schul­weg für Erst­kläss­ler das neue Nor­mal?  (Frei­wil­lig haben man­che Eltern schon immer eine Schu­le außer­halb des eige­nen Schul­spren­gels gewählt.)

Problem: Steigende Schülerzahlen ab Klasse 1
ABC
Das ABC ist leich­ter als Schul­plät­ze für Schul­an­fän­ger zu orga­ni­sie­ren. Foto: And­rei Schnell

Es ist wahr: Wer sich hin­ter den Schreib­tisch eines Ver­wal­tungs­be­am­ten setzt, der die Schul­plät­ze für Erst­kläss­ler in Mit­te diri­giert, der hört rasch auf zu meckern. Ja, es ist Teil des Trau­er­spiel, dass alles kom­pli­ziert ist. Jeder guter Wil­le muss schei­tern. Denn die Anzahl der Kin­der, die in Mit­te ein­ge­schult wer­den müs­sen, wächst. Von 2.400 im Jahr 2011 über 2.700 im Jahr 2015 zu über 3.000 in die­sem Schul­jahr. Gleich­zei­tig sind die vor­han­de­nen Schu­len sind bereits über­voll. Und Maxi­mal­zah­len und Min­dest­zah­len pro Klas­se müs­sen beach­tet wer­den. Und pro Schu­le gibt es eine unver­rück­ba­re Zahl von Klas­sen­räu­men. Und Neu­bau benö­tigt Grund­stü­cke. Wer schlü­ge da nicht die Hän­de über den Kopf zusam­men und ist froh, wenn am Ende alles irgend­wie klappt?

Im Wed­ding wehr­ten sich bereits im letz­ten Jahr Eltern und Leh­rer der Eri­ka-Mann-Grund­schu­le gegen Über­fül­lung. Hek­tisch wird  gebaut wie an der Gus­tav-Fal­ke-Grun­schu­le oder Con­tai­ner sol­len es rich­ten. Die Anna-Lindh-Grund­schu­le soll auf fast ein­tau­send Schü­ler anwachsen.

Unnötige Angst vor freien Schulen abbauen

Wahr ist aber auch: Es könn­te bes­ser lau­fen als bloß halb­wegs. Freie Schu­len könn­ten aus­hel­fen. Wohl­ge­merkt: Das Amt soll nicht geris­se­ne Bil­dungs­händ­ler dabei unter­stüt­zen, Eltern zur Kas­se zu bit­ten. An die­ser Stel­le beginnt das eigent­li­che Trau­er­spiel. Hat über­haupt irgend­wer den Mut, dar­über nach­zu­den­ken, ob eine Lösung außer­halb der Büros der Schul­be­hör­de gefun­den wer­den könn­te? Wer wagt den Gedan­ken, dass freie Schu­len auch eine Chan­ce bie­ten? Lie­ße sich mit ihrer Hil­fe nicht Druck aus dem Kes­sel neh­men, der durch stei­gen­de Schü­ler­zah­len bald zu plat­zen droht?

Kristall-Grundschule. Foto: Dominique Hensel
Die Kris­tall-Grund­schu­le für Inklu­si­on ist eine freie Schu­le, die nicht Eli­te­schu­le sein will. Foto: And­rei Schnell

Wer schafft es, die Angst vor der Pri­vat­schu­le nicht über­groß wer­den zu las­sen? Denn: Lie­ße sich nicht eine För­de­rung den­ken, bei der aus­schließ­lich freie Schu­len gewin­nen und die VIP-Schu­le Nee­se ist? Ist es wirk­lich klug, dabei zuzu­se­hen, wie es mit Schul­plät­zen von Jahr zu Jahr schlim­mer wird? Bis wir Zustän­de haben wie bei der Kita­su­che? Die nächs­ten Schul­tü­ten wer­den bereits in zwölf Mona­ten gepackt. Wer­den alle Eltern dann am Tag des Aus­pa­ckens lachen oder wer­den eini­ge wei­nen? Weil es noch schlim­mer gekom­men ist als in die­sem Jahr schon war.

Wenige Freie Grundschulen im Wedding

1. Inklu­si­ve Kris­tall-Grund­schu­le in der Tege­ler Stra­ße im Sprengelkiez

2. Freie Schu­le am Mau­er­park im Brunnenviertel

Autorenfoto Andrei Schnell

And­rei Schnell wünscht sich mehr Mut und weni­ger Angst vor Frei­en Schu­len.


Wir sind nomi­niert für den Deut­schen Nach­bar­schafts­preis. Noch bis zum 22. August könnt ihr für uns abstim­men  – www.nachbarschaftspreis.de

Andrei Schnell

Meine Feinde besitzen ein Stück der Wahrheit, das mir fehlt.

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