Meinung Fast jeder guckt erschrocken, wenn er gefragt wird, was der Staat tun könnte, um freie Schule zu fördern. Das Bild der Eliteschule taucht unweigerlich vor dem inneren Auge des Gefragten auf. Diese unnötige Angst muss erst überwinden, wer fragen wollte: Warum können nicht von Bezirks- und Senatsverwaltung befreite Schulen – die dennoch allen offen stehen – aushelfen? Zumal das Schulamt in Bedrängnis ist: Die Einschulung offenbart den Schulplatzmangel.
Ist wirklich noch weit bis zum Offenbarungseid des Schulamtes? Liegt der Moment wirklich in so ferner Zukunft, an dem die Behörde erklären muss, nicht ausreichend Schulplätze für alle Schulanfänger zu haben? Bereits in diesem Jahr werden einige Kinder von Amts wegen in einer Grundschule eingeschult, die nicht im Wohnumfeld liegt. Für Eltern, die dieses Pech ereilt, ist der erste Schultag kein rundum frohgemuter. Erstmalig ist es der Staat, der Schüler außerhalb des vorgesehenen Grundschulkreises zur Schule schickt. Werden mehr als 1.000 Meter Schulweg für Erstklässler das neue Normal? (Freiwillig haben manche Eltern schon immer eine Schule außerhalb des eigenen Schulsprengels gewählt.)
Problem: Steigende Schülerzahlen ab Klasse 1
Es ist wahr: Wer sich hinter den Schreibtisch eines Verwaltungsbeamten setzt, der die Schulplätze für Erstklässler in Mitte dirigiert, der hört rasch auf zu meckern. Ja, es ist Teil des Trauerspiel, dass alles kompliziert ist. Jeder guter Wille muss scheitern. Denn die Anzahl der Kinder, die in Mitte eingeschult werden müssen, wächst. Von 2.400 im Jahr 2011 über 2.700 im Jahr 2015 zu über 3.000 in diesem Schuljahr. Gleichzeitig sind die vorhandenen Schulen sind bereits übervoll. Und Maximalzahlen und Mindestzahlen pro Klasse müssen beachtet werden. Und pro Schule gibt es eine unverrückbare Zahl von Klassenräumen. Und Neubau benötigt Grundstücke. Wer schlüge da nicht die Hände über den Kopf zusammen und ist froh, wenn am Ende alles irgendwie klappt?
Im Wedding wehrten sich bereits im letzten Jahr Eltern und Lehrer der Erika-Mann-Grundschule gegen Überfüllung. Hektisch wird gebaut wie an der Gustav-Falke-Grunschule oder Container sollen es richten. Die Anna-Lindh-Grundschule soll auf fast eintausend Schüler anwachsen.
Unnötige Angst vor freien Schulen abbauen
Wahr ist aber auch: Es könnte besser laufen als bloß halbwegs. Freie Schulen könnten aushelfen. Wohlgemerkt: Das Amt soll nicht gerissene Bildungshändler dabei unterstützen, Eltern zur Kasse zu bitten. An dieser Stelle beginnt das eigentliche Trauerspiel. Hat überhaupt irgendwer den Mut, darüber nachzudenken, ob eine Lösung außerhalb der Büros der Schulbehörde gefunden werden könnte? Wer wagt den Gedanken, dass freie Schulen auch eine Chance bieten? Ließe sich mit ihrer Hilfe nicht Druck aus dem Kessel nehmen, der durch steigende Schülerzahlen bald zu platzen droht?
Wer schafft es, die Angst vor der Privatschule nicht übergroß werden zu lassen? Denn: Ließe sich nicht eine Förderung denken, bei der ausschließlich freie Schulen gewinnen und die VIP-Schule Neese ist? Ist es wirklich klug, dabei zuzusehen, wie es mit Schulplätzen von Jahr zu Jahr schlimmer wird? Bis wir Zustände haben wie bei der Kitasuche? Die nächsten Schultüten werden bereits in zwölf Monaten gepackt. Werden alle Eltern dann am Tag des Auspackens lachen oder werden einige weinen? Weil es noch schlimmer gekommen ist als in diesem Jahr schon war.
Wenige Freie Grundschulen im Wedding
1. Inklusive Kristall-Grundschule in der Tegeler Straße im Sprengelkiez
2. Freie Schule am Mauerpark im Brunnenviertel
Andrei Schnell wünscht sich mehr Mut und weniger Angst vor Freien Schulen.
Wir sind nominiert für den Deutschen Nachbarschaftspreis. Noch bis zum 22. August könnt ihr für uns abstimmen – www.nachbarschaftspreis.de