Ein alter Backsteinbau steht malerisch inmitten von Büschen und Bäumen. Wie ein verwunschenes Schloss sieht das Gebäude aus. Im vergangenen Sommer hing das Bild von Katrin Merle riesengroß auf dem Mittelstreifen der Müllerstraße. Mit ihrer kolorierten Zeichnung der Wiesenburg hatte die Künstlerin aus Hermsdorf den Plakatwettbewerb „Mein Wedding“ gewonnen. Ein Atelierbesuch.
„Ich zeichne seit ich einen Stift halten kann“, sagt Katrin Merle in ihrem Atelier im Kunstzentrum Tegel-Süd. Das Zeichnen und die Kunst sind für sie Hobby und Beruf zugleich. Mit Illustrationen für Schulbücher, Kinderbücher verdient sie ihr Geld, auch Workshops gibt sie. Doch auch privat dreht sich bei ihr alles um Stift und Farben. So malt sie abstrakte Bilder und ist darüber hinaus Teil einer weltweiten Bewegung, die das Skizzieren von der Neben- zur Hauptsache erhoben hat. Als „Urban Sketchers“ haben sich 2007 in den USA erstmals Menschen zusammengefunden, die Stadtszenen mit dem Zeichenstift festhalten.
Katrin Merle erkundet gern die Stadt. „Es gibt so viele Ort in Berlin, die ich nicht kenne, obwohl ich hier geboren bin“, sagt sie. Und so macht sie sich mit ihrem Zeichenblock auf Entdeckungsreise. „Neulich habe ich die Bahn verpasst und vom Bahnhof aus eine Ansicht der Wollankstraße gezeichnet“, sagt sie und zeigt ihr Skizzenbuch. Sehr gern zeichnet Katrin Merle in Gesellschaft. Sie ist ein der Aktiven und Organisatoren der Berliner Skizzenzeichner, der Urban Sketchers der Hauptstadt.
Die Berliner Gruppe organisiert sich über Facebook und umfasst etwa 700 Zeichner. „Ich oder jemand anders lädt dort zu einem Zeichentreffen ein und dann trifft man sich dort“, erzählt sie. Bis zu 20 Personen kommen spontan zu einem Termin. „Die Zeichentreffen enden fast immer in einem Café. Da schauen wir gegenseitig in unsere Skizzenbücher“, sagt sie. Diesen Austausch findet Katrin Merle toll.
Die Wiesenburg hat Katrin Merle auch in Gesellschaft gezeichnet. „Ich kannte die Wiesenburg nur vom Vorbeifahren“, sagt die Frau, die früher im Brunnenviertel ganz in der Nähe wohnte. Dann ist sie mit zwei weiteren Zeichnern hingegangen, hat Bewohner getroffen und von der Geschichte des Hauses erfahren. „Ich finde das Gebäude wahnsinnig schön. Das Zugewachsene und dass man durch die Fenster in den Himmel schauen kann – das muss unbedingt erhalten bleiben“, findet sie. In ihrem Skizzenbuch hat die Wiesenburg nun einen festen Platz und bleibt für immer so malerisch erhalten wie sie ist. Mehr über Katrin Merle, zu den Treffen der urban Sketchers und zu Kursen, die sie anbietet, gibt es unter www.katrinmerle.de.