Meinung Oft liest man in den Kommentarspalten der Zeitungen, Radfahrerinnen und Radfahrer würden die vorhandenen Radwege ja doch nicht nutzen. Warum also Geld ausgeben, wie die für 2017 angekündigten 20 Millionen Euro?
Wir wissen ja nicht, in welcher Stadt die Verfasser solcher Kommentare leben. Aber die holprigen, schmalen und schlecht sichtbaren Radwege Berlins werden von immer mehr Fahrradfahrern genutzt, derzeit an jeder Zählstelle durchschnittlich über 3.100 Mal am Tag. Die Alltagsradler, und das sind eben nicht immer nur die “Rowdys” und Ohne-Licht-Fahrer, entlasten ganz nebenbei die Straßen von Autos, sorgen für Entspannung bei den überfüllten U- und S‑Bahnen und tun ganz nebenbei noch etwas gegen den Feinstaub und für ihre Gesundheit.
Obwohl, in Sachen Gesundheit muss jeder selbst wissen, ob er sich mit dem Rad auf die von Wurzeln, Rissen und Löchern deformierten und viel zu schmalen Radwege begeben möchte, um am Ende von einem unaufmerksamen Rechtsabbieger totgefahren zu werden. Dass der Radweg auf der Südseite der Seestraße zwischen Müllerstraße und Iranischer Straße endlich saniert wird, ist jedenfalls zu begrüßen. Die Chausseestraße und die Residenzstraße bekommen Schutzstreifen und die Togostraße soll zur Fahrradstraße deklariert werden.
Natürlich ist das heutige Netz noch weit von einem sinnvollen und sicheren Radverkehrsanlagen für jüngere und ältere Radfahrer entfernt, doch in diesem Jahr könnte in den Planungsabteilungen von Bezirken und Senatsverwaltung tatsächlich etwas passieren. Damit man bald die Zahl von allein in Berlin 21 getöteten Fußgängern und 17 getöteten Radfahrern, wie im Jahr 2016, nicht mehr achselzuckend hinnehmen muss. Dies ist inzwischen auch eine mehrheitsfähige Meinung: Laut BerlinTrend im Mai 2017 sieht eine Mehrheit von 53 Prozent keine Benachteiligung für Autofahrer darin, dass jetzt mehr für den Radverkehr unternommen wird. 69 Prozent der Befragten einer Forsa-Studie wünschen sich mehr Radwege. Dass das Ordnungsamt in der zweiten Juniwoche mit 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Schwerpunkten Müllerstraße, Prinzenallee, Brunnenstraße sowie Reinickendorfer Straße das Blockieren der Radstreifen geprüft hat, ist zumindest ein Anfang.
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Wenn dann in der Chauseestraße noch statt des Schutzstreifens eine “Protected Bike Lane” installiert wird, wäre das mehr als ein Sahnehäubchen, nämlich das notwendige Quentchen mehr (dringend benötigte) Sicherheit.