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Wer erinnert sich noch daran:
Meine Wedding-Welt: Nur schnell weg hier!

9. Dezember 2023
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Ver­schämt ergänz­te ich frü­her mei­ne Anschrift um ein „ganz in der Nähe von Pan­kow“ und spä­ter um ein „das liegt fast schon in Rei­ni­cken­dorf“. Man­chen Leu­ten woll­te ich es nicht auf die Nase bin­den, dass ich im ganz und gar uncoo­len Stadt­teil Wed­ding lebe. 

Wer erinnert sich noch daran?

Das hat­te immer­hin den Vor­teil, dass mich Angst­ha­sen gar nicht erst besu­chen woll­ten (schon gar nicht im Dun­keln). Nahm mich jemand im Auto mit, wur­den die Türen ver­rie­gelt, bis ich direkt vor mei­nem Haus auf der Stra­ße aus­ge­setzt wur­de. Mit quiet­schen­den Rei­fen ent­fern­te sich dann das Auto auf schnells­tem Weg in den Nach­bar­be­zirk. Für die Opfer­be­reit­schaft, in so einem ver­ru­fe­nen Stadt­teil zu woh­nen, wur­de man noch in den Nuller­jah­ren mit einer nied­ri­gen Mie­te belohnt. Zeit­wei­se mie­te­te ich sogar zwei Woh­nun­gen direkt neben­ein­an­der, ein­fach weil sie sonst leer­ge­stan­den hätten.

Heute ist der Wedding angesagt

Nun, das ist bekannt­lich heu­te anders. Vor allem bei Nicht-Ber­li­nern und jun­gen Men­schen leuch­ten die Augen, wenn es um den Wed­ding geht. Eine hohe Mie­te in die­sem Stadt­teil – dazu ist man nicht nur bereit, man hat auch kei­ne Wahl, nein zu sagen, wenn man über­haupt eine Woh­nung in Innen­stadt­nä­he fin­det. Dafür ist die Bewoh­ner­schaft im Wed­ding gar nicht mehr so anders als in Kreuz­berg oder Schö­ne­berg. Muss­te man frü­her, wenn man sich nicht mit einer Eck­knei­pe zufrie­den gege­ben hat, in ande­re Tei­le Ber­lins aus­wei­chen, um aus­zu­ge­hen, braucht man den Wed­ding heu­te nicht mehr zu ver­las­sen, so groß ist das gas­tro­no­mi­sche und kul­tu­rel­le Ange­bot inzwischen. 

Vor 20 Jah­ren war das Leben im Wed­ding noch ein Geheim­tipp. Hier konn­te man sei­ne Ruhe haben, war wei­test­ge­hend von urba­nen Trends ver­schont und hat­te die meis­ten Parks und den Plöt­zen­see für sich allein. Ganz anders heu­te: Mitt­ler­wei­le fra­gen mich Bekann­te, ob sie mich mal im Wed­ding tref­fen kön­nen, schließ­lich wol­len sie auch ein­mal aus Pan­kow raus und was Auf­re­gen­des erle­ben. Vom Außen­sei­ter zum Aus­geh­be­zirk: Wer hät­te gedacht, dass das mal aus unse­rem Wed­ding wer­den würde? 

Joachim Faust

hat 2011 den Blog gegründet. Heute leitet er das Projekt Weddingweiser. Mag die Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen gleichermaßen.

16 Comments Leave a Reply

  1. Die soge­nann­te Fried­rich Ebert Ebert Sied­lung gehört heu­te Miet­spe­ku­lan­ten. Gegen den Ver­kauf die­ser der ehe­ma­li­gen Gag­fah gehö­ri­gen Woh­nun­gen hat nie­mand Ein­wän­de erho­ben. Die Name Fried­rich Ebert wird heu­te miss­braucht. Zudem redet man über den Ver­kauf der GSW Woh­nun­gen im afri­ka­ni­schen Vier­tel nicht mehr, war­um auch. Grü­ne Poli­tik lässt grüßen.

  2. Ich lebe seit 1968 im Wed­ding und war froh in einem uncoo­len Stadt­teil zu leben. Mei­ne Mie­te war trag­bar ich hat­te den Hum­bold­hain, mein Fami­li­en­frei­zeit­heim Doh­na­ge­stell als Arbeits­stät­te. Es war eine tol­le Ein­rich­tung für Fami­li­en. Es wur­den güns­ti­ge Rei­sen nach Trin­gen­stein ins Feri­en­la­ger für Fami­li­en orga­ni­siert. Jugend Frei­zeit­hei­me waren für alle da. War­um wur­de alles ein­ge­spart? Das Schwimm­bad konn­te man sich als Fami­lie noch leis­ten. War­um ist dafür kein Geld mehr da? War­um wur­den Bezirks­ei­ge­ne Wohn­häu­ser ver­kauft????? Der Wed­ding hat­te eini­ges für Fami­li­en orga­ni­siert und das Leben war ok im Wedding.

  3. Habe seit 2012 eine schö­ne Woh­nung im Wed­ding. Aber wenn ich raus­tre­te, ist Ghetto!
    Trotz­dem mag ich nicht in „tote“ Vier­tel wei­ter drau­ßen umzie­hen und die „leben­di­gen“ kann ich mir nicht leisten.
    Habe eine Hass-Lie­be zum Wed­ding entwickelt…

  4. Hier haben wir einen Kom­men­tar nicht frei­ge­ge­ben. Wir bit­ten auf unse­rem Blog um einen respekt­vol­len Umgang und so viel Tole­ranz gegen­über ande­ren wie ihr selbst auch gern hät­tet. Sach­li­che Kom­men­ta­re, die weder uns noch ande­re Lese­rin­nen und Leser angrei­fen, nicht aus­gren­zend, ras­sis­tisch oder irgend­wie anders unan­stän­dig sind, wer­den stets ver­öf­fent­licht – auch, wenn wir die Mei­nung nicht tei­len. Kurz: Sagt, was ihr wollt, aber sagt es vernünftig!

  5. Ich ver­ste­he den Titel nicht. Wes­halb „bloß schnell weg hier“, wenn der Wed­ding doch angeb­lich so ange­sagt ist? Dass man sich für eine Adres­se im Wed­ding schäm­te, habe ich noch nie gehört. Woh­ne schon seit über 30 Jah­ren hier.

  6. Tja.ich bin ein Ruck­sack Berliner😉zugezogen 😄woh­ne mitt­ler­wei­le gute 30jahre im Wed­ding am Naue­ner Platz. Fand die Auf­re­gung damals um den Wed­ding komisch und er hat sich zum posi­ti­ven ent­wi­ckelt. Mul­ti kul­ti ebend 👍toll👍aber wie sich das alles momen­tan ent­wi­ckelt fin­de ich och nicht so toll in unse­rem Kiez.bekomme och Angst.aber trotz City Nähe hof­fe ich das es lebens­froh und auch lebens­wert wird und och bleibt. Obwohl ich auch weiß das es nicht ein­fach wird mit den unschö­nen Sachen im Kiez umzu­ge­hen 😉trotz­dem is der Wed­ding mei­ne zuhau­se ☺️

  7. Bin im Wed­ding gebo­ren und zur Schu­le gegan­gen. Aber ich möch­te da noch nicht mal mehr Tot über’n Zaun hän­gen. Aber da gibt es noch mehr Bezir­ke. Was ist nur aus unse­rem schö­nen Ber­lin geworden??

  8. Ich schüt­tel den Kopf mit! Der Arti­kel soll­te wohl Ein­gangs span­nend sein, mit der Schil­de­rung zu Bronx ähn­li­chen Zustän­den in den 0er Jah­ren. Genau das Gegen­teil war schon in den 80gern der Fall und ich darf das sagen, da ich seit 38 Jah­ren hier im Brüs­se­ler Kiez sowie direkt am Leo woh­ne. Frü­her haben wir noch Stra­ßen­fes­te mit den Nach­barn orga­ni­siert und nie­mand muss­te Angst haben. Stellt euch heu­te mal am Leo an eine Bus­hal­te­stel­le, nach 10 Minu­ten hast du 3 bet­telnd Dro­gen­süch­ti­ge am Hals. Was ist da cool, wenn man nicht gera­de mit dem Tou­ri-Taxi zur Loka­ti­on gefah­ren wird!? Viva 65!

  9. Der wed­ding Bezirk is so kri­mi­nell gewor­den ich kann wenn es dun­kel wird nicht mehr raus gehen. Ich bin hier gebo­ren und zur Schu­le gegan­gen ich weiß von was ich schrei­be also ab see­stras­se bis S‑Bahn wed­ding ich könn­te es noch wei­ter ausweiten.

  10. Bit­te wie???? Abends am Gesund­brun­nen-Cen­ter. Nicht gera­de erstre­bens-und erle­bens­wert. Leo­pold­platz mit den Süch­ti­gen und den Obdach­lo­sen???? Nö, ick will weg hier, obwohl ick in der Schil­ler­park-Sied­lung woh­ne, wo et noch jeht. Aba wie lan­ge noch. ?

  11. Ich woh­ne seit 2003 in der Max­stras­se bin aus Weis­sen­see her­ge­zo­gen da ich eine Woh­nung mit Gas­hei­zung bekom­men habe statt Kohleofen…..ja es war dort anders aber auch sehr abge­schie­den vom wirk­li­chen Leben in Ber­lin. Der Wed­ding hieß für mich immer ….bloß nicht…..jetzt aber lebe ich gut 👍 und noch immer sehr güns­tig in einer mitt­ler­wei­le 2 Zim­mer Woh­nung. Der Wed­ding war und ist halt als Arbei­ter­vier­tel bekannt gewe­sen und das ist er bis heu­te geblie­ben. Man­che Ent­wick­lun­gen machen auch mit zu schaffen..ja….aber es sind immer noch Men­schen über die wir hier rund um den Leo­pold­platz spre­chen. Trau­rig ist das Kar­stadt jetzt dicht macht …..es ist bunt , lus­tig, Mul­ti­kul­ti, aber auch anstren­gend und trotz­dem mag ich es hier zu leben 😃🌲

  12. Hal­lo zusammen
    tja der gute alte Wed­ding … da ist immer was los
    so wie heu­te vor­mit­tag gegen 11Uhr…. vor­ne am Kiosk Afrikanische/Swakopmunder – da wohnt jemand der nicht ganz rund läüft, aber harm­los ist… eben noch im Kiosk hat er sich einen Kaf­fee geholt und ab nach Hau­se… kur­ze Zeit spä­ter kommt er wie­der raus , split­ter­fa­ser nackt ohne Schu­he quer über die Stra­ße in Rich­tung Kurt-Sch.-Platz … 5min spä­ter 3 Poli­zei­wa­gen hin­ter her
    in die­sem Sinne
    PS: ja lei­der kann ich dem Autor zum 1.und 2.Abschnitt nicht zustim­men ent­we­der hat er die fal­schen Freun­de gehabt oder er hat sich da was zusam­men­ge­reimt…. jeden­falls seltsam !!!

  13. Als Ur-Wed­din­ger kann ich nur mit dem Kopf über den Arti­kel schüt­teln. Das kann nur aus der Feder eines Zuge­zo­ge­nen stam­men. Beschämt hat mich der Wed­ding noch nie. Er war schon immer cool. Das ihn jetzt alle cool fin­den, ist eher uncool. 65 für immer!

  14. Ich bin als jun­ger Mensch in den Wed­ding gezo­gen. Eigent­lich komm ich aus Char­lot­ten­burg. Aber mit zwei Azu­bi-Gehäl­tern haben ich und mein Freund nichts ande­res bekommen.
    Ich hat­te auch mei­ne Vor­ur­tei­le dem Wed­ding gegen­über, sowie jeder, dem ich berich­te­te, wo ich hin zie­he. „Da wür­de ich ja nie­mals hin­zie­hen“, kam dann oft. Nun man­che Vor­ur­tei­le stim­men, aber der Wed­ding ist auch wun­der­bar grün, mit vie­len guten Fahr­rad­we­gen, und tol­len gemein­schaft­li­chen Pro­jek­ten (Super­coop). Ich bereue es nicht hier her­ge­zo­gen zu sein.

  15. Bin jetzt aus Wed­ding weg­ge­zo­gen – ins Zehlen­dorf – ins Alters­heim- und ja ich genies­se das Leben hier aber ver­mis­se auch stark die Quier­lig­keit im Brun­nen­vier­tel, die vie­len jun­ge Leu­te aus sonst­wo, die enga­gier­ten Men­schen in den sozia­len­Be­ru­fen, und ich habe dort nie Angst gehabt – auch nicht in der Dun­kel­heit, habe mich nur ewig und immer über den Dreck auf­ge­regt und habe am Vin­eta­platz dage­gen gekämpft..ach lass uns den Wed­ding so wie er ist!

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