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Max-Josef-Metzger-Platz: Umgestaltung als Chance

28. Mai 2015
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Am kom­men­den Sams­tag den 30. Mai wird um 11:00 Uhr zu einer Bege­hung des Max-Josef-Metz­ger-Plat­zes ein­ge­la­den. Den Anlass bil­det die bevor­ste­hen­de Umge­stal­tung der Grün­an­la­ge. Mit einer Umfra­ge haben wir den Hand­lungs­be­darf zu ermit­teln ver­sucht. Es stellt sich die Fra­ge, ob die­se Neu­ge­stal­tung nicht auch zu einer Neu­be­wer­tung und Neu­ord­nung der Erin­ne­rungs­kul­tur im Wed­ding oder zumin­dest der Mül­lerstra­ße genutzt wer­den kann. Immer­hin kommt ein Groß­teil des im Gebiet zur­zeit ver­bau­ten Gel­des aus dem Städ­te­bau­li­chen Denk­mal­schutz. Vor allem wur­de an Orten wie dem Leo­pold- und dem Rat­haus­vor­platz eine Beschäf­ti­gung mit der Geschich­te zunächst ein­mal zurückgestellt.

Gedenkstein Metzger
Denk­mal für Max Josef Metzger

Dass eine Aus­ein­an­der­set­zung mit his­to­ri­schen Zusam­men­hän­gen sinn­voll sein kann, zeigt sich schon allei­ne an dem der­zei­ti­gen Namen des Plat­zes. Denn die Umbe­nen­nung einer nahe­ge­le­ge­nen Stra­ße nach Metz­ger – einem Geist­li­chen, der für sei­nen Ein­satz für den Frie­den von den Natio­nal­so­zia­lis­ten ermor­det wur­de – schei­ter­te in den 1990er Jah­ren auf Grund von Bür­ger­pro­tes­ten. So erin­nert heu­te die schlich­te Grün­flä­che an ihn.

Bei dem schräg aus dem Boden her­aus­wach­sen­den unbe­ar­bei­te­ten Natur­stein­stab, der an den Ermor­de­ten erin­nern soll – wenn auch die Inschrift nicht gut zu lesen ist – han­delt es sich durch­aus um ein geglück­tes Erin­ne­rungs­zei­chen. Die­ser umge­stürz­te Stein drückt das Schei­tern eins unbeug­sa­men Men­schen aus. Das etwas unschein­ba­re Denk­mal kann aber auch als der Unter­gang eines poli­ti­schen Sys­tems gele­sen wer­den, das über die Ver­wen­dung von Natur­stein in der Archi­tek­tur sei­nen Ewig­keits­an­spruch zum Aus­druck brin­gen wollte.

Eine Frage der Ausrichtung

Trümmersäule Metzger Platz
Trüm­mer­säu­le« von Ger­hard Schult­ze-See­hof 1954

Kri­ti­scher zu bewer­ten ist die Ste­le aus Trüm­mer­schutt des Künst­lers Ger­hard Schult­ze-See­hof aus dem Jah­re 1954, die nicht ganz so tref­fend bis heu­te als eine Erin­ne­rung an den Wie­der­auf­bau und die Trüm­mer­frau­en inter­pre­tiert wird. Es geht um die Abfol­ge Skla­ve­rei, Zer­stö­rung, Wie­der­auf­bau und Demo­kra­tie. Das sind zumin­dest die Begrif­fe, die dem bild­li­chen Dar­stel­lung der Säu­le zuge­ord­net sind. Man muss wis­sen, dass damals das poli­ti­sche Sys­tem der DDR und das der Natio­nal­so­zia­lis­ten mit dem Begriff Skla­ve­rei gleich­ge­setzt wur­den. Inter­es­sant ist vor allem auch die Aus­rich­tung des Denk­ma­les, das sich weder aus den Stra­ßen­füh­run­gen noch an den Him­mels­rich­tun­gen ori­en­tiert, son­dern sich aus geo­gra­phi­schen Bezugs­punk­ten ergibt. So weist die Skla­ve­rei in der Ver­län­ge­rung nach Hen­nigs­dorf, einem Stahl­werks­stand­ort der DDR, des­sen Arbei­ter 1953 über die in West-Ber­lin lie­gen­de Mül­lerstra­ße in Rich­tung „Ost-Ber­lin“ zogen , um dort gegen ihre Regie­rung zu demons­trie­ren. Die Sei­te mit der Dar­stel­lung der Zer­stö­rung ist in die Rich­tung der his­to­ri­schen Mit­te Ber­lins, maß­geb­lich auf das poli­ti­sche Zen­trum der dama­li­gen DDR aus­ge­rich­tet. Die Sei­te, die den Auf­bau dar­stellt, weist treff­si­cher in die Wed­din­ger Kieze. Das Reli­ef Demo­kra­tie zeigt in Rich­tung des Grund­stü­ckes, auf dem 1960–1962 das Kurt-Schu­ma­cher-Haus – das Gebäu­de der West-Ber­li­ner Lan­des SPD – errich­tet wurde.

Werbe-Deal für Stadtinfo

Werbetafel Müllerstr Brüsseler Str
Wer­be­trä­ger der Wall AG Müllerstraße/Brüsseler Straße

Es gibt Men­schen, die betrach­ten Wer­be­trä­ger als ästhe­ti­sche Umwelt­ver­schmut­zung, die Mül­lerstra­ße ver­fügt über sie­ben neue Lit­faß­säu­len und acht Tafeln auf Geh­we­gen und dem Mit­tel­strei­fen. Bei der Geneh­mi­gung der größ­ten die­ser Gewinn brin­gen­den Bild­flä­chen bewies das zustän­di­ge Amt beson­de­re Sen­si­bi­li­tät, denn die Tafel ver­deckt die ohne­hin kaum zu sehen­de unter Denk­mal­schutz ste­hen­den Dan­kes­kir­che am Wed­ding­platz. Die Grund­la­ge für die Aus­stel­lung die­ser „Stadt­mö­bel“ bil­den soge­nann­te Toi­let­ten­ver­trä­ge. Nach die­sen darf die Fir­ma Wall Wer­be­trä­ger im öffent­li­chen Stra­ßen­land errich­ten. Zum Aus­gleich über­nimmt sie die Auf­stel­lung, War­tung und Pfle­ge von öffent­li­chen Bedürfnisanstalten.

Werbetafel Werbung Dankeskirche Weddingplatz
Wer­be­trä­ger der Wall AG Weddingplatz

Wür­de sich die Mül­lerstra­ße auf den Weg machen, ihre in der Zeit des Kal­ten Krie­ges gepräg­te Geschichts­land­schaft zu über­den­ken, so ist Blick nach Prenz­lau­er Berg sinn­voll. Unse­re Nach­barn haben es geschafft, his­to­ri­sche Infor­ma­tio­nen kos­ten­güns­tig in den Stadt­raum zu brin­gen. Dazu schloss man mit der Fima Wall einen Ver­trag. Wenn das Bezirks­amt die Text­fah­nen (auf Papier) lie­fert, stellt Wall dafür moder­ne beleuch­te­te Schau­käs­ten zur Ver­fü­gung. In Prenz­lau­er Berg gibt es nun Infor­ma­tio­nen zur Stadt­ge­schich­te ver­bun­den mit Ori­en­tie­rungs­plä­nen und das Gan­ze selbst­ver­ständ­lich in zwei­spra­chi­gen Tex­ten. Lässt sich das nicht auch im Wed­ding umset­zen? Viel­leicht ist das ja ein The­ma, über das auf der Bege­hung am kom­men­den Sams­tag gespro­chen wer­den kann.

Autor/Fotos: Eber­hard Elfert

Bege­hung: 30. Mai, 11.00 Uhr,

Treff­punkt auf der gro­ßen Wie­se des Max-Josef-Metzger-Platzes

Gastautor

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