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Neueröffnung an der Mauergedenkstätte:
Ganz andere Zeiten im Mauercafé

17. März 2023
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Am äußers­ten Rand des Stadt­teils, direkt an der Gedenk­stät­te Ber­li­ner Mau­er im Brun­nen­vier­tel ist das Mau­er­ca­fé kom­plett umge­krem­pelt wor­den. Mit neu­er Gestal­tung und neu­er Kar­te ver­sucht das beson­de­re Café den Anschluss an die rasant gewach­se­nen Kon­kur­renz am Nord­bahn­hof zu schaf­fen. Nach Umbau und Neu­kon­zep­ti­on läuft es seit einer Woche im öffent­li­chen Pro­be­be­trieb. Am Don­ners­tag (23.3.) eröff­net es dann ganz offi­zi­ell neu.

Blick ins Mauercafé. Foto: Hensel
Blick ins Mau­er­ca­fé. Foto: Hensel

Die Gegend um den Nord­bahn­hof war vor noch nicht so lan­ger Zeit eine trost­lo­se Bra­che, aus der der Ein­gang zum Bahn­hof ein­sam her­aus­rag­te. Inzwi­schen hat sich die Ecke kom­plett gewan­delt. Es gibt rie­si­ge Büro­bau­ten der Deut­schen Bahn, schi­cke urba­ne Woh­nun­gen mit Blick auf den Platz, einen Cof­fee Shop, einen Bio-Super­markt, regel­mä­ßig Markt­trei­ben und schräg gegen­über befin­det sich das Besu­cher­zen­trum der Gedenk­stät­te Ber­li­ner Mau­er. Die­se befin­det sich ganz knapp im Wed­ding, wobei die ande­ren beschrie­be­nen Ein­rich­tun­gen Mit­te sind. Neben dem rost­far­be­nen Besu­cher­zen­trum ist, etwas zurück­ge­setzt von der Stra­ße, hin­ter gro­ßen oran­ge­nen Son­nen­schir­men das Mau­er­ca­fé. Das Café ver­bin­det zwei sehr ver­schie­de­ne Wel­ten – und damit ist nicht Wed­ding und Mit­te gemeint. Und es will mit­hal­ten mit den neu­en Gege­ben­hei­ten am Nordbahnhof. 

Unterm Dach eines sozialen Unternehmens

Das Mau­er­ca­fé gibt es schon seit sie­ben Jah­ren. Doch das gan­ze Kon­zept war aus einer ande­ren Zeit. „Wir haben gemerkt, dass wir unglaub­lich alt­ba­cken gewe­sen sind. Es war uns aber wich­tig, die Arbeits­plät­ze hier zu sichern, also woll­ten wir attrak­ti­ver wer­den“, sagt Simon Schau­dienst. Er ist bei der Lobe­tal Inklu­si­ons­be­trie­be gGmbH für Gas­tro­no­mie zustän­dig. Das Unter­neh­men gehört zur Hoff­nungs­ta­ler Stif­tung Lobe­tal. Die­se betreibt unter ande­rem das Mau­er­ca­fé, das Hotel Grenz­fall, das Gäs­te­haus Laza­rus und ein Bis­tro gleich um die Ecke. „Wir sind ein Inklu­si­ons­be­trieb, aber wir wol­len das nicht an die gro­ße Glo­cke hän­gen“, erklärt Simon Schau­dienst. Denn für die Gäs­te soll das kei­ne Rol­le spie­len, ob die Men­schen, die sie bedie­nen, eine Behin­de­rung haben oder nicht. Und so ist es auch: man kommt beim Besuch gar nicht drauf, dass man in einem Inklu­si­ons­be­trieb Kaf­fee trin­ken könnte.

Auch diese Glasmahlzeiten gibt es zum Mitnehmen. Foto: Hensel
Auch die­se Glas­mahl­zei­ten gibt es zum Mit­neh­men. Foto: Hensel

Kaffee, Kuchen, Currywurst im Weckglas

Und es stimmt: das Mau­er­ca­fé ist ein ganz nor­ma­les Café. Es gibt Espres­so, Cap­puc­ci­no, Lat­te Mac­chia­to, hei­ße Scho­ko­la­de und Lüt­ti­cher Waf­feln ganz wie im Cof­fee Shop schräg gegen­über. Ange­bo­ten wer­den auch ver­schie­de­ne Tor­ten und herz­haf­te Snacks wie Flamm­ku­chen. Limo­na­den war­ten in den gro­ßen Kühl­schrän­ken, am Tre­sen gibt es vege­ta­ri­sche und vega­ne Anti­pas­ti im Weck­glas. Wer möch­te, kann ver­schie­de­ne soge­nann­te Glas­mahl­zei­ten für Zuhau­se mit­neh­men: Cur­ry­wurst, Sol­jan­ka, Rote-Lin­sen-Sup­pe. Etwas unge­wöhn­lich für ein Café ist jedoch, dass es in der Aus­la­ge Joghurt­be­cher gibt. Die­ser ist aus eige­ner Pro­duk­ti­on und abso­lut regio­nal: Es ist Lobe­ta­ler Joghurt, her­ge­stellt in der eige­nen Bio-Mol­ke­rei im bran­den­bur­gi­schen Bie­sen­thal. Auch die Prei­se sind etwa so wie im Cof­fee Shop am Nord­bahn­hof, viel­leicht noch einen klei­nen Tick niedriger.

Die Reno­vie­rung ist gelun­gen. Die Kun­den erwar­tet ein hel­les und schö­nes Café mit gemüt­li­chen Sitz­bän­ken und klei­nen Tischen, auf denen fri­sche Blu­men ste­hen. Am Tre­sen domi­niert hel­les Holz, vie­le Kugel­lam­pen geben an trü­be­ren Tagen Licht in den Raum. Das Mau­er­the­ma ist natür­lich auch in die Gestal­tung ein­ge­flos­sen: an einer Wand ist ein sti­li­sier­tes Mau­er­seg­ment zu sehen, bunt bemalt und vis a vis zur ech­ten Ber­li­ner Mau­er, die durch die gro­ßen Fens­ter zu sehen ist. Das wirkt stim­mig und ansprechend.

Für Touristen, Nachbarn und Senioren

Bei den Café­gäs­ten wer­den sich indes zwei sehr ver­schie­de­ne Wel­ten ver­bin­den. „Die Tou­ris­ten von der Mau­er sind eine essen­ti­el­le Grup­pe, aber auch Gäs­te aus dem Haus Laza­rus“, beschreibt es Simon Schau­dienst. Einer­seits rich­tet sich das Mau­er­ca­fé also an die Ber­lin-Tou­ris­ten. Für sie gibt es auch Post­kar­ten und eine Regal mit Ber­lin- und Ber­li­ner Mau­er-Sou­ve­nirs. Ande­rer­seits sind auch die Men­schen aus dem Haus Laza­rus, einem Pfle­ge­wohn­heim, die Ziel­grup­pe. Sie kön­nen, sobald es die Coro­na-Regeln (vorraus­sicht­lich ab 1. April) zulas­sen, direkt durch den Hin­ter­ein­gang durch das schö­ne Atri­um kom­men, das direkt ans Mau­er­ca­fé anschließt. Für sie gibt es einen klei­nen, leicht abge­trenn­ten Bereich, im dem bei Bedarf auch Trau­er­fei­ern oder ande­re Fei­er­lich­kei­ten statt­fin­den kön­nen. Im Som­mer kön­nen sich bei­de Grup­pen auch unter den gro­ßen Schir­men im Außen­be­reich des Cafés begeg­nen. Und wer aus der Nach­bar­schaft kommt, egal ob aus dem Wed­ding oder aus Mit­te, ist natür­lich eben­so ein­ge­la­den, das Mau­er­ca­fé auszuprobieren.

Mau­er­ca­fé, Ber­nau­er Stra­ße 117, täg­lich von 10 bis 18 Uhr geöffnet

Kaffee und Kuchen im Mauercafé. Foto: Hensel
Kaf­fee und Kuchen im Mau­er­ca­fé. Foto: Hensel

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

5 Comments

  1. Guten Mor­gen
    irgend­wann in der Ver­gan­gen­heit hat­te es geschüt­tet…. aber so rich­tig hef­tig aus Eimern – ich war zwar schon klitsch­nass, aber ich war zufrie­den als ich von wei­tem die roten Son­nen­schir­me sah und mich unter­stel­len konn­te bis der Regen auf­ge­hört hat…
    ent­spann­tes Wochenende

    • Das sind wirk­lich sehr gro­ße Schir­me! Prak­tisch, wenn es reg­net oder wenn die Son­ne brennt. Und jetzt gibt es noch vega­nes Anti­pas­ti und Cur­ry­wurst im Glas für die Wartezeit. 😉

      • Cur­ry­wurst im Glas.… nee Dan­ke .… Anti­pas­ti ist mari­nier­tes Gemü­se, also vege­ta­risch – was ist nun vega­nes Anti­pas­ti ? … per­sön­lich hal­te ich von vega­ner Ernäh­rung nichts . Ist für mich eher so eine Modeerscheinung

        • Was vega­nes Anti­pas­ti ist, weiß ich auch nicht. Optisch hat es sich nicht vom vege­ta­ri­schen Anti­pas­ti unter­schie­den. Ich habe es nur erwähnt, weil ich fin­de, die Auf­nah­me ins Ange­bot ist ein wei­te­res Zei­chen dafür, dass das Mau­er­ca­fé jetzt ver­sucht, mit der Mode zu gehen.

          Apro­pos Mode: Der Text ist heu­te mal nicht gegen­dert. Es lebe die Abwechslung! 😉

          • Der Text ist heu­te mal nicht gegendert :)))

            noch so eine Mode­er­schei­nung , die offen­sicht­lich immer mehr Men­schen zu ner­ven scheint… also wei­ter so Frau Hensel !! :))

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