Mastodon

Zu Gast bei einem besonderen Kochabend:
Servus us de Kisch: Lolas Dinner-Abend

8. November 2023

Der Din­ner-Abend von „Lola kocht“ fängt mit eini­gen hand­fes­ten Wider­sprü­chen an. Zunächst ist Lola ein Mann. Mit aktu­el­len Gen­der­de­bat­ten hat das aber nichts zu tun. Björn Gens­ler aus dem Bad­stra­ßen­kiez hat sein Koch­pro­jekt nach sei­ner Toch­ter benannt. Beim Koch­abend am 22. Okto­ber stell­te das Mäd­chen vor den zehn Essens­gäs­ten ste­hend aber sogleich fest: „Ich will aber nicht kochen!“ Muss sie auch nicht, denn der Papa kocht wirk­lich gut und gern.

Björn in der Küche. Bevor er die Suppe serviert, prostet der der Fotografin noch Mal zu. Foto: Hensel
Björn in der Küche. Bevor er die Sup­pe ser­viert, pros­tet er der Foto­gra­fin noch mal zu. Foto: Hensel

Der Koch­abend hat im Okto­ber zum drit­ten Mal statt­ge­fun­den. Das Prin­zip ist bei allen Ter­mi­nen gleich: Björn kocht für maxi­mal 20 Per­so­nen sie­ben vege­ta­ri­sche Gän­ge, dazu gibt es Wein. Die Gäs­te sit­zen an gro­ßen Tischen neben­ein­an­der, fol­gen der Aro­ma­tour des Kochs Gang für Gang und kom­men mit­ein­an­der ins Gespräch. Der Koch­abend von „Lola kocht“ ist ein sehr fami­liä­res Erleb­nis. Es ist ange­sie­delt irgend­wo zwi­schen Fami­li­en­tref­fen, WG-Par­ty und einem die­ser exklu­si­ven Ver­an­stal­tun­gen, bei dem ein pro­fes­sio­nel­ler Koch gebucht wird, um in einer pri­va­ten Woh­nung ein Din­ner zu zaubern.

Vom Wedding in den Prenzlauer Berg – und zurück

Doch kom­men wir zum zwei­ten Wider­spruch. „Ich find Wed­ding cool. Hier im Kiez gemein­sam essen und sich ken­nen­ler­nen, das ist toll“, sagt Björn Gens­ler. Der Koch­abend im Okto­ber fand aber gar nicht im Wed­ding statt. Das bezeich­net der Gast­ge­ber des Abends als eine Über­gangs­lö­sung. Zwar fan­den die ers­ten bei­den Koch­aben­de im Café 3zehn in der Grün­ta­ler Stra­ße statt. Doch der drit­te, hier beschrie­be­ne, Abend war in einem Event-Space der Betrei­ber des Wed­din­ger Cafés im Prenz­lau­er Berg ange­sie­delt. Für Björn ist klar, wohin das füh­ren soll: „Ziel war es, im Wed­ding zu sein. Ziel ist jetzt, wie­der in den Wed­ding zurück­zu­ge­hen“. Erst hat­te Björn die Idee, mit einem Food­truck in sei­nen Kiez zurück­zu­keh­ren, jetzt denkt er eher an ein eige­nes Restaurant.

Wie die Gäs­te des Koch­abends erfah­ren, war Björn bis vor kur­zem Geschäfts­füh­rer eine Fir­ma in der Schweiz. Nun hat er das ewi­ge Pen­deln gegen einen kur­zen Gang die Küche getauscht. „Ich bin Koch aus Lei­den­schaft, kein gelern­ter Koch“, sagt er. „Ich kre­den­ze Gerich­te, die uns als Fami­lie schon oft geschmeckt und begeis­tert haben“. Alles, so betont er bevor er wie­der in der Küche ver­schwin­det, sei selbst­ge­macht: das Humus, das Sau­er­teig­brot, das Din­kel­ba­guette, die Dips und alle ande­ren Spei­sen auch, die auf den Tisch kommen.

Süppelsche und Grumbeere mit Zwiwwel

Beim Koch­abend im Okto­ber konn­ten die Gäs­te der Spei­sen­fol­ge auf einer Kar­te mit­le­sen, sich auf den nächs­ten Gang freu­en. Alle Gerich­te sind dar­auf auch in hes­si­schem Dia­lekt beschrie­ben wor­den, der ursprüng­li­chen Hei­mat von Björn Gens­ler. So gab es Ser­vus us de Kisch: drei lecke­re Dips mit fri­schem Brot als Gruß aus der Küche. Danach folg­te ein Süp­pel­sche, eine Kür­bis­sup­pe mit Oran­ge und Safran. Fei­j­ge uff Salat kam auf den Tel­ler (gegrill­te Fei­gen mit Shaoxing-Dres­sing), anschlie­ßend lie­ßen sich die zehn Essens­gäs­te Grum­bee­re mit Zwiw­wel schme­cken (Gnoc­chi mit Sumach-Zwie­beln). Der nächs­te Gang war Ruse­kohl mit Woid­rau­be bezie­hungs­wei­se süß­saurer Rosen­kohl mit Maro­nen und Wein­trau­ben, gefolgt von Wid­der Gemies (Auber­gi­nen mit Cur­ry-Joghurt). Zum Abschluss gab es Noch­tisch: Rote-Bete-Kuchen mit einer sehr lecke­ren Creme. Zu den ein­zel­nen Gän­gen füll­te eine Wein­be­glei­tung die Gläser.

Sie­ben Gän­ge – das macht wirk­lich satt und die ver­schie­de­nen Aro­men, die Björn kom­bi­nier­te, mach­ten die Gäs­te zufrie­den. Über den gro­ßen Tisch hin­weg wur­de freu­dig geplau­dert, man lern­te sich ken­nen. Und so stell­te sich her­aus, dass die meis­ten Men­schen am Tisch aus dem Wed­ding in den Prenz­lau­er Berg gekom­men waren, um sich von dem Wed­din­ger beko­chen zu las­sen. Auf der Rück­sei­te der Spei­se­kar­te konn­te Lob und Kri­tik hin­ter­las­sen wer­den. Ganz am Ende wur­de um die Beant­wor­tung der Fra­ge gebe­ten: Kommst­de noch emol wid­der? Mög­li­che Ant­wor­ten waren „klaa“ und „hör uff damit“. Es steht zu ver­mu­ten, dass die meis­ten die ers­te Ant­wort­mög­lich­keit ange­kreuzt haben. Und viel­leicht gibt es dann auch ein Wie­der­se­hen mit der ech­ten Lola, die gar nicht kocht, aber sicher­lich gern kos­tet, was der Papa für sei­ne Essens­gäs­te kocht.

Die nächsten Termine

Food­truck oder eige­nes Restau­rant im Wed­ding? Das ist noch nicht klar. Aber wei­te­re Din­ner-Aben­de von „lola kocht“ soll es auf jeden Fall geben. Der nächs­te fin­det am 19. Novem­ber in der Kiez­kü­che in der Rhi­nower Stra­ße 5 statt. Aller­dings ist das Din­ner bereits kom­plett aus­ge­bucht. Auch im nächs­ten Jahr soll es wie­der Ter­mi­ne geben, dann aber wahr­schein­lich wie­der im Wed­ding. Wer dar­über mehr erfah­ren möch­te, kann Björn über sei­nen Insta­gram-Kanal www.instagram.com/lola_kocht err­rei­chen. Eine Web­sei­te ist in Arbeit, der Link wird hier nach Fer­tig­stel­lung ergänzt.

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

MastodonWeddingweiser auf Mastodon
@[email protected]

Wedding, der Newsletter. 1 x pro Woche



Unterstützen

nachoben

Auch interessant?