Update zu den Problemen der Vagabund-Brauerei. Die bezirklichen Ämter haben den dritten Nachtrag zum Bauantrag genehmigt. Damit ist der Umbau des alten Kesselhauses in den Osram-Höfen abgenommen und bestätigt. “Wir rechnen nun damit, auch die Schankerlaubnis für die Innenräume zu erhalten”, sagte uns Stephane Hoffmann von der Brauerei vor ein paar Tagen. Vorangegangen war, dass das Bezirksamt einige Bauarbeiten zunächst nicht genehmigt hatte. Zwei unerlaubt abgerissene Wände im Erdgeschoss hatten für Ärger gesorgt.
Mit der Genehmigung, die nun erteilt wurde, endet für die Vagabund-Brauerei eine Zitterpartie. Es stand viel auf dem Spiel. Die Vagabunden konnten wegen der fehlenden Genehmigung den Betrieb an ihrem zweiten Standort im Wedding nicht aufnehmen. Über dem Restaurant befindet sich das Kesselhaus, eine Halle, in der früher für Dampf für die gesamten Osram-Höfe gesorgt wurde. Nun stehen dort große Gärkessel der Vagabund-Brauerei. Zumindest der verhinderte Barbetrieb war im Sommer kein größeres Problem, weil die Brauer auf Außengastronomie ausweichen konnten. Der Umbau in den Osram-Höfen, dem zweiten Standorts der Brauer, hat mehrere Jahre benötigt. Ihr erster Standort befindet sich in der Antwerpener Straße. Dort können die Vagabunden nur in kleinem Maßstab brauen.
Das Denkmalamt hatte den Umbau nicht genehmigt, weil die Brauerei bei der Sanierung unter dem historischen Kesselhaus zwei kleine Wände zu viel abgerissen hatte. „Wir geben zu, einen Fehler gemacht zu haben‟, sagt Stephane Hoffmann von der Kiezbrauerei. Die Wände hatten eine Stärke von wenigen Zentimetern. Stephane Hoffmann sagt, Grund für den Abriss sei gewesen, dass eine der beiden Mauern die Rückwand einer Toilette gewesen sei und deren Abriss habe das Amt zugestimmt. Zuvor habe man stets alle Änderungen immer angezeigt, doch an dieser Stelle sei davon ausgegangen, dass es baulich keine andere Lösung gegeben habe. Man habe Auflagen des Brandschutzes erfüllen müssen.
Das Fachamt sagt, es wäre vor der Zerstörung der Mauern „zumindest eine fachgerechte Dokumentation beauflagt worden‟. Zudem sei es vielleicht doch möglich gewesen, „die Bauteile zu erhalten und zu verstärken oder zu ertüchtigen‟. Auf jeden Fall hätte der Bauherr das Amt vor dem Abriss kontaktieren müssen, nicht erst hinterher.
Dass die Vagabunden mit dem Amt kontinuierlich im Gespräch war, belegen drei Nachträge zum ursprünglichen Bauantrag. „So haben wir entgegen den ersten genehmigten Anträgen in späteren Versionen eine weitere – die dritte – Kohleschütte erhalten‟, sagt Stephane Hoffmann. Er legt Wert darauf, dass ihm die historische Bausubstanz am Herzen liege. Die Brauerei gehe respektvoll mit dem Erbe um. „Durch unsere Nutzung wird die Geschichte des Ortes zugänglich und erlebbar‟, sagt er. Die Vagabund-Brauerei will Führungen ins Kesselhaus anbieten, die riesigen Brautanks und damit das alte Kesselhaus zeigen. Investiert habe das Unternehmen Millionen. Nicht zuletzt wegen der Denkmalauflagen habe man mehr Geld für den Standort aufgewendet als ursprünglich geplant.
Die Baugenehmigung stammt vom 5. Juli 2018. Am 7. August 2019 genehmigte der Bezirk einen ersten Nachtrag, der zweite Nachtrag erlaubte einen temporären Biergarten für die Dauer eines Jahres. Der dritte Nachtrag bezieht sich auf eine veränderte Bauausführung.
Anliegen des Denkmalamtes in diesem Fall ist es, “die ursprüngliche Nutzung als Kesselhaus und die Funktionszusammenhänge im Gebäude weiterhin ablesbar zu lassen” (Pressestelle).
Der Text stammt aus der Weddinger Allgemeinen Zeitung, der gedruckten Zeitung für den Wedding. Geschrieben wurde er von Andrei Schnell. Wir danken dem RAZ-Verlag.
Vagabund Brauerei (Website), Biergarten Oudenarder Str. 16–20, Mo-Fr 16–23, Sa/So 15–23 Uhr
Tap Room, Antwerpener Str. 3, täglich 17–00 Uhr
Unser früherer Beitrag über den Tap Room und Bottle Shop in der Antwerpener Straße