Uns erreichte die Mail einer Leserin, die sich angesichts des Umzugs der Anna-Lindh-Schule fragt, ob die Klassen an den anderen Schulen nicht zu groß werden. Sie gibt zu bedenken, dass die Klassengrößen schon jetzt zu groß sind, um Kindern zu Bildungschancen zu verhelfen. Daher hat sie eine Petition gestartet.
“Ich bin Diplom-Pädagogin, ehemalige Schulsozialarbeiterin einer Brennpunktschule und auch Mutter eines Kindes, das nächstes Jahr eingeschult wird. Ich habe mir fast sämtliche Schulen im Umkreis des Brüsseler Kiezes angeschaut und bin geschockt, was die jetzigen und vor allem die prognostizierten Zustände an den Schulen angeht. In den Klassen ist oftmals eine Klassenstärke von 26 Schüler*innen, teilweise 27 und es wird von manchen Schulleiter*Innen mit einem Anstieg auf eine Stärke von 28 Kindern gerechnet.
Die Eltern werden von den Schulen um Unterstützung gebeten, um Sanierungsarbeiten voranzubringen, indem sie beim Bezirk Druck machen. In einer anderen Schule wird berichtet, dass sie keine Smartboards installieren können, weil die Stromleitungen im Haus das nicht hergeben und auch WLAN sei nicht möglich. Tatsächlich wurde erst im RBB berichtet, dass viele geplante Baumaßnahmen vorerst nicht umgesetzt werden. Dort heißt es: Allein im Bezirk Mitte können laut Bezirksschulstadträtin Stefanie Remlinger “500 Grundschulplätze und 800 Oberschulplätze nicht realisiert werden, weil Ausbaumaßnahmen verschoben werden”.
Durch die Umstände des Umzugs und die Teilschließung der Anna-Lindh-Schule besteht zudem große Unsicherheit. Einige lassen verlauten, dass nächste Jahr keine Erstklässler*innen an der Anna Lindh eingeschult werden, andere gehen fest davon aus. Die Situation verschärft die Lage an den angrenzenden Schulen. Um Horträume wird gebangt und als Elternteil hat man Angst, selbst an der Einzugsschule keinen Schulplatz zu bekommen. Auf die eh knappen Schulplätze bewerben sich nun verständlicherweise noch mehr Kinder. Eine Schule begann ihre Schulführung mit der Aussage, dass sie alleine mehr als doppelt so viele Kinder im Einzugsgebiet haben, wie sie anhand ihrer Schulplatzkapazität unterbringen könnten, ungeachtet der Kinder, die ggf. von der Anna Lindh dazukommen könnten.
Gerade in unserem Kiez ist Schule für viele Kinder der wichtigste Baustein, um Bildung zu erlangen. Kinder haben ein Recht auf Bildung! Was ich hörte, hört sich aber teilweise aufgrund der Rahmenbedingungen eher nach besserer Aufbewahrungsanstalt an. Weder das Kind und seine Bedürfnisse noch bildungswissenschaftliche Erkenntnisse können in Schulen mit solchen Rahmenbedingungen Berücksichtigung finden. Schon jetzt können einige Kinder in der 5. Klasse immer noch nicht lesen und das war noch mit geringeren Klassenfrequenzen und besser ausbildeten Lehrer*innen. In unserem Kiez leben viele Kinder, die in ihren Familien kein Deutsch sprechen und / oder in bildungsfernen Familien oder auch in Armut leben. Gerade diese Kinder brauchen bessere Bedingungen und mehr Unterstützung in Schulen, um einen Bildungserfolg zu erzielen. Ganz abgesehen davon, dass ein Klassenraum für 28 Kinder sehr eng ist, was wiederum Konfliktpotential unter den Schüler*innen fördert.
Autorin: Lena Remesat
Damit verbunden ist die Bitte, eine Petition zu unterzeichnen und bei den zuständigen Stellen nach einer verlässlichen umgehenden Aussage für Eltern und die umliegenden Schulen zu verlangen, wie es nächstes Schuljahr und auch in Zukunft mit Kindern im Einzugsgebiet der Anna-Lindh-Schule aussieht – werden die anderen Schulen sie aufnehmen (müssen)? Wo werden diese beschult? Welche Unterstützung / Kompensation ist für die Schulen vorgesehen bei Aufnahme von mehr Schüler*innen?
Petition: https://chng.it/9CFgxS68sD
Wie seht ihr das? Ist eine Verkleinerung der Klassengrößen realistisch? Sind dem Bezirk angesichts des in kurzer Zeit organisierten Umzugs der Anna-Lindh-Schule (wir berichteten) die Hände gebunden? Wir sind auf Kommentare gespannt.
Unabhängig davon, muss auf Dauer die Klassenstärke berlinweit reduziert werden. Es gibt inzwischen einfach zu viele Kinder die einen besonderen lern und förderbarf haben. Das können wir als Lehrkräfte kaum alleine bewältigen.
Thema Anna-Lindh-Schule: es wird demnächst ein Brandbrief des Kollegiums an die Presse geleitet, zuvor natürlich an die zuständigen Stellen. Dann gibt es für alle nochmal weitere Einblicke in die tägliche „Arbeit“
Die Petition fordert das auch berlinweit!
Also gerne unterzeichnen 😉