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Lernbedingungen an Weddinger Grundschulen:
Lesermeinung: Die Klassen sind zu groß

6. Oktober 2022
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Uns erreich­te die Mail einer Lese­rin, die sich ange­sichts des Umzugs der Anna-Lindh-Schu­le fragt, ob die Klas­sen an den ande­ren Schu­len nicht zu groß wer­den. Sie gibt zu beden­ken, dass die Klas­sen­grö­ßen schon jetzt zu groß sind, um Kin­dern zu Bil­dungs­chan­cen zu ver­hel­fen. Daher hat sie eine Peti­ti­on gestartet. 

Schu­le in der Goten­bur­ger Str. 

“Ich bin Diplom-Päd­ago­gin, ehe­ma­li­ge Schul­so­zi­al­ar­bei­te­rin einer Brenn­punkt­schu­le und auch Mut­ter eines Kin­des, das nächs­tes Jahr ein­ge­schult wird. Ich habe mir fast sämt­li­che Schu­len im Umkreis des Brüs­se­ler Kiezes ange­schaut und bin geschockt, was die jet­zi­gen und vor allem die pro­gnos­ti­zier­ten Zustän­de an den Schu­len angeht. In den Klas­sen ist oft­mals eine Klas­sen­stär­ke von 26 Schüler*innen, teil­wei­se 27 und es wird von man­chen Schulleiter*Innen mit einem Anstieg auf eine Stär­ke von 28 Kin­dern gerechnet.

Die Eltern wer­den von den Schu­len um Unter­stüt­zung gebe­ten, um Sanie­rungs­ar­bei­ten vor­an­zu­brin­gen, indem sie beim Bezirk Druck machen. In einer ande­ren Schu­le wird berich­tet, dass sie kei­ne Smart­boards instal­lie­ren kön­nen, weil die Strom­lei­tun­gen im Haus das nicht her­ge­ben und auch WLAN sei nicht mög­lich. Tat­säch­lich wur­de erst im RBB berich­tet, dass vie­le geplan­te Bau­maß­nah­men vor­erst nicht umge­setzt wer­den. Dort heißt es: Allein im Bezirk Mit­te kön­nen laut Bezirks­schul­stadt­rä­tin Ste­fa­nie Rem­lin­ger “500 Grund­schul­plät­ze und 800 Ober­schul­plät­ze nicht rea­li­siert wer­den, weil Aus­bau­maß­nah­men ver­scho­ben werden”. 

Anna-Lindh-Grundschule. Foto: Andrei Schnell
Anna-Lindh-Grund­schu­le

Durch die Umstän­de des Umzugs und die Teil­schlie­ßung der Anna-Lindh-Schu­le besteht zudem gro­ße Unsi­cher­heit. Eini­ge las­sen ver­lau­ten, dass nächs­te Jahr kei­ne Erstklässler*innen an der Anna Lindh ein­ge­schult wer­den, ande­re gehen fest davon aus. Die Situa­ti­on ver­schärft die Lage an den angren­zen­den Schu­len. Um Hort­räu­me wird gebangt und als Eltern­teil hat man Angst, selbst an der Ein­zugs­schu­le kei­nen Schul­platz zu bekom­men. Auf die eh knap­pen Schul­plät­ze bewer­ben sich nun ver­ständ­li­cher­wei­se noch mehr Kin­der. Eine Schu­le begann ihre Schul­füh­rung mit der Aus­sa­ge, dass sie allei­ne mehr als dop­pelt so vie­le Kin­der im Ein­zugs­ge­biet haben, wie sie anhand ihrer Schul­platz­ka­pa­zi­tät unter­brin­gen könn­ten, unge­ach­tet der Kin­der, die ggf. von der Anna Lindh dazu­kom­men könnten.

Schultüten

Gera­de in unse­rem Kiez ist Schu­le für vie­le Kin­der der wich­tigs­te Bau­stein, um Bil­dung zu erlan­gen. Kin­der haben ein Recht auf Bil­dung! Was ich hör­te, hört sich aber teil­wei­se auf­grund der Rah­men­be­din­gun­gen eher nach bes­se­rer Auf­be­wah­rungs­an­stalt an. Weder das Kind und sei­ne Bedürf­nis­se noch bil­dungs­wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se kön­nen in Schu­len mit sol­chen Rah­men­be­din­gun­gen Berück­sich­ti­gung fin­den. Schon jetzt kön­nen eini­ge Kin­der in der 5. Klas­se immer noch nicht lesen und das war noch mit gerin­ge­ren Klas­sen­fre­quen­zen und bes­ser aus­bil­de­ten Lehrer*innen. In unse­rem Kiez leben vie­le Kin­der, die in ihren Fami­li­en kein Deutsch spre­chen und / oder in bil­dungs­fer­nen Fami­li­en oder auch in Armut leben. Gera­de die­se Kin­der brau­chen bes­se­re Bedin­gun­gen und mehr Unter­stüt­zung in Schu­len, um einen Bil­dungs­er­folg zu erzie­len. Ganz abge­se­hen davon, dass ein Klas­sen­raum für 28 Kin­der sehr eng ist, was wie­der­um Kon­flikt­po­ten­ti­al unter den Schüler*innen fördert.

Autorin: Lena Remesat

Damit ver­bun­den ist die Bit­te, eine Peti­ti­on zu unter­zeich­nen und bei den zustän­di­gen Stel­len nach einer ver­läss­li­chen umge­hen­den Aus­sa­ge für Eltern und die umlie­gen­den Schu­len zu ver­lan­gen, wie es nächs­tes Schul­jahr und auch in Zukunft mit Kin­dern im Ein­zugs­ge­biet der Anna-Lindh-Schu­le aus­sieht – wer­den die ande­ren Schu­len sie auf­neh­men (müs­sen)? Wo wer­den die­se beschult? Wel­che Unter­stüt­zung / Kom­pen­sa­ti­on ist für die Schu­len vor­ge­se­hen bei Auf­nah­me von mehr Schüler*innen?

Peti­ti­on: https://chng.it/9CFgxS68sD

Wie seht ihr das? Ist eine Ver­klei­ne­rung der Klas­sen­grö­ßen rea­lis­tisch? Sind dem Bezirk ange­sichts des in kur­zer Zeit orga­ni­sier­ten Umzugs der Anna-Lindh-Schu­le (wir berich­te­ten) die Hän­de gebun­den? Wir sind auf Kom­men­ta­re gespannt. 

Gastautor

Als offene Plattform veröffentlichen wir gerne auch Texte, die Gastautorinnen und -autoren für uns verfasst haben.

2 Comments Leave a Reply

  1. Unab­hän­gig davon, muss auf Dau­er die Klas­sen­stär­ke ber­lin­weit redu­ziert wer­den. Es gibt inzwi­schen ein­fach zu vie­le Kin­der die einen beson­de­ren lern und för­der­barf haben. Das kön­nen wir als Lehr­kräf­te kaum allei­ne bewältigen.

    The­ma Anna-Lindh-Schu­le: es wird dem­nächst ein Brand­brief des Kol­le­gi­ums an die Pres­se gelei­tet, zuvor natür­lich an die zustän­di­gen Stel­len. Dann gibt es für alle noch­mal wei­te­re Ein­bli­cke in die täg­li­che „Arbeit“

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