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Schickt mehr Leihräder in den Wedding!

28. Februar 2018
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LeihräderKolum­ne Mehr als 10.000 Leih­rä­der gibt es der­zeit in Ber­lin. Neu­er­dings ste­hen sie auch in Tei­len des Wed­ding in ver­schie­dens­ten Far­ben und Aus­füh­run­gen auf den Geh­we­gen. Noch haben wir Wed­din­ger offen­bar nicht ver­stan­den, was mit den rol­len­den Din­gern zu tun ist. Sie ste­hen über­wie­gend unge­nutzt her­um. Aber auch wenn wir noch unent­schlos­sen oder unwis­send sind, fin­den wir die bun­ten Leih­rä­der toll und rufen heu­te den Anbie­tern zu: schickt uns mehr!

LeihräderIch stel­le mir vor wie irgend­wo in Chi­na ein geschäfts­tüch­ti­ger Chi­ne­se in sei­nem schi­cken Eck­bü­ro mit Pan­ora­ma­blick auf Peking oder Shang­hai sitzt und über das fer­ne Ber­lin nach­denkt. Erst medi­tiert er ein wenig über dem Stadt­plan, um dann plötz­lich mit sei­nem geschäfts­tüch­ti­gen Zei­ge­fin­ger auf die Mit­te der Stadt zu zei­gen: da müs­sen Leih­rä­der hin! Also schickt der geschäfts­tüch­ti­ge Chi­ne­se Leih­rä­der, sehr vie­le Leih­rä­der über den Oze­an und plat­ziert sie genau im Zen­trum von Ber­lin. Am Vin­eta­platz, in der Max-Urich-Stra­ße, in der Togo­stra­ße und natür­lich am Pekin­ger Platz. Aus der Per­spek­ti­ve des geschäfts­tüch­ti­gen Chi­ne­sen sind die­se Stra­ßen tat­säch­lich genau in der Mit­te der deut­schen Hauptstadt.

Mir tut der Chi­ne­se in sei­nem schi­cken Büro ein biss­chen leid. Denn wür­de er sehen, was ich sehe und wür­de er wis­sen, was ich weiß, hät­te er sei­ne Leih­rä­der woan­ders plat­ziert. In der Fried­rich­stra­ße viel­leicht oder irgend­wo im Fried­richs­hain oder in Prenz­lau­er Berg. Wahr­schein­lich weiß er nichts von der Bezirks­re­form, die Wed­ding inter­es­san­ter­wei­se zu Mit­te mach­te. Und er ahnt ver­mut­lich auch nicht, dass wir Wed­din­ger ganz ande­re Pro­ble­me und Wün­sche haben.

LeihräderViel­leicht soll­te ich einen Brief nach Peking oder Shang­hai schrei­ben. Ich könn­te für den ers­ten Schwung Leih­rä­der dan­ken. Und viel­leicht könn­te ich für die zwei­te Lie­fe­rung noch eini­ge Wün­sche äußern. Es gibt mei­ner Mei­nung nach für die­ses Markt­seg­ment näm­lich noch hüb­sche Ideen. So könn­te der Chi­ne­se neben den nor­ma­len Leih­rä­dern für Erwach­se­ne noch Kin­der­leih­rä­der in ver­schie­de­nen Grö­ßen schi­cken. Die könn­ten vor jeder Kita ste­hen. Vor den Schu­len wären BMX-Leih­rä­der toll, vor den Super­märk­ten Las­ten­rä­der. Im Hum­boldt­hain und in den Reh­ber­gen könn­ten Ein­rä­der zum Aus­lei­hen für viel Freu­de sor­gen. Vor die Stan­des­äm­ter gehö­ren natür­lich Tan­dems. Auch Leih-Bier­bikes wären viel­leicht eine Idee. Sie könn­ten im Som­mer mit Grill­bikes kom­bi­niert werden.

Ganz am Ende des Brie­fes wäre hof­fent­lich noch Platz für einen per­sön­li­chen Wunsch: Ich hät­te näm­lich so gern ein son­nen­gel­bes Leih­rad, in Wed­ding­wei­ser-Gelb. Dafür könn­te mein Lieb­lings­blog dann die Paten­schaft über­neh­men. Mit dem son­nen­gel­ben, inter­net­fä­hi­gen Rad mit Wed­ding­wei­ser-Logo fah­re ich dann jeden Tag durchs Afri­ka­ni­sche Vier­tel und über den Leo­pold­platz zu den Gerichts­hö­fen. Oder vom Sol­di­ner Kiez in die Trift­stra­ße. Und dann mache ich jeden Tag ein Sel­fie und schi­cke mei­nen Dank nach China.

PS: Vor einem Jahr haben wir das The­ma noch ganz anders beschrie­ben. Jetzt sind sie uns zu viel, damals hat­ten wir Angst, kei­ne abzu­be­kom­men. So kann es gehen …

Dominique Hensel

Dominique Hensel lebt und schreibt im Wedding. Jeden zweiten Sonntag gibt sie hier den Newsüberblick für den Stadtteil. Die gelernte Journalistin schreibt für den Blog gern aktuelle Texte - am liebsten zu den Themen Stadtgärten, Kultur, Nachbarschaft und Soziales. Hyperlokal hat Dominique es auf jeden Fall am liebsten und beim Weddingweiser ist sie fast schon immer.

6 Comments

  1. Also, wenn ich bei uns aus dem Fens­ter schaue sehe ich drei Miet­rä­der. Die ste­hen auf dem Bür­ger­steig. Ganz nor­mal. Am Rand. Und ich sehe etwa 50 Autos. Die ste­hen am Stra­ßen­rand. Dicht an dicht. So dass man als Fuß­gän­ger kaum durch kommt, geschwei­ge denn mit Kin­der­wa­gen oder Roll­stuhl. Dann muss man ans Ende der Stra­ße und hof­fen, dass nicht wie­der jemand sein Auto direkt auf der Ecke geparkt hat. Oder, die der Ama­zon Fah­rer, der drei Häu­ser wei­ter wohnt, nicht gleich direkt auf dem Geh­weg. Mit­ten drauf. Und die Miet­rä­der sol­len das Pro­blem sein?

    • Sie sind sicher­lich nicht DAS Pro­blem. Aber in Tei­len des Wed­ding, beson­ders im süd­li­chen Teil, ste­hen wirk­lich enorm vie­le her­um. Uns war es zumin­dest eine Erwäh­nung wert, dass es immer mehr wer­den. Und es sind ja auch schon wei­te­re ange­kün­digt wor­den. Leih­rä­der sind eine gute Sache. Die Fra­ge ist nur, war­um sie nicht etwas bes­ser dosiert werden.

  2. Ich benut­ze die­se Leih­rä­der sehr häu­fig. Habe aber gene­rell ein Pro­blem mit den neu auf den Markt gestos­se­nen Rädern von irgend­wel­chen Start­Ups, wel­che über nacht die Kieze damit zupflas­tern oder aber mit denen von LIDL Bike, wel­che her­ren­los die Wege zupflasterm.

    Für mich kommt des­halb nur next­bike in Fra­ge. Weil sie sich von den Bezir­ken ent­spre­chen­de Geneh­mi­gun­gen holen um Sta­tio­nen auf­b­zu­bau­en, wel­che sie dann, sofern die­se leer sind, mit unbe­nutz­ten Rädern auf­fül­len. Also ihre Räder ein­sam­meln und umverteilen.

    • NaJa – für die­sen “Ser­vice” kas­siert Next­bike ja auch jähr­lich 1,5 Mio. vom Senat.

      Schlimm nur, dass sich die ande­ren Anbie­ter um den Zustand und den Abstell­ort der Räder einen Sch­ei… küm­mern und alles lau­fen lassen…
      M.E. wür­den ein oder zwei Anbie­ter – ver­nünf­tig auf­ge­stellt und ARBEITEND – locker aus­rei­chen. Da kann man auf die­se voll­gum­mi­be­reif­ten, bun­ten Blöd­manns­rä­der locker verzichten!

  3. Der wich­tigs­te Teil des Arti­kels steht im P.S.! Für alle, die sich nicht bis dahin durch­ge­quält haben…
    “Jetzt sind sie uns zu viel,..”

    Die­se bun­ten Din­ger sind die PEST und dadurch, dass die Räder ein­fach in die Gegend gestellt wer­den – ohne Rück­sicht dar­auf, ob man als Fuß­gän­ger (z.B. mit Kin­der­wa­gen, Rol­la­tor, Gehil­fe) noch durch­kommt – has­se ich sie noch mehr. 

    Dar­über hin­aus kann ich mich des Ein­drucks nicht erweh­ren, dass Ber­lin zum reins­ten Ver­kehrs­übungs­platz für bis dato NICHT-fahr­rad­fah­ren­de Tou­ris­ten wird. Die wackeln sich durch den Stras­sen­ver­kehr oder über die Bür­ger­stei­ge und haben kei­ne Ahnung, wie es rich­tig geht.
    Und die­se bun­ten Bil­lig­rä­der beför­dern die­sen Trend – GRAUSAM!!

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