Wedding bleibt stabil! Für Lari und die Pausenmusik ist das ganz klar und in dem neuen Album der Band wird durchbuchstabiert, was dieses Stabil bedeutet. „Ermahnung und Erbauung“ erscheint am 2. Dezember als CD und überall dort, wo Musik gestreamt werden kann. Wir haben uns die zehn Songs vorab angehört.
Das neue Album ist die inzwischen fünfte Veröffentlichung der Text-Rock-Kapelle aus dem Wedding. Aufgenommen im Sommer irgendwo in den Weiten der Uckermark kommen die zehn Songs mit viel Gitarre, viel Gesang, einer Prise Schlagzeug und ganz viel Haltung zu allen Weddingern und Nicht-Weddingern, die zuhören wollen. Thematisch ist es bunt gemischt, unterhaltsam und auch politisch.
Ein Song über den Sprengelkiez
Der Wedding schwingt immer irgendwie mit in den zehn Liedern, auch wenn er nur an zwei Stellen expizit erwähnt wird. Für Lokalpatrioten ist wahrscheinlich besonders „Sprengelkiez“ DER Song der neuen CD. In vier Minuten nulleins nehmen die drei Musiker um Lari die Zuhörer mit auf einen Roadtrip durch den Weddinger Kiez. „Willkommen im Sprengelkiez, willkommen bei mit daheim. Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein. Alle sind willkommen und keiner ist allein. Sprengelkiez im Wedding, so soll es immer sein“, singt Lari den Zuhörern zu. Seine Runde durch die Nachbarschaft führt ihn etwa zum Eschenbräu, zum Späti an der Ecke, zur Milchmeergalerie, zum Falafelstand. „Hier kennt wirklich jeder jeden – baden gehen am Pankestrand“, heißt es in dem Lied. Als Weddinger stutzt natürlich, wer den zweiten Teil der Zeile hört. Badet die Band wirklich in der Panke? Wir hätten gern Bilder und veröffentlichen sie gern mit der folgenden Textzeile: „Wedding bleibt hart, Sprengelkiez fight back.“
Vom Kickertisch zum Tischtennis auf dem Sparrplatz, ein mal im Ufercafé zu lange ins Glas geschaut „ab durch den Kiez und ab durch die Nacht, Sprengelkiez im Wedding, du hast mich um den Schlaf gebracht“. Neben dem erbauenden Weddinggefühl kommt am Ende noch die Stabilität ins Spiel. „Die Leute von heute sind schon lang nicht mehr da“, heißt es und tippt das Thema Immobilienspekulation an. „Wo wirst du sein in ein paar Jahr’n? Wenn dein Kiez dich braucht, bist du noch da?“, schließt der Song mit einer Frage.
Verdrängung, Klimakrise, Trallala
Vertieft wird das Thema der steigenden Mieten im Lied „WbA“, was in Langform „Wir bleiben alle“ heißt. Es geht darin um Verdrängung und den Widerstandsgeist, den die Band den Menschen anempfiehlt: „Das ist unsre Stadt, wir bleiben alle, den Kiez macht ihr nicht platt“. Das klingt nicht nach Revolution, eher vorsichtig kämpferisch, etwas wehmütig, aber doch ungebrochen. Der Ton ist erwachsener als in früheren Veröffentlichungen. Die Band weiß, was stabil ist und zieht auch immer noch gern um die Weddinger Häuser. Doch es schleicht sich der mildere Ton der Profis ein, der in emotional aufgeregten Zeiten angenehm ist.
Dass „Lari und die Pausenmusik“ nicht nur ernst sind, beweisen sie im „Lückenfüller“, einem hübschen kleinen Zwischenstück mit entspanntem Trallala. Das nennt man in der Fachsprache wohl Larifari. Dann geht es in „Liebe ist krasser“ gegen Lügen und Hass im Internet und anderswo, in „Ein fauler Kompromiss“ gegen endlosen Konsum, Stillstand und Egoismus, in „Nein“ gegen Stress und die Schnellebigkeit unserer Zeit. Auch die Klimakrise wird nicht ausgespart. „Das Haus brennt“ ist eine Art erweitertes Memo an uns selbst. Darin selbstkritisiert die Band: „Doch wir feiern fröhlich weiter und motzen auf die Politik“.
Überhaupt steht das ständige, zeitgeistige Herummeckern nicht sehr hoch im Kurs bei den vier Musikern: „Die ganze Litanei, wir könn’ sie nicht mehr hör’n, eure Phrasen, die stör’n“. Statt „Harte Zeiten Geleier“ hofft die Band, dass wieder mehr Lebenslust erwacht. Wie das vielleicht ein wenig leichter fällt, dafür hat die Band auch einen letzten Tipp parat. Mit „Kontrolliertes Trinken“ entlassen Lari und die Pausenmusik die Zuhörer nach Ermahnung und Erbauung aus ihrem Lariversum. Der Song ist eine nette kleine Geschichte über eine letzte Runde am Späti oder an der Bar. Im Wedding vermutlich und natürlich so stabil wie man im Wedding nach ein paar Bier zu viel nur sein kann.
Record-Release-Konzert am 2. Dezember
Das Album „Ermahnung und Erbauung“ von Lari und die Pausenmusik erscheint am 2. Dezember als CD und als Stream. Vorgestellt werden die zehn Songs bei einem Record-Release-Konzert am 2. Dezember im August-Bebel-Institut in der Müllerstraße 163. Eintritt ist ab 18.30 Uhr, um 20 Uhr beginnt das Konzert von „Lari und die Pausenmusik“. Die letzte Runde an der Bar ist um 23.30 Uhr. Wegen der begrenzten Platzkapazität wird um Voranmeldung per E‑Mail unter [email protected] gebeten.