Treppe runter, Strickjacke an. In den Gewölben, Bunkern und Kellern der Berliner Unterwelten ist es kühl, in manchen sogar richtig kalt. Und man braucht festes Schuhwerk, denn der Boden ist uneben. Dafür kann man in eine Welt schauen, die sonst verborgen bleibt. Bei der Langen Nacht der Unterwelten am Sonnabend (17.6.) zogen viele Berliner die Strickjacken an und besuchten die zehn geöffneten Anlagen an der U8. Wir haben fünf der zehn Stationen besucht.
Die ehemalige Oswald-Brauerei
Im Gewölbe der ehemaligen Oswald-Brauerei in der Brunnenstraße 143 brauchte man die Strickjacke am nötigsten. Bei frostigen Temperaturen konnte man hier viel über die Tunnelfluchten unter der Berliner Mauer erfahren.
Ein maßstabsgetreuer Fluchtstollen ließ ahnen, was die Fluchthelfer einst auf sich genommen haben, um die Berliner Mauer zu überwinden.
Schwierig war in den ersten zwei Stunden der Langen Nacht der Unterwelten das Hinkommen. Wegen mehrerer Demonstrationen rund um die Brunnenstraße (hier vor der ehemaligen Oswald-Brauerei) war die ganze Region abgesperrt. Auch die U‑Bahn, die als Zubringer zu den Spotts gedacht war, fuhr nicht. Gut für die, die zu Fuß einen Weg um die Absperrungen herum fanden: es war anfangs in den Unterwelten-Anlagen angenehm leer.
Das Unterwelten-Museum
Am Eingang des Unterwelten-Museums, Brunnenstraße 105, bildeten sich dann doch wieder kleine Warteschlagen. Doch die vielen Helfer der Berliner Unterwelten hatten die Lage gut im Griff – es ging überall schnell voran.
Im Museum gibt es Informationen über die Geschichte Berlins aus der unterirdischen Perspektive. Dabei geht es um Luftschutz, die Berliner Rohrpost, die Geschichte von U‑Bahnstationen und alten Brauereikellern.
Der OP-Bunker
Kurzer Abstecher nach Reinickendorf: Der Operations-Bunker am U‑Bahnhof Paracelsusbad ist wirklich eine Reise wert. Objetkbetreuer Manfred Witt unterhielt die Besucher mit vielen lebendigen Geschichten über das ehemalige Verbandskrankenhaus Reinickendorf.
Zu sehen war auch, womit hier unter der Erde operiert wurde. Spannend.
Der Bunker Blochplatz
Eine kleine Schlange vor dem Tiefbunker Blochplatz. Dauerte aber auch nicht lange.
Drinnen gab es interessantes Licht in Orange. Überraschend viel Platz ist hier unter der Erde. Allerdings haben hier im Zweiten Weltkrieg auch 6000 Menschen gleichzeitig Schutz gefunden. Das war vermutlich doch eng.
Die Besucher informierten sich über die Schutzräume, das Belüftungssystem und den Alltag im Bunker.
Der AEG-Versuchstunnel
Weiter ging’s zum AEG-Versuchstunnel an der Voltastraße.
Hier brachte man die Strickjacke wieder. Dafür konnte man die fast 300 Meter lange U‑Bahn-Teststrecke unter dem Brunnenviertel allein erkunden. Das geht sonst nur mit einer Führung.
In Zahlen: der Versuchstunnel ist 3,15 Meter hoch und 2,60 Meter breit. Platzangst sollten man vielleicht trotzdem nicht haben.
Noch ein Abschlussbild vom AEG-Versuchstunnel, weil er so schön ist und weil die Anlage erst seit kurzem besichtigt werden kann.
Die Lange Nacht der Unterwelten fand anlässlich des 20. Geburtstages der Berliner Unterwelten statt. Der Verein gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Vereinen am Gesundbrunnen, wo er seinen Sitz hat. Herzlichen Glückwunsch Berliner Unterwelten!
Text und Fotos: Dominique Hensel