Lisa ist Weddingerin aus Überzeugung. „Osramkiez for life!“ sagt sie lachend, als sie fröstelnd den Schal enger zieht. Dass die warme Jahreszeit endgültig vorbei ist, merkt nicht nur sie. Vor allem für die Menschen, die kein eigenes Zuhause haben, beginnt jetzt eine harte Zeit. Wenn Lisa die Müllerstraße hoch läuft, kommt sie am neuen Standort von „Evas Haltestelle“ vorbei, einer Hilfseinrichtung für obdachlose Frauen, die der Sozialdienst der katholischen Frauen im Wedding betreibt. Evas Haltestelle ist eine Institution im Kiez und hat nun endlich an der Müllerstr. 126 einen neuen Standort gefunden – bis zu 100 Frauen finden in den neuen Räumlichkeiten einen sicheren Ort, um zu schlafen, zu essen, sich zu waschen und soziale Kontakte zu pflegen.
„Jedes Mal, wenn ich dort vorbeigelaufen bin, habe ich mich gefragt, was obdachlose Frauen eigentlich machen, wenn sie ihre Tage haben? Da denkt man irgendwie nie drüber nach.“ Lisa hat einfach mal nachgefragt. Und in der Tat ist Menstruation nicht nur immer noch ein Tabuthema, sondern ein großes Problem für Frauen, die auf der Straße leben.
„In der Förderung des Bezirks im Rahmen der Kältehilfe ist ein sehr überschaubares Budget für die Hygienemittel für obdachlosen Frauen enthalten. Es trägt den Bedürfnissen der Frauen in keiner Weise Rechnung. Auch obdachlose Frauen habe Ihre Tage oder sind inkontinent – doch wo sollen sie dann hin, um sich zu waschen und zu pflegen?“ so Ursula Snay, Pressesprecherin des Trägers Sozialdienstes katholischer Frauen.
Wie schwierig es sein muss, ihre Periode zu haben, aber keine Möglichkeit, Tampon oder Binde zu wechseln, kann sich wohl jede Frau vorstellen. Trotzdem ist das Thema vielen Leuten unangenehm. Dazu kommt, dass Tampons auch einfach immens teuer sind. Obdachlose Frauen müssen sich einmal im Monat zwischen Essen, Schlafplatz und persönlicher Hygiene entscheiden. Das wollen Lisa und ihre Kolleginnen bei betterplace.org dringend ändern und haben deswegen die Spendenaktion #nichtrotwerden ins Leben gerufen. Schon mit drei Euro kann eine Frau nämlich einen Monat mit Hygienemitteln versorgt werden – denn das Leben auf der Straße ist auch so hart genug.
„Die Aktion von betterplace, die Besucherinnen von Evas Haltestelle mit Hygienemitteln aller Art zu unterstützen, ist großartig”, freut sich Ursula Snay von Evas Haltestelle. “Das hilft weiter, das schafft ein wohliges Körpergefühl, das gibt den obdachlosen Frauen ihre Würde. Der Sozialdienst katholischer Frauen sagt im Namen der obdachlosen Frauen DANKE!“
Hier könnt ihr spenden und Evas Haltestelle unterstützen: nichtrotwerden.betterplace.org
Text: Alisa Ehlert, Fotos: privat
Evas Haltestelle in neuen Räumlichkeiten in der Müllerstr. 126
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