Nun ist der geneigte Weddinger noch immer ein wenig stolz darauf, dass die anderswo gepflegte staatlich alimentierte Hochkultur hier bislang nur kleine Kringel, aber sonst einen ziemlich Bogen ums Areal schlägt. Das mag gentrifizierungstechnisch von Vorteil sein, verursacht dabei aber um so mehr Wellenschlag, wenn selbst das Wenige an subventionierter Kunst und Kultur den Bach runter geht. So wie beim Musiktheater Atze.
Chef Thomas Sutter schlägt Alarm, weil die schönste, größte und beliebteste Bühne Deutschlands, die sich ausschließlich an Kinder und Jugendliche wendet, mal wieder vor dem Aus steht. Nachdem im vergangenen Jahr das Gebäude erfolgreich aus dem Immobilienetat des Stadtbezirks heraus und in den des Landes Berlin hinein verschoben werden konnte, dachten ja alle Beteiligten, dass damit das Überleben von Atze gesichert sei. Heute sehen sie sich massiv getäuscht. 682.000 Euro bräuchte das Theater, damit freie Schauspieler nicht mehr prekär entlohnt und die Beiträge für die Sozialversicherung gezahlt werden können oder die Löhne der Festangestellten wenigstens annähernd Tarifniveau erreichen.
Nun aber wurde Sutter mitgeteilt, dass die frisch aufgestockten Mittel des Berliner Kulturetats für andere Projekte vorgesehen sind und Atze allerhöchsten mit einer „kleinen“ Summe rechnen könne. Für den Theaterleiter würde das bedeuten, dass das Atze im Laufe des kommenden Jahres seinen Betrieb einstellt. Für zehntausende Kinder und Jugendliche, für hunderte Schulklassen nicht nur aus dem Wedding fiele damit ein wichtiges Kultur- und Bildungsangebot weg. Ach ja: Mal eben nach Lichtenberg, Kreuzberg oder anderswohin zu fahren, geht dann wahrscheinlich auch nicht mehr. Den dortigen Kinder- und Jugendtheatern steht das Wasser ebenfalls bis zum Hals.
Autor: Ulf Teichert
Ja ja .… für den Scheiß haben die Städte und Kommunen Zaster übrig. Aber das Kulturelle, sowie deren Akteure bleiben mal wieder auf der Strecke.
es sollte heiße “für jeden Scheiß”