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Soziales Projekt mit Personalsorgen:
Kolleg:innen dringend gesucht!

10. März 2022
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Wenn Bernd Kun­ckel nach rechts aus dem Fens­ter in der vier­ten Eta­ge schaut, sieht er einen Hof in der Gericht­stra­ße. Gra­fit­ti, ein Street­art-Kunst­werk, bun­tes Wed­din­ger Leben. Wenn er ger­de­aus schaut, hat er eben­falls einen guten Über­blick. Er sieht dann durch eine Glas­schei­be in den Neben­raum und kann die Jugend­li­chen sehen, für die die­ser Ort eine Chan­ce bedeu­tet. Seit acht Jah­ren küm­mern sich hier Sozi­al­ar­bei­ter und Leh­rer um jun­ge Men­schen, die einen Weg außer­halb der Regel­schu­le suchen oder wie Bernd Kun­ckel es sagt: „Hier sind Jugend­li­che, die in der Schu­le nicht wei­ter­kom­men, an denen sich die Leh­rer die Zäh­ne aus­ge­bis­sen haben“.

Bernd Kunckel in seinem Büro in der Gerichtstraße. Von hier aus koordiniert er die Move-Projekte. Foto: Hensel
Bernd Kun­ckel in sei­nem Büro in der Gericht­stra­ße. Von hier aus koor­di­niert er die Move-Pro­jek­te. Foto: Hensel

„Hier bei uns kön­nen die Jugend­li­chen ihre Schul­pflicht erfül­len, eine Tages­struk­tur ein­üben, sich prak­tisch aus­pro­bie­ren und auf einen Abschluss vor­be­rei­ten“, sagt Bernd Kun­ckel. Die Bedin­gun­gen dafür sind gut: klei­ne Grup­pen, viel Bezie­hungs­ar­beit, gemein­sa­mes Früh­stück, Pra­xis­pro­jek­te, weni­ge Regeln. „Die Jugend­li­chen abho­len“ nennt es Bernd Kun­ckel. Abge­holt wer­den die Jugend­li­chen im Rah­men der Move-Pro­jek­te. Das sind Pro­jek­te der Jugend­be­rufs­hil­fe des frei­en Trä­gers Zukunfts­bau. 1996 gab es das ers­te Move-Pro­jekt, inzwi­schen gibt es vie­le Able­ger: für schul­mü­de Jun­gen und Mäd­chen an bestimm­ten Wed­din­ger Schu­len, spe­zi­ell für Mäd­chen oder für Jugend­li­che mit Fluchterfahrungen.

Bernd Kun­ckel arbei­tet seit 20 Jah­ren bei Zukunfts­bau, die Move-Pro­jek­te koor­di­niert er seit fünf Jah­ren. Wie vie­le sei­ner Kol­le­gen bringt er eine wei­te­re Qua­li­fi­zie­rung mit, er ist Tisch­ler. Damit könn­te er mit den Jugend­li­chen neben dem Unter­richt in der Holz­werk­statt arbei­ten. Doch dafür hat er als Koor­di­na­tor kei­ne Zeit. „Der Bedarf nach sol­chen Pro­jek­ten ist rie­sig. Die Arbeit hier ist sinn­stif­tend und bie­tet viel Frei­heit und Abwechs­lung, die Bezah­lung ist auch gut. Das Pro­blem ist: wir fin­den trotz­dem immer schwe­rer Per­so­nal“, sagt Kunckel.

Nicht nur die Wirt­schaft oder der Pfle­ge­be­reich sind von Per­so­nal­man­gel betrof­fen. Auch im sozia­len Bereich blei­ben immer mehr Stel­len unbe­setzt. Die Coro­na-Pan­de­mie hat das Pro­blem ver­grö­ßert: „Wenn wir frü­her eine Stel­le geschal­tet haben, beka­men wir 40 bis 60 Bewer­bun­gen. Heu­te den­ke ich: Es muss doch Leu­te geben, die den Job machen wol­len!“ Aktu­ell braucht Bernd Kun­ckel für die Gericht­stra­ße einen neu­en Kol­le­gen, für ande­re Move-Pro­jek­te wer­den wei­te­re Sozi­al­päd­ago­gen oder Erzieh­ner gesucht (www.zukunftsbau.de/stellen).

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Der Text stammt aus der Wed­din­ger All­ge­mei­nen Zei­tung (–> E‑Paper), der gedruck­ten Zei­tung für den Wed­ding. Geschrie­ben wur­de er von Domi­ni­que Hen­sel. Wir dan­ken dem RAZ-Verlag!

1 Comment

  1. Tol­ler Beruf, nur das Stun­den­mo­dell lei­der über­holt. Die Men­schen wol­len nicht mehr 40h arbei­ten, zumal das in die­sem her­aus­for­dern­den Arbeits­feld beson­ders hin­ter­fra­gens­wert ist. Für gelin­gen­de und nach­hal­ti­ge sozia­le Arbeit muss der Raum zur Erho­lung und Refle­xi­on bestehen.

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