Große und kleine Geschichten:
Kiezmomente im Wedding: Im Waschsalon

Unsere Autor:innen sind nicht nur im Wedding unterwegs – sie sind mittendrin im Alltag. Im Supermarkt, auf dem Spielplatz oder beim Schlendern durchs Viertel: Überall warten Geschichten, Geräusche, Begegnungen. Und manchmal schreiben uns sogar Leser:innen direkt. So entstehen sie – diese kleinen, echten Kiezmomente. Alles Wedding.

„Fast jeden Freitag gehe ich in den Waschsalon neben der Kapernaumkirche – immer dann, wenn ich in meiner Werkstatt am Plötzensee arbeite. Es ist bequemer als der Weg in die Wohnung, und schneller geht’s auch. Szenen wie diese kennt man aus Filmen: Menschen, die halb bekleidet warten, während ihre Kleidung kreist. Ein gutes Bild, dachte ich.
An diesem Tag piept mein Handy – die Wäsche ist fertig. Ich gehe aus der Kneipe 'See-Tank' rüber, will umfüllen. Und da sitzt tatsächlich jemand, direkt am Eingang, in Unterhose und Schuhen. Wartet ruhig auf seine Sachen. Mein erster Impuls: Kann ich helfen? Aber meine eigene Wäsche ist noch nass.
Beim Vorbeigehen sehe ich: Er tippt auf seinem iPhone, ganz entspannt. Kein Drama. Einfach Alltag. Das ist Berlin. Das ist Wedding.“

Unser Leser Benjamin Weißstern

Er hat seit mehr als zwei Jahren einen neuen Namen, er hat ein halbes Humboldt-Denkmal (die andere Hälfe steht im Humboldt-Forum in Mitte) und er hat ganz viel verwilderte Wiese. Aber wirklich einladend ist er nicht: der Manga-Bell-Platz im Afrikanischen Viertel.  Von den Nachbarn wird er höchstens an den Rändern und oft auch als Hundewiese genutzt. Doch das soll sich jetzt ändern. Die Initiative Mach mal Platz hat viele interessierte Gruppen zusammen gebracht, die Anwohner befragt und auch schon mit dem Bezirksamt Kontakt aufgenommen. „Die Anwohner fühlten sich vom Bezirk vernachlässigt." resümiert Martin Barthel von Comparative Research Network, das den organisatorischen Rahmen für die Initiative bereit stellt.

Zum Tag der Stadtnatur hat Machmalplatz mit einen Aktionstag die ersten sichtbaren Ergebnisse  auf dem Platz präsentiert. Es sind von den Schülerinnen und Schülern der nahen Möwensee-Grundschule in einem Workshop selbst gebaute Sitzbänke aus Holz. An den Seiten sind Pflanzkästen eingebaut, die am Aktionstag mit Blumen verschönert wurden. Bis Ende September dürfen sie jetzt erst einmal stehen bleiben. Bis dahin soll noch viel geschehen. Es sollen Geschichten von und über den Platz gesammelt werden, die Möwensee-Grundschule will den Platz als „Grünes Klassenzimmer" nutzen und auch Ideen zum klimagerechten Umgestaltung sollen entwickelt werden.

Kontakt: [email protected]

Text/Bilder: Rolf Fischer

An der Rampe zwischen U- und S-Bahnhof Wedding, direkt beim Aufzug zur S-Bahn, sitzt ein Mann mit Geige. Den Tönen, die er seinem Instrument entlockt, fehlt jede Harmonie – schief, kratzend, hart an der Grenze zur Schmerzgrenze.
Trotzdem spielt er weiter. Die wenigen Passant:innen gehen wortlos vorbei, in seinem Hut landet keine Münze.
Auf der Rolltreppe nach oben übertönen nicht einmal die Straßengeräusche das Geigenspiel. Eine Frau dreht sich zu ihrem Begleiter und sagt:
„Vielleicht müsste man ihm Geld geben, damit er aufhört?“

Vor der Feuerwache am Schillerpark herrscht kurzes Gewusel: Feuerwehrleute verladen Sauerstoffflaschen in ein Einsatzfahrzeug. Ohne Hektik, ohne Blaulicht. Wenig später fährt das Fahrzeug los – ganz ruhig, in den nächsten Einsatz.
Rot-weiß sind eben nicht nur die Poller im Kiez, sondern manchmal auch die Farben der Routine.

Und jetzt seid ihr dran!

Ihr habt etwas gesehen oder erlebt, das in die Kiez-Momente gehört? Dann schickt uns eure Entdeckung – gern mit Foto – an:
📩 [email protected]

Und wenn ihr Lust auf mehr Wedding habt: Bleibt dran! Wir sammeln weiter für euch – kleine und große Geschichten aus dem Kiez.