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Kleine und große Geschichten:
Kiez-Momente: Weddinger Heuschrecke

1. September 2025
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Unsere Autor:innen sind nicht nur im Wedding unterwegs – sie sind mittendrin im Alltag. Im Supermarkt, auf dem Spielplatz oder beim Schlendern durchs Viertel: Überall warten Geschichten, Geräusche, Begegnungen. Und manchmal schreiben uns sogar Leser:innen direkt. So entstehen sie – diese kleinen, echten Kiezmomente. Alles Wedding.

Das Wort Heuschrecke fällt im Wedding meist im Zusammenhang mit Immobilien. Unser Leser Micha fand ein echtes Exemplar in der Antwerpener Straße. "Ein Nachbar erzählte uns, er hätte eine in der Togostraße gesehen und eine in der Wohnung gehabt", schreibt er.

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Mitgehört im Wedding

Am Altglascontainer stand er, der Berliner Mikrokosmos:
Eine ältere Dame sortierte gewissenhaft nach Farben – Weißglas, Grünglas, Braunglas, als ginge es um die Aufnahmeprüfung in der Glasfachschule. Ein junger Typ kam dazu, Kopfhörer auf, Flasche in der Hand. Er schaut kurz, zielt – und wirft die klare Wodkaflasche schwungvoll ins Braunglas.

Die Dame reißt die Augen auf: „Junger Mann! Dat is doch keen Braun, det is Weiß!“
Er zuckt die Schultern, lächelt breit und sagt: „Na jut, denn ham wa eben jetzt Berliner Buntglas erfunden.“


Zaun drum!

Wieder ein Morgen auf dem Weg über den Zeppi; vorbei an der täglichen stillen, aber regen Krümelpatrouille der Krähenscharen bis zum Klapptor Am Zeppelinplatz Ecke Limburger Straße: auch heute steht es offen. Aber was fällt mir auf, als ich bereits auf der Mitte des Sandweges, der schräg übers Grün unter den hohen Lindenbäumen des Zeppi führt? Heute stehen alle Metalltore offen, alle rundum am Platz, die den Rasen umsäumen. Diese Tore muss man nur anstupsen, und sie drehen sich so weit wie der Anschwung reicht.


Aha, ich denke nach. Vorbei an der dunkelbraunen Doppelliege: Okay, das ist aber funkelnagelneu und so schön! Das Holz ist nicht nur frisch, sondern auch hochglanzpoliert, was längere Freude am
Nutzen verspricht. Ganz prima! Gerne mehr davon! Her damit!


Die Tore sind beschriftet mit dem Wort „Hundeverbot“. Es ist also verboten, Hunde über den Platz zu führen, mit oder ohne Leine. Auch sehr gut! Was aber, wenn nicht angeleinte Hunde über den Rasen laufen und sich dort aufhalten, mit all den denkbaren Konsequenzen? Über das Wort "Hundeverbot" hinaus kann man ein, zwei Schritte weiterzudenken und wissen, dass die beweglichen Tore besser geschlossen sind.


Ich fände es erschreckend und schade, wenn man dort unter der Picknickdecke auf schlimme Überraschungen stoßen würde.
So spreche ich die jungen Frauen vom Evang. Kinderhaus an, die heute früh dort auf ihre Kinder aufpassen, die munter spielen und sich vorlesen lassen. Mein Vorschlag, etwas mehr Mundpropaganda
für verschlossene Tore zu machen, wird freundlich angenommen. Eine Meldung beim Amt mit der Bitte um eine ausdrückliche Aufforderung zum Torschließen würde vermutlich bis kommenden Sommer oder länger dauern.
Ich gehe weiter heimwärts und stelle mir vor, dass es in unserer Stadt vor vielen Jahren noch keine Zäune und Türen an den Kinderspielplätzen gab: ich wäre, als meine drei Millenials klein waren, sehr froh darüber gewesen!

Renate Straetling

Und jetzt seid ihr dran!

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Die ehrenamtliche Redaktion besteht aus mehreren Mitgliedern. Wir als Weddingerinnen oder Weddinger schreiben für unseren Kiez.

1 Comment Schreibe einen Kommentar

  1. Statt Heuschrecken seit Jahren Stinkwanzeninvasion, werden von Jahr zu Jahr mehr. Suchen im Herbst warme Plätze zum Überwintern, gern auch im Wohnzimmer. Sind zwar reine Vegetarier aber dennoch ein zunehmendes Ärgernis. Irgendwann mal eingeschleppte Art.

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